Buxtehude schockt Vicky – Bajramovic vermisst „Mentalität“!
Abstiegskandidat dreht 0:2-Rückstand kurz vor Ultimo
Der BSV im Freudentaumel. Hasan Ramazanoglu bereitete den Siegtreffer für Manuel Detje vor. Foto: noveski.com
Welche Kräfte im Abstiegskampf frei gesetzt werden können, veranschaulichte der BSV Buxtehude im Gastspiel bem SC Victoria, in dem die Elf von Sven Timmermann am Ende einen Zwei-Tore-Rückstand beim vor der Saison als Titelkandidat gehandelten SCV nicht nur egalisierte, sondern mit einem ungemeinen Willen und großer Mentalität sogar noch gänzlich auf den Kopf stellte. Lange Zeit sah der Gastgeber wie der klare Sieger aus, bis sich die Effektivität der abstiegsbedrohten Mannschaft aus Buxtehude hintenraus als Trumpf zeigte.
Ein Tor und ein Assist von Vincent Boock reichte nicht zum Sieg. Foto: noveski.com
Überaus imposant setzten die Kicker des BSV in der letzten halben Stunde nichtsahnende Kräfte frei und drehten das verloren geglaubte Spiel in den letzten Minuten nach einem 0:2-Rückstand. Dabei waren die Hausherren in weiten Teilen der Partie die klar dominierende Mannschaft. Vicky-Trainer Jasmin Bajramovic vermisste dennoch eine bestimmte Einstellung seiner Schützlinge, die er beim Gegner ausmachte: „Wenn man sieht, wie Buxtehude das 3:2 macht und wie sie den Sieg feiern, erkennt man eine gewisse Mentalität, was ich bei meinen Jungs so ein bisschen vermisse. Es reicht nicht, wenn man das nur 45 Minuten an den Tag legt!"
Doch zuerst machten seine Schützlinge das Spiel und gingen folgerichtig, nach einem Treffer von
Vincent Boock, früh in Führung.
Kevin Zschimmer erkämpfte sich in zentraler Position den Ball und passte das Leder durch die Abwehr hindurch, sauber nach links in den Lauf seines Mitspielers, der in den gegnerischen Strafraum eindrang. Boock sah in dieser Situation lediglich Keeper
Dennis Bock vor sich und schoss in besterTorjäger-Manier rechts am Schlussmann vorbei ein (7.). Das war ein Angriff wie aus dem Lehrbuch! Weiter ging es bei starkem Regen, weshalb der Ball auf dem Kunstrasen immer schneller wurde, zumeist mit kurzen Pässen durch die Reihen der Hoheluft-Kicker, die das Heft zu dem Zeitpunkt absolut in den eigenen Händen hielten und gefühlt 80 Prozent Ballbesitz besaßen. BSV-Trainer Timmermann: „Das ging alles zu schnell für uns. Wir konnten in der ersten Hälfte nur reagieren, statt zu agieren." Durch das Übergewicht der Gastgeber kam die Defensive aus Buxtehude das eine oder andere Mal ins Straucheln, was aber auch daran lag, dass man sehr hoch stand und auch offensiv Akzente setzen wollte, was Vicky immer wieder gekonnt unterband und durch Konter zu weiteren Gelegenheiten kam.
„Wir haben unsere Angriffe nicht gut ausgespielt"
Setzte auch heute wieder zum Jubellauf an: Salim Aichaoui. Foto: noveski.com
Bajramovic haderte mit der Chancenverwertung und analysierte: „Wir haben unsere Angriffe nicht gut ausgespielt." Dennoch sah er nach Wiederanpfiff erstmal den Führungsausbau seines Teams, als Torschütze Boock die immer noch sehr hoch stehende gegnerische Abwehr aushebelte und vor dem heranstürmenden Torwart Bock nach links auf
Jan-Ove Edeling quer legte, der dann in das verwaiste Tor zum 2:0 einschob (53.)! Doch der krasse Underdog ließ sich auch davon nicht aus der Bahn werfen, auch weil Vicky nun artig Geschenke verteilte und die Kugel nicht vom eigenen Sechzehner fernhielt.
Manuel Detje stand parat und ließ die Kugel mit einem satten Schuss an den Querbalken krachen! Keeper
Tobias Grubba wäre in dem Fall chancenlos gewesen Der Abpraller fiel
Mustafa Karaaslan genau vor die Füße und dieser schoss von rechts ins linke Toreck ein (56.)! Plötzlich riss das Auswärtsteam das Ruder auf dem Feld rum und verlagerte minütlich mehr und mehr das Geschehen in die Hälfte der Gastgeber.
Nicht mal 180 Sekunden nach dem 1:2 hätten die „Timmermänner" bereits den Ausgleich erzielen können, aber Grubba reagierte vor dem Gehäuse bravourös und verhinderte mit einer starken Reaktion gegen einen Kopfball von
Salim Aichaoui das 2:2. Doch Buxtehude steckte den Kopf nicht in den Sand, glaubte weiter an die Chance, etwas Zählbares mitzunehmen. In der Defensive stellte man eine gewisse Ordnung her und die Einwechslung von
Rabii Msalemi brachte zusätzlichen Schwung in der Offensive. Denn der wieselflinke Msalemi rannte den Victorianern immer wieder davon. So auch acht Minuten vor dem Ende, als er von Linksaußen eine weite Flanke in den Strafraum schlug, die sich am zweiten Pfosten senkte. Noch bevor sie den Grund erreichte, kam Aichaoui angelaufen und sprang mit seinem rechten Fuß voran, sodass er die Pille volley unter die Latte beförderte (82.)!
„Der Wille war einfach überragend!"
Manuel Detje leitete mit einem Lattenkracher den Anschluss ein und setzte mit dem Siegtreffer den Schlusspunkt. Foto: noveski.com
Die Zuschauer waren begeistert und nicht wenige glaubten plötzlich noch daran, dass der Außenseiter dieses Spiel sogar komplett drehen könnte, womit sie schlussendlich sogar Recht behielten: In der 89. Minute brachte Hasan Ramazanoglu einen Standard von rechts in die Mitte der Gefahrenzone, wo sich Detje im Gewühl durchsetzte und zum Jubel der mitgereisten Fans den Siegtreffer erzielte! Als Schiedsrichter Paul Dühring kurz darauf abpfiff, war der Jubel derart groß, dass es einige mitgereiste BSV-Anhänger nicht mehr hinter der Absperrung hielt und sie zu ihren Siegern auf den Platz stürmten. Im Gegensatz dazu versammelte Bajramovic seine Mannschaft in einem Kreis, wo er eine lange Ansprache an seine Spieler hielt: „Ich habe ihnen gesagt, dass wir einfach wieder an unsere Stärken appellieren müssen. In den letzten Wochen haben wir wenig Gegentore kassiert und heute eben gleich drei. Mir ist schon bewusst, dass sie an diesem Spiel zu knabbern haben werden und deshalb habe ich sie jetzt auch erstmal ins Wochenende geschickt", berichtete Bajramovic. Sein Kollege Timmermann freute sich über den Ausgang der Partie und war begeistert von der Aufholjagd seiner Mannschaft: „Die zwei Punkte, die wir letzte Woche ärgerlicher Weise liegen lassen haben, konnten wir heute zurückholen. Wir sind sicherlich ein hohes Risiko gegangen. Nach dem 1:2 hat man eine Mannschaft gesehen, die an sich geglaubt und alles aus sich rausgeholt hat. Der Wille war nachher einfach überragend!"