Bei Vicky abgeschoben, mit Cordi abgehoben

Bambur und Zschimmer schießen Spitzenreiter zum 2:1-Sieg an der Hoheluft

25. November 2016, 20:31 Uhr

Endlich zurück auf dem Platz und in Aktion: Welcome back, Tobias Sävke! Foto: noveski.com/Küch

Die einen taten viel zu wenig, die anderen hatten zwei Spieler in ihren Reihen, die es ihrem „Ex“ offenbar unbedingt zeigen wollten – und es am Ende auch taten. Dank Toren der ehemaligen Victorianer Benjamin Bambur und Kevin Zschimmer siegte Concordia beim SC Victoria mit 2:1. Auch wenn die beiden Torschützen im Blickpunkt standen, gab es vor den 315 Zuschauern an der Hoheluft noch eine andere Geschichte des Spiels. 

Cordis Theo Ganitis umzingelt von gleich drei Victorianern. Foto: noveski.com/Küch

32 lange Wochen hatte Tobias Sävke diesen Moment nich mehr erlebt. Seit dem 15. April 2016 hatte der 33-Jährige bei keinem Spiel mehr in der Oberliga zwischen den Pfosten. Seine letzte Partie in Hamburgs Fußball-Oberhaus absolvierte der Keeper noch im Trikot des Meiendorfer SV und verlor seinerzeit mit dem inzwischen in die Landesliga Hansa abgestiegenen Verein beim FC Süderelbe mit 1:8. Im Spitzenspiel zwischen Concordia, Sävkes neuem Verein, bei dem er seit diesem Sommer unter Vertrag steht, und dem SC Victoria feierte der Schlussmann heute nach krankheitsbedingter Auszeit sein Comeback. Richtig gefordert wurde Sävke vor den 315 Zuschauern im Stadion an der Hoheluft aber nicht. In die Hauptrollen schlüpften an diesem Abend andere – und zwar ausgerechnet zwei Spieler, die früher selbst das Trikot des SCV trugen und jetzt im Cordi-Dress auflaufen.

Boock kontert Bamburs Führungstreffer nur eine Minute später

Konnte es kaum fassen: Vicky-Youngster Vitor Cadilhe Branco (re.) nach seiner vergebenen Großchance. Auch der spätere Gelb-Rot-Sünder Mirco Bergmann blickt ungläubig drein. Foto: noveski.com/Küch

Bis dies allerdings der Fall war, sollte es einige Zeit dauern. In der ersten Hälfte hatte die Partie zunächst wenig Höhepunkte zu bieten. Zwar prüfte Cordis Bazier Sharifi nach einem Zuspiel von Kevin Zschimmer in der vierten Minute SCV-Schlussmann Florian Jensen, der stark reagierte und den frühen Rückstand verhinderte, danach jedoch hilet sich das Niveau bei Nebeltreiben arg in Grenzen. Auch das Tempo blieb lange Zeit überschaubar. Bis zur 37. Minute, um genau zu sein. Aus dem Nichts verdunkelte dann ausgerechnet der erste Ex-Vicky-Spieler in Reihen der Gäste die Mienen bei den Hausherren: Georgios Cholevas brachte einen Einwurf von rechts auf Sharifi, der die Kugel zunächst gut abschirmte und sie dann in den Lauf von Benjamin Bambur spielte, der den Ball eiskalt zur 1:0-Führung für die Concorden ins Netz spitzelte. Die Freude der Equipe von Coach „Aki“ Cholevas währte jedoch nur kurz. Denn: Nur eine Minute später landete ein Pass bei Vincent Boock, der von halbrechts nach innen zog. Cordi-Innenverteidiger Finn Peters schaute nur zu, so dass Boock – früher übrigens in der Jugend von Concordia aktiv – den Ball letztlich nach feiner Einzelaktion von der Strafraumgrenze zum 1:1 in den linken Giebel schlenzte – und das mit dem ersten gefährlichen Aktion der Gastgeber.

Der zweite Durchgang hatte an Torraumszenen noch weniger zu bieten als der erste. Doch: In der 56. Minute „klingelte“ es zum zweiten mal im Kasten des SC Victoria – und wieder war es ein Spieler, der früher das Trikot der Blau-Gelben trug. Yannick Siemsen trieb den Ball über die rechte Seite nach vorne und spielte trotz Bedrängnis einen Doppelpass mit Theodoros Ganitis. Als Siemsen wieder am Ball war, hatte er auch noch das Auge für den am zweiten Pfosten eingerückten Kevin Zschimmer, der den Ball zum 2:1-Führungstreffer im rechten unteren Toreck platzierte.

Bergmann sieht in der Nachspielzeit die „Ampelkarte“

Theo Ganitis (li.) wird von Felix Schuhmann zu Boden gezogen. Foto: noveski.com/Küch

Trotz des Rückstandes und ausreichend Zeit bis zum Schlusspfiff taten die Gastgeber nach vorne viel zu wenig, um die Niederlage noch abwenden zu können. Mehr als ein Schüsschen von Marcel Rodrigues (63.), das Sävke vor keinerlei Probleme stellte, bekam Vicky nicht auf die Reihe. Bis schließlich in der zweiten Minute der Nachspielzeit auf einmal die Großchance zum Ausgleich da war: Julian Schmid flankte, nachdem Referee Markus von Glischinski im Anschluss an einen Eckstoß alle Reklamationen der Victorianer, ein Handspiel gesehen zu haben, ignorierte und weiterlaufen ließ, scharf von links vors Tor, wo der eingewechselte A-Jugendliche Vitor Cadilhe Branco an den Ball kam, aber aus kurzer Distanz links am Pfosten vorbei zielte.  Dass die letzte Aktion des Spiels aus Vicky-Sicht keine erfreuliche war, passte irgendwie ins Bild: Es lief die vierte Minute der Nachspielzeit, als Mirco Bergmann bei einem ruhenden Ball mehrfach probierte, das Spielgerät zur Ausführung der Standardsituation, einige Meter nach vorne zu legen. Nach einer Ermahnung des Unparteiischen und einem weiteren Vergehen, zeigte von Glischinski Bergmanns schließlich die Gelb-Rote Karte.

Sävke: „Ich hätte niemals gedacht, dass ich in diesem Jahr noch spielen werde “

Konnte sich hinterher über die drei Punkte freuen: Cordi-Coach Aki Cholevas. Foto: noveski.com/Küch

Tobias Sävke dürfte diese letzte Szene des Spiels egal gewesen sein. „Ich war froh, dass der erste Ball nicht gleich im Netz war“, ließ der Cordi-Keeper sein Comeback Revue passieren, „ich bin erst seit dem 1. Oktober wieder im Training. Von daher war der Zeitpunkt, dass ich ohne jegliches Testspiel vorher auf einmal in der Meisterschaft spiele, ist für mich schon überraschend. Wir haben ja auch nicht gegen irgendjemanden gespielt. Aber ein bisschen Erfahrung habe ich ja.“ Dass er bei seinem Einsatz vom Ausfall Kanan Safarovs (Operation) und von einem Fehler von Cordis eigentlichem Stammkeeper Briant Alberti profitiert habe, der in der vergangenen Woche beim 1:2 gegen den Klub Kosova verschuldete, wollte Sävke so nicht ganz stehen lassen: „Ich sehe das alles ein bisschen anders. Briant ist kein Konkurrent für mich. Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis. Ich hätte niemals gedacht, dass ich in diesem Jahr noch spielen werde. Ich bin mega glücklich darüber.“ Langweilig, so Sävke, sei ihm trotz der wenigen Vicky-Offensivaktionen dennoch nicht geworden. „Ich stand die ganze Zeit unter Strom. Aber da waren schon ein paar dankbare Schüsse dabei“, so Sävke.

Jan Knötzsch

Hier die Stimmen beider Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel