„Blöder Stürmer“ und „bärenstarker Kapitän“ führen Stapelfeld zum Titel!

Degenhardt-Elf macht fremde „Kuhwiese“ zum eigenen Wohnzimmer

01. Juni 2016, 11:47 Uhr

Nach dem letzten Spiel kannte die Freude keine Grenzen mehr: Das Bier spritzte, die Mannschaft sang und der Trainer war erleichtert. Foto: Sandra Rodriguez

Der Titelkampf in der Kreisklasse 8 hätte am Ende kaum spannender sein können. Während der VSG Stapelfeld als Drittplatzierter in die Winterpause ging und schon sechs Punkte Rückstand auf Tabellenführer FTSV hatte, zeigte man in der zweiten Saisonhälfte eine unglaubliche Serie, musste sich nur einmal geschlagen geben und schaffte es, mit Siegen gegen die direkten Kontrahenten das Rennen am Ende für sich zu entscheiden.

„Nach dem Spiel gegen ETSV, welches wir 0:4 verloren haben, waren wir natürlich alle ein bisschen runtergezogen“, gesteht VSG-Trainer Sebastian Degenhardt. Doch sollte dies für lange Zeit die letzte Niederlage gewesen sein. Man gewann das darauffolgende Spiel gegen FC Maihan und schwor sich auf der alljährlichen Weihnachtsfeier ein: „Wir waren uns einig, dass wir das Ding in der Rückrunde machen werden“, so Degenhardt, bei dem wenig später wieder Hoffnung im Titelkampf aufkam („in der laufenden Rückrunde habe ich schon wieder an den Titel geglaubt“)! Mit 17 Spielen am Stück stellte der VSG eine beeindruckende Ungeschlagen-Serie auf, thronte – zwei Spieltage vor Saisonende – mit vier Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, doch verpasste es, den Sieg gegen FC Bingöl und den damit verbundenen vorzeitigen Meistertitel einzufahren.

„Der Gegner kam 20 Minuten zu spät und machte sich mit einer Zigarette im Mund warm"

„Da haben wir uns gedacht, das machen wir noch einmal spannend“, scherzt der VSG-Coach, um wenig später sogar ein bisschen selbstkritisch anzufügen: „Viele Faktoren haben bei dieser Niederlage eine Rolle gespielt. Zum einen waren wir aufgeregt und sind ein junges Team und zum anderen, haben wir es als Trainerteam womöglich auch nicht richtig vermittelt, dass es um alles geht.“ Als der Gegner, laut Degenhardt, allerdings noch „20 Minuten zu spät auf eigenem Platz eintrudelte, sich dann ein bisschen lari fari, mit Zigarette im Mund, warm machte“, war die Verwirrung komplett. Da „dachten die Spieler sowieso schon, dass man das Ding gewinnt“, so der Stapelfelder. Als das Degenhardt-Ensemble in der vierten Minute auch noch den Führungstreffer erzielte, dachte auch der Letzte im Trikot der Grün-Weißen, dass es läuft. Schlussendlich verlor man das Spiel allerdings mit 1:3 und verpasste es, die frühzeitige Meisterschaft zu sichern. „Da haben wir auf jeden Fall den Gegner unterschätzt“, zieht der Coach ein Fazit.

Letzter Spieltag, 0:0 und Elfmeter in der 87. Minute

Kurz bevor die Meisterschale in die Lüfte gerissen wird: Das Team wartet gespannt auf ihren Einsatz. Foto: Sandra Rodriguez

Am letzten Spieltag empfing man schließlich den FC Maihan zum 'Alles-oder-Nichts-Spiel' und tat sich über 90 Minuten enorm schwer, konnte am Ende, durch einen Elfmeter in der 87. Spielminute, aber mit einem 1:0-Erfolg den Platz verlassen und die Sektkorken knallen lassen. „Wir haben es nur so spannend gemacht, weil der FC einen bärenstarken Torwart hatte und unser Stürmer extrem blöd war“, so Degenhardt. War der „extrem blöde Stürmer“, Marko Schultz, in der Saison doch der treffsicherste VSG-Akteur (25 Tore), ließ er im alles entscheidenden Spiel eine Chance nach der anderen liegen, wo man es ansonsten „schon früher hätte klar machen können“. Doch wenig später macht Sebastian Degenhardt auch klar, dass Schultz „neben der starken Abwehr, um den bärenstarken Kapitän Marco Franz, der 17 Treffer als Innenverteidiger erzielte, die Lebensversicherung des Teams war“.

„Wir sind eine Einheit, ein geiles Team – das ist einfach so!“

Auch ein Aufstiegsshirt durfte natürlich bei dem „geilsten Team" nicht fehlen. Foto: Sandra Rodriguez

Neben ein „paar Leuten, die Fußball spielen können“, sah Degenhardt aber vor allem einen Faktor als besonders wichtig an, der am Ende zum Titel führte: „Wir sind eine Einheit, ein geiles Team – das ist einfach so!“ Bereits in der Vorbereitung, die man teilweise auf Rügen absolvierte, habe der Übungsleiter diesen besonderen Zusammenhalt gespürt. Anschließend „kam das Pokalspiel gegen Dassendorf“, welches am Ende den VSG „zu dem Team machte, das er nun ist“ – und das obwohl man in der Rückrunde nicht im eigenen Wohnzimmer spielen konnte. „Wir mussten in Brunsbek spielen, weil unser Platz gerade neu gemacht wird“, so der VSG-Trainer. Womöglich war es aber auch genau dieser Umstand gewesen, der die Grün-Weißen in der Rückrunde so beflügelte. Denn laut Sebastian Degenhardt „sagten die einen zu dem Spielfeld in Brunsbek Naturrasenplatz und die anderen Kuhwiese“. Für die Stapelfelder kommt es nun aber nicht in Frage, sich für die kommende Saison eine „Kuhwiese“ vom Bauern zu pachten. Man freue sich vielmehr auf die erste Trainingseinheit auf dem eigenen Kunstrasenplatz, auf dem man in der kommenden Saison, mit „einer unveränderten Mannschaft“ versuchen wird, „die Klasse zu halten.“ „Alles was drüber hinaus geht, ist ein Bonus“, so Meistercoach Degenhardt abschließend.






Vielen Dank an Thomas Hass für das Video!


Autor: Daniel Meyer