Ausgerechnet Richert: Ex-Pinneberger führt HR zum Derbysieg!

Trotz Pleite: "Haben eines der besten Derbys gespielt“

07. August 2016, 19:12 Uhr

Neuzugang Christian Okafor (l.) brachte HR auf die Siegerstraße. Foto: KBS-Picture.de

Am ersten Oberliga-Spieltag konnten die Ergebnisse von der SV Halstenbek-Rellingen und dem VfL Pinneberg kaum gegensätzlicher sein: Während HR am Berner Heerweg gegen den SC Condor mit 0:3 unterging, ließ der VfL gegen Aufsteiger Osdorf nichts anbrennen (6:1). Am zweiten Spieltag, im heiß umkämpften Kreisderby, fing das Spiel allerdings wieder bei Null an und diesmal behielt die Bliemeister-Elf die Oberhand!

Wer jubelte mit Schütze Okafor (l.)? Richtig, es ist der gerade erst aus Pinneberg an den Lütten Hall gewechselte Sascha Richert. Foto: KBS-Picture.de

„Wir sind übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen, dass der heutige Sieg mehr als glücklich ist“, waren sich VfL-Coach Torben Reibe und HR-Trainer Thomas Bliemeister nach dem Spiel einig und analysierten gemeinsam die absolvierten und chancenreichen anderthalb Stunden - und die hatten es von Anpfiff an in sich: Während sich die Reibe-Elf unzählige Torchancen herausspielte und der Coach am Ende „zwölf Großchancen“ gezählt hatte, bei denen „drei Mal die Latte getroffen und zwei Mal auf der Linie geklärt wurde“, waren es die Hausherren, die mit zwei Chancen ihre volle Effektivität an der Tag legten und den Gast mit einem 0:2-Rückstand in die Kabine trotten ließ. So schickte Christian Okafor sein Team, nach einem Pressschlag im Mittelfeld, einem Angriff über die Außen und Zuspiel von Sascha Richert – wechselte er st vor einigen Tagen von der einen auf die andere Seite –, auf die Siegerstraße (29.), ehe Tim Jeske – nach einem zu kurz geratenen Klärungsversuch von VfL-Torwart Baese und abermaliger Richert-Vorlage – alleine vor dem Gegentor auftauchte und zum 2:0 vollendete (37.). Ausgerechnet Jeske, wird sich der eine oder andere Derby-Anhänger gedacht haben. Denn der Blondschopf war in der Vorsaison noch beim Lokalrivalen aktiv!

Auf der Gegenseite scheiterte derweil Kaetow, nach Querpass von Borck, aus einem Meter an der Unterkante der Latte, um danach weitere zwei Male zu verzweifeln, als er alleine auf HR-Keeper Oest zulief und in diesem entweder seinen Meister fand (21.) oder erneut nur den Querbalken im Weg stehen hatte (42.)! Doch auch die restlichen VfL-Akteure kamen nicht zum Erfolg und rauften sich die Haare, als Borck ebenfalls vergab (33.). „Wir haben unsere Tore nicht gemacht und dann unterlaufen uns hinten zwei blöde Fehler, sodass wir zur Halbzeit 0:2 zurücklagen“, ärgerte sich Reibe nach dem Spiel. 

Mit Tim Jeske (l.) traf ein Ex-Pinneberger für HR zum 2:0. Foto: KBS-Picture.de

Auch in der zweiten Halbzeit sollte Pinneberg zunächst nicht zum erhofften Torerfolg kommen und so wurden die Haare der Gäste von Minute zu Minute grauer. Doch in der 67. Spielminute kam es endlich zum kleinen Hoffnungsschimmer, als dem stark aufspielenden Alexander Borck – nach durchgestecktem Dirksen-Pass aus dem Mittelfeld – der Anschlusstreffer gelang und dieser seinem Mitspieler etwas Rückenwind gab! Schlussendlich blieb es allerdings bei dem mehr als glücklichen Dreier für HR, auch weil die Gäste durch Borck (73.) und Kjell Ellerbrock weitere Großchancen vergaben. Letztgenannter hätte sogar nach seiner Einwechselung (83.) zum „Retter des Tages" werden können, doch schoss dieser nach einer Ecke aus zwei Metern einen Gegenspieler auf der Torlinie an (86.). Die Gelb-Rote Karte gegen Lennart Dora in der Schlussminute war letztlich nur noch eine Randnotiz. „Es war sehr unglücklich und natürlich ist es ärgerlich, doch wir haben ein sehr sehr gutes Spiel gezeigt und eines der besten Derbys gespielt“, zog Reibe ein sehr routiniertes Fazit. Kurz danach fügte der 34-jährige VfL-Coach noch an: „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken und müssen das Positive aus solch einem Spiel ziehen. So waren wir in der Lage, uns Torchancen zu erarbeiten und nach einem 0:2 zurückzukommen. Gerade solch eine Partie muss uns Aufwind geben.“ Außerdem ist sich Reibe nach solch einer unglücklichen Niederlage umso sicherer: „Wir haben heute ein besseres Spiel gemacht als gegen Osdorf, wo wir ein bisschen Glück gehabt hatten. Heute hatten wir kein Glück, aber es heißt ja immer, dass es sich alles ausgleicht und da haben wir nun noch etwas gut in der restlichen Saison."

„Wir brauchen Spielpraxis, damit unser Spiel irgendwann auch aussieht wie Fußball"

Stand nach seinem kurzfristigen "Seitenwechsel" im Blickpunkt: Sascha Richert. Foto: KBS-Picture.de

Auf der einen Seite sitzt der Verlierer, auf der Gegenseite ein glücklicher Sieger. Doch HR-Trainer Thomas Bliemeister weiß den 2:1-Erfolg richtig einzuordnen: „Wir wissen, dass die Leistung der letzten Woche gegen Condor und die heutige nicht reicht, um in der Oberliga zu bleiben. Es fehlt definitiv noch an Stabilität und Qualität, um in den nächsten Spielen keine Probleme zu bekommen. Wir haben sehr viele junge Spieler, die teilweise noch A-Jugend-Charakter haben und Zweikampfschwäche zeigen – da sind wir nicht blauäugig.“ Um genau diese Schwachstellen zu beheben und weiter an Spielpraxis zu gewinnen, testet der derzeitige Tabellenelfte am Dienstag gegen die koreanische Universität, die in den vergangenen Wochen bereits gegen HSV und St. Pauli gespielt hat. „Wir brauchen diese Spiele um weitere Sicherheit zu gewinnen, damit es irgendwann auch aussieht wie Fußball“, fügt Bliemeister schlussendlich an. Doch „mit drei Punkten im Rücken lässt es sich leichter arbeiten", weiß auch der 60-jährige HR-Übungsleiter und der heutige Derbysieg hilft vorerst bestimmt, um eine komplette Verunsicherung zu vermeiden.

Autor: Daniel Meyer

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