Oberliga

Bissige „Tauben“ fliegen löchrigen Victorianern energisch davon!

28. Januar 2024, 20:43 Uhr

Quincy Adjei (re.) bejubelt seinen Führungstreffer - während Vicky-Keeper Hendrik Rabe ernüchtert auf dem Boden hockt. Foto: noveski.com

„Natürlich hat man so etwas vorher noch nie gehört“, erwiderte Marius Nitsch auf Nachfrage, als er auf den doch eher ungewöhnlichen Ausfallgrund von Soleiman Kazizada angesprochen wurde. Der „Flügelflitzer“ wurde beim abendlichen Spaziergang von einem Hund gebissen und hatte noch Glück im Unglück, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Zum Pflichtspielauftakt im neuen Jahr gegen den SC Victoria Hamburg stand Kazizada seinem USC Paloma allerdings nicht zur Verfügung. Der Biss, der den 24-Jährigen vorerst außer Gefecht setzte, den zeigten seine „Tauben“ auch auf dem Platz – und ließen defensiv unglaublich löchrigen Gästen keine Chance (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Mit dem Außenrist und ohne großen Gegnerdruck eröffnete Adjei (Mi.) den Siegeszug seiner "Tauben" mit dem Führungstor. Foto: noveski.com

Es war ein Stück weit bezeichnend, als Vicky kurz nach der Pause einmal durchbrach und Luca Palzer am ersten Pfosten das Auge für den besser postierten Luis Gleich hatte, dieser aber in allerhöchster Paloma-Not von Max Grablewski abgegrätscht wurde, so dass sich das Spielgerät knapp über dem Quergebälk senkte. „Sinnbildlich“ für den hochverdienten Heimerfolg sah USC-Übungsleiter Nitsch, „wie oft wir Bälle geblockt oder doch noch einen Fuß dazwischen bekommen haben“. Wie eben in jener 51. Spielminute. Sinnbildlich war aber auch, wie Lasse Blöcker buchstäblich mit dem Schlusspfiff „die letzte Überzeugung“ an den Tag legte, um „mit so einer Energieleistung den Deckel drauf zu machen“, so Nitsch.

"Das hat sich jetzt nicht unbedingt angebahnt"

Quincy Adjei (li.) und Max Grablewski in launiger Jubelpose. Foto: noveski.com

Der in Vertretung des Gelb-gesperrten Moritz Niemann als Kapitän aufgebotene Blöcker wurde nach einem Abspielfehler von Sönke Meyer postwendend von Mohamed Giresse Fanè auf die lange Reise geschickt. Mit letzter Kraft, purer Überzeugung und eisernem Willen schüttelte der „Blondschopf“ Julian Pötzinger ab und spitzelte den Ball im Fallen unter Hendrik Rabe hindurch ins Glück – das 4:1 und der prompt folgende Abpfiff (90. +3)! Kaum verwunderlich also, dass sich sein Trainer „super zufrieden und super happy mit dem Verlauf des Spiels“ zeigte. „Das hat sich jetzt nicht unbedingt angebahnt in der Vorbereitung und in der vergangenen Woche.“

"Das Thema Restverteidigung hatten wir noch nicht - das kommt noch"

Das zwischenzeitliche 3:0 für den USC wurde aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht anerkannt. Zurecht? Foto: noveski.com

Damit sprach Nitsch auf das Testspiel unter der Woche beim Nachbarn BU (0:1) an. „Das war sehr, sehr grauenhaft und mit das Schlechteste, was ich von meiner Mannschaft je gesehen habe“, fand er deutliche Worte. „Natürlich haben wir lange keinen Fußball gespielt und dadurch in letzter Zeit jedes Fitnessstudio im Umkreis kennengelernt. Von daher ging es mir heute auch gar nicht zu sehr um die fußballerische Komponente, sondern eher darum, wie gehen wir das von der Mentalität an, wie stemmen wir uns gegen den Gegner und wie verteidigen wir unser eigenes Tor“, setzte der 30-Jährige klare Maßstäbe.

Das eigene Tor verteidigen: Eine Devise, die sicherlich auch der Gast von der Hoheluft hatte. Verteidigen konnte man das, was Vicky aber letztlich im Gesamtverbund auf das Parkett brachte, nicht gerade nennen. In der Rückwärtsbewegung löchrig und phasenweise offen wie ein Scheunentor. Dazu unglaublich passiv und weit weg von den Gegenspielern. Die etwas kuriose Antwort von SCV-Coach David Eybächer auf die Frage, ob sein Team insgesamt zu luftig verteidigt habe: „Na klar. Aber als Trainer einer Amateurmannschaft hast du in anderthalb Wochen nicht die Möglichkeit, alle Aspekte zu bedienen. Wir haben den Fokus in der ersten Woche auf das Spiel mit Ball im eigenen Drittel gelegt. Wir hatten das Thema Restverteidigung noch nicht. Das kommt noch.“

Paloma bestraft Victorias Passivität

Mit letzter Kraft und Energie sorgte Lasse Blöcker (re.) nach einem Solo in der Nachspielzeit für den 4:1-Endstand. Auch in der Höhe verdient. Foto: noveski.com

Angesichts der Leistung am Sonntagvormittag sollte das ziemlich zügig passieren. Schon nach 16 Zeigerumdrehungen sorgte Quincy Adjei per Außenrist – nachdem ein Victorianer von Mohamed Giresse Fané entscheidend unter Druck gesetzt wurde und den Ball in Richtung eigenes Tor spielte – für die Führung. Martin Werner legte nach einer Freistoß-Variante nach. Marco Schröder brachte die Hereingabe von Felix Spranger aufs lange Eck, wo Werner keine Mühe mehr hatte (22.). Das zunächst bejubelte 3:0 durch Haron Sabah nach der Pause wurde wegen einer vermeintlichen Abseitsposition nicht anerkannt (55.). Trotzdem brannte nichts an, da Vicky auch in Minute 64 nur zuguckte, als Blöcker auf engstem Raum gleich vier Gegenspieler wie Slalomstangen umkurvte und Michel Blunck das Tor auf dem Silbertablett servierte.

"Technisch war das mit Ball nicht unser bestes Spiel"

Mit geballter Faust machte Blöcker (re.) einen Satz gen Himmel und bejubelte seinen Torerfolg. Foto: noveski.com

Aus dem Nichts kam Vicky durch den kurz zuvor eingewechselten Charles Kouakou noch einmal zurück (83.) und urplötzlich war Bewegung drin. „Lasst uns mal wieder Fußball spielen“, forderte Joker Lennard Wallner. Der trockene Konter von Colin Blumauer: „Lenny, Ruhe bewahren!“ Gesagt, getan. Und so setzte Blöcker den energischen Schlussakkord. „Ich fand, dass wir in der Entscheidungsfindung und in der Positionierung sehr gut waren, in der technischen Ausführung auf dem Platz allerdings überhaupt nicht. Das hat uns das Genick gebrochen“, urteilte Eybächer.

Während Nitsch folgendes Fazit zog: „Technisch mit Ball war das sicherlich nicht unser bestes Spiel. Aber von da, wo wir herkommen, mit einer schlechten Vorbereitung und einem ganz schlechten Testspiel im Rücken sowie einem fehlenden Kapitän aufgrund einer Sperre – dafür war das schon eine Energieleistung. Insgesamt bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich weiß, dass wir uns mit Ball noch steigern müssen.“

Die komplette PK mit beiden Trainern im Video:

Autor: Dennis Kormanjos

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