Aus „101 Dalmatiner“ werden 101 Minuten!

Erneute Schiri-Aufregung bei Paloma-Sieg über Billstedt

04. September 2016, 19:23 Uhr

Ohne Rücksicht auf Verluste: Juro Julardzija (l.) vs. Carlos Gomes. Foto: noveski.com/Bode

Hat es ein Schiedsrichter in der heutigen Zeit schwer? Ohne Frage! Hat ein unparteiischer Spielleiter den undankbarsten „Job“ auf dem Platz? Vielleicht! Aber sorgen die Referees oftmals nicht auch selbst dafür, dass sie anschließend in der Kritik stehen? Eine Frage, die sich wohl dann am besten beantworten lässt, wenn gleich beide Mannschaften nach dem Schlusspfiff unzufrieden mit dem Mann in Gelb sind. Ein Schiedsrichter wird nicht dazu gezwungen, diese Aufgabe auszuüben - genauso wenig wie Spieler, Trainer oder sonstige Verantwortliche. Und ein Schiedsrichter muss im Nachgang ebenso mit Kritik umgehen, wie die handelnden Akteure oder Personen im Umfeld eines Vereins.

Die Szene, die im Nachgang zur Roten Karte gegen USC-Fänger Lorenzen führte: der Keeper wurde von Örün (l.) und Julardzija bedrängt. Foto: noveski.com/Bode

Warum diese „Einleitung“ im Spielbericht zum Hansa-Aufeinandertreffen zwischen dem USC Paloma und dem SC V/W Billstedt? Ganz einfach: erneut stand der Schiri im Blickpunkt. Genauer gesagt: Benjamin Stello (SC Egenbüttel) sorgte dafür, dass nicht das Fußballspiel – welches über ganz weite Strecken vom Niveau her ebenso wenig den Ansprüchen dieser Liga genügte –, sondern er selbst in den Mittelpunkt rückte. In einem 80 Minuten lang unspektakulären Match „schaffte“ es Stello, für eine elfminütige Nachspielzeit zu sorgen – und das mit einigen aberwitzigen (Nicht-)Entscheidungen! Völlig unbeteiligt war er noch am einzigen Tor des Tages, das vier Minuten vor Schluss fiel und einen entsetzten V/W-Coach Dennis Kreutzer zurückließ. Was war passiert? Die Standards der Gäste glichen an diesem Vormittag allesamt einer Zumutung. So auch in Minute 86, als ein Iwosa-Eckball abgefangen wurde, Paloma zum Konter ansetzte – während die Billstedter keinerlei Rückwärtsbewegung an den Tag legten und vorne einfach „parkten“.

Der Schlussmann traute seinen Augen kaum... Foto: noveski.com/Bode

Denny Schiemann bediente Leotrim Istrefi, der eine Fünf-gegen-Zwei-Überzahl zunächst schlecht ausspielte und mit seinem Querpass hängen blieb. Allerdings setzte Tom Bein ganz stark nach, erkämpfte sich den Ball 22 Meter vor dem gegnerischen Tor zurück, umlernte zwei Gegenspieler und schoss aus zehn Metern ganz überlegt ins linke untere Eck ein! Ein alles in allem nicht unverdienter Sieg der Hausherren, die im zweiten Durchgang etwas mehr investierten und die „Schlafmützigkeit“ der Billstedter ausnutzten. Doch dann: 92 Minuten waren bereits vorüber, als USC-Schlussmann Frederick Lorenzen eine harmlose Flanke abfing und von Erdinc Örün unbeabsichtigt in der Luft angegangen wurde. Der Keeper sank zu Boden und sah sich nicht nur Örün, sondern auch Juro Julardzija direkt gegenüber. Letztgenannter stürmte urplötzlich auf den Assistenten zu, reklamierte ein Nachtreten des Torhüters. Schiri Stello beriet sich kurz mit dem Mann an der Seitenlinie und zückte auf einmal glatt Rot gegen Lorenzen aufgrund einer „versuchten Tätlichkeit“.

Während sich Hartung (l.) den Kopf hielt, stürmten die Spieler des USC Paloma auf "Übeltäter" Semir Osmanbegovic zu. Foto: noveski.com/Bode

Eine nicht nur sehr kleinliche Entscheidung – schließlich wurde Lorenzen von einem Duo leicht bedrängt und versuchte lediglich, sich da rauszuwinden. Was das Gespann in jener Situation allerdings gänzlich übersah, war ein Kopfstoß von Semir Osmanbegovic gegen Paloma-Kapitän Torsten Hartung! Nicht nur das: die Begegnung wurde nun extrem hektisch und Osmanbegovic hatte sein Glück noch lange nicht aufgebraucht. Nachdem sich Mittelfeldakteur Bastian Nendza die Handschuhe überzog, da das Wechselkontingent der Hausherren bereits ausgeschöpft war, kam es in der 97. Minute (!) zum nächsten großen Aufreger um Osmanbegovic. Wieder im Zweikampf mit Hartung, traf er diesen – am Boden liegend – mit dem Fuß am Kopf. Erneut blieb die Aktion ungeahndet – doch nun entstand ein großer Tumult zwischen allen Beteiligten. USC-Manager Carsten Gerdey musste sogar auf den Platz und den komplett aufgebrachten Max Krause zurückhalten. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, ehe Stello – über die gesamte Zeit nicht nur mit jenen zwei Fehlentscheidungen zugunsten der Billstedter, sondern auch mit einigen merkwürdigen und seltsamen Pfiffen gegen V/W – nach 101 gespielten Minuten abpfiff.

Den Sieg und die drei Zähler behielt jedoch der Oberliga-Absteiger daheim. Foto: noveski.com/Bode

„Ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, mich zurückzuhalten. Denn die Leistungen der Schiedsrichter in der Landesliga sind sehr grenzwertig – und leider findet da auch kein Austausch statt, sondern die Schiris fühlen sich immer sofort bedroht und sind schnell weg. Ich habe mich schon damit abgefunden, es in Kauf zu nehmen“, lautete das fast schon traurige Fazit von Wacker-Coach Dennis Kreutzer. „Ich finde es einfach nur schade, dass am Ende so viel Hektik reinkam und einige Dinge dafür sorgten, dass die Emotionen hochkochen“, befand Steffen Harms. Das sportliche Fazit des siegreichen Übungsleiters fiel wie folgt aus: „Dieser Sieg tut unheimlich gut! Wir hatten bisher viele enge Spiele und hatten heute das glücklichere Ende mal auf unserer Seite“ Kreutzer bilanzierte: „Für uns ist nicht nur das Spiel, sondern auch das Ergebnis sehr enttäuschend, da wir bis dato ungeschlagen waren und unbedingt was mitnehmen wollten. Aber man hat uns die zweiwöchige Spielpause deutlich angemerkt. Es war ein sehr umkämpftes Spiel, auf einem fußballerisch nicht hohen Niveau. Das Gegentor darf uns so natürlich in keinem Fall passieren, dass wir nach einem eigenen Standard mit Fünf gegen Zwei regelrecht überrannt werden. Das haben wir sehr schlecht gemacht!“

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