Oberliga

Aus „Verlegenheit“ eine torreiche Tugend gemacht: „Ossy“ mischt die Oberliga auf!

03. Dezember 2023, 16:06 Uhr

Was für eine Ausbeute in seiner ersten Oberliga-Saison: Mit 16 Treffern führt Osman Güraltunkeser die Torjägerliste an. Foto: noveski.com

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren seine Qualitäten auf einer ganz anderen Position gefragt. In der Landesliga-Saison 2021/22 sah man beim FC Bingöl in ihm einen Innenverteidiger. Anderthalb Spielzeiten später ist Osman Güraltunkeser in der höchsten Hamburger Spielklasse der beste Torjäger – noch vor einem Martin Harnik. In seinem allerersten Oberliga-Jahr lesen sich Güraltunkesers Zahlen überaus eindrucksvoll: 16 Spiele, 16 Tore und neun Vorlagen. „Ossy“ ist der Tor-Garant beim FC Süderelbe!

Eine seiner großen Stärken: Güraltunkesers unglaubliche Schusstechnik - zweifellos eine Qualität des "Verlegenheits"-Stürmers. Foto: noveski.com

Und dennoch befindet sein Trainer Stefan Arlt: „Ich glaube nicht, dass schon eine Entwicklung stattgefunden hat, sondern er spielt immer noch den Fußball, den er auch vorher gespielt hat. Es gibt schon noch ein paar Punkte, wo er sich steigern kann und muss“, sieht er das enorme Potenzial bei seinem Sommer-Neuzugang – und benennt zugleich einen Punkt beim Namen: „Er kann wesentlich besser Fußball spielen als er es zeigt. Wenn wir im Training zugucken, ist er mit Ball auf jeden Fall einer der drei Besten“, so Arlt, der meint, dass Güraltunkeser „im Spiel noch oft untertaucht“. Aber: „Er bekommt auch zu wenig Bälle, weil unser Spiel nicht so sehr auf die Räume, in denen er sich aufhält, ausgerichtet ist. Das ist noch ein Prozess zwischen Mannschaft und ihm.“

"Von den ganzen Bewegungsabläufen ist er ein Achter"

"Ossy" Güraltunkeser (re.) kickte auch schon für den Buxtehuder SV und den FC Türkiye. Beim FC Süderelbe ist er in der Oberliga angekommen. Foto: noveski.com

Ein Prozess, der beim 23-Jährigen zu einem enormen Leistungssprung in den letzten Jahren geführt hat. Und auch die Statistiken sprechen ganz klar für ihn. „Er hat jetzt 16 Tore geschossen – da kann ich ja nicht meckern“, betont Arlt, fügt jedoch gleichzeitig an: „Ich denke, dass da noch was kommt von ihm. Ob das dazu führt, dass er noch mehr Tore schießt, das ist immer ein anderes Thema. Aber ich glaube, er hat noch nicht alles gezeigt. Ich sehe das ja im Training: Der Junge kann verdammt viel an und mit der Pille und ist ein richtig guter Fußballer.“ Einer, der am Kiesbarg „eigentlich nur aus Verlegenheit ganz vorne spielt“, wie Arlt meint. Der Grund sind die vielen Ausfälle im Sturm. „Von den ganzen Bewegungsabläufen ist er ein Achter.“ Ein Achter mit einem ganz besonderen Huf. „Wenn er was kann, dann ist das Schießen!“

"Wenn die ganze Mannschaft so hinter dir steht, kannst du nur gut spielen"

"Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dazu in der Lage sind, in dieser Liga jeden zu schlagen", sagt Güraltunkeser, der auch im Pokal auf die Überraschung hofft. Foto: noveski.com

Güraltunkeser selbst erinnert sich noch gut an die Zeiten, in denen er in der hintersten Kette fürs Tore verhindern zuständig war. „Seit letzter Saison spiele ich im Sturm. Da waren es Momo (Tan, Anm. d. Red.) und Peter (Lemke), die mir so vertraut und das Gefühl gegeben haben, dass ich sich glänzen kann“, spricht Güraltunkeser auf seine Spielzeit beim FTSV Altenwerder an, wo er mit 26 Treffern zum Torschützenkönig in der Landesliga Hammonia avancierte, das Interesse einiger Oberligisten weckte und schließlich zum FC Süderelbe wechselte. „In dieser Saison sind das Stefan (Arlt), Florin (Tirt) und natürlich auch die gesamte Mannschaft, die mir dieses Vertrauen schenken. Wenn die gesamte Mannschaft so hinter dir steht, dann kannst du nur gut spielen“, gibt er sich ganz bescheiden.

"Ich bin fest davon überzeugt, dass wir jeden schlagen können"

16 Tore durfte und konnte Güraltunkeser (Mi.) in ebenso vielen Einsätzen bereits bejubeln. Hinzu kommen starke neun direkte Vorlagen. Foto: noveski.com

Sehr selbstbewusst zeigt sich Güraltunkeser allerdings in Bezug auf die sportlichen Ambitionen mit seinem FCS. Obwohl die Serie bis dato für das Team von der Punkteausbeute noch nicht komplett nach Plan verlief, ist er sich sicher: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dazu in der Lage sind, in dieser Liga jeden zu schlagen.“ Das eine oder andere Ausrufezeichen hat man auch schon gesetzt. Und nicht nur in der Liga, auch im Pokal sind die „Kiesbargler“ noch vertreten. Im Viertelfinale wartet Top-Favorit FC Teutonia 05 auf die Arlt-Equipe. „Wir wissen, was auf dem Kiesbarg möglich ist und wollen uns auch vor niemandem verstecken. Natürlich ist Teutonia der Favorit. Aber wir wollen den Favoriten und Titelverteidiger ärgern“, betont Güraltunkeser.

Was die ganz persönlichen Ansprüche betrifft, will er die Trauben nicht allzu hoch hängen – und entgegnet auf die Nachfrage, ob er sich eine bestimmte Anzahl an Toren als Ziel gesetzt habe: „Um ehrlich zu sein, habe ich das nicht. Auch schon in der letzten Saison nicht. Ich glaube, das ist besser so, einfach von Spiel zu Spiel zu schauen und der Mannschaft mit so vielen Toren wie möglich zu helfen.“ Fakt ist, dass er mit diesem Weg bisher gut gefahren und der Anfang erst gemacht ist…

Autor: Dennis Kormanjos