Condor gewinnt mit „Glück" und Effektivität bei Kosova!

Woike: „Unsere Leistung hat mir denfinitiv nicht gefallen!"

07. August 2016, 18:05 Uhr

In einem sehr unterhaltsamen Spiel gewann der SC Condor beim Klub Kosova mit 3:1. Foto: Olaf Block

Ein Verliererteam, das überzeugte, und Gewinner, die am Ende eher unzufrieden waren. Jenes Szenario spielte sich heute an der Dratelnstraße ab – bei einem Spiel, das für viel Unterhaltung sorgte, aber alles Gegensätzliche aufbot. Der Favorit zeigte die eindeutig schlechtere Leistung, das spielerisch bessere Team verlor und die Mundwinkel des Sieger-Trainers Christian Woike gingen nach Spielende in Richtung Boden: „Unsere Leistung hat mir heute definitiv nicht gefallen und wir können froh sein, einen glücklichen Sieg eingefahren zu haben.“ Dazu überragte bei insgesamt vier Toren keine Offensivkraft, sondern ein Schlussmann, der sich mehrfach auszeichnete...

Bester Mann auf dem Platz und Garant für den Sieg der Raubvögel war SCS-Keeper Sascha Kleinschmidt. Foto: Olaf Block

Nach einer sehr guten Anfangsphase des SC Condor, in der auch das Führungstor für die „Raubvögel“ fiel, wendete sich plötzlich das Geschehen und Kosova machte über die fortlaufende Spielzeit – mit einer gehörigen Dominanz – jede Menge Druck. „Zu Beginn haben wir noch mit Windeln gespielt, erst als wir sie abgelegt haben und damit diese zusätzliche Last nicht mehr hatten, haben wir mit einer deutlichen Überlegenheit am Spiel teilgenommen“, sagte Kosova-Trainer Thorsten Beyer nach der 1:3-Niederlage mit etwas Humor, der ihm aufgrund der guten Leistung seiner Mannschaft dennoch nicht gänzlich verloren ging. Auf der anderen Seite war mit „Crille“ Woike ein unzufriedener Zepterschwinger, obwohl er mit seinem Team die drei Punkte mit nach Hause nahm: „Wenn ich ehrlich bin, dann fällt mir nicht viel zu unserem Spiel ein. Denn nachdem wir verdient mit 1:0 in Führung gegangen sind, hatten wir auf einmal keine Körpersprache und Passgenauigkeit mehr. Genauso sah das mit dem fehlenden Zweikampfverhalten aus und wir haben nur noch ,Larifari´ gespielt, weshalb wir Glück hatten, dass wir keinen Ausgleich bekommen haben oder sogar in Rückstand geraten sind!“

Letztlich gewann die Effektivität, die der SC Condor ganz klar auf seiner Seite verbuchte. Aber auch Torhüter Sascha Kleinschmidt sorgte mit einer hervorragenden Leistung dafür, dass die Gäste am Ende „als glücklicher Sieger“ vom Platz gingen, so Woike. Denn so gut seine Mannen auch starteten, anfangs immer wieder den Ball nach vorne trieben und in der elften Minute durch Jannick Martens mit 1:0 in Führung gingen – nachdem Kosovas Innenverteidiger Muhamet Hodolli einen hohen Ball unterlief –, so stark ließen sie nach einer weiteren Großchance, als erst Carlos Flores und im direkten Nachgang Martens vergaben, nach und ließen den Gegner ins Spiel kommen. Das führte dazu, dass die Beyer-Elf auf heimischem Rasen immer überlegener wurde und einerseits die Spieleröffnung von Condor frühzeitig unterband, und sich andererseits eine Gelegenheit nach der anderen erarbeitete. Ab der 16. Minute spielte nur noch ein Team – und das war der zurückliegende Klub Kosova! Als erstes traf Patrick Smereka nach einem klasse Zuspiel von Vasco Zawada den linken Innenpfosten und auch Besir Kasami scheiterte mit seinem Nachschuss, da sich Verteidiger Lars Lüdemann dazwischen warf (20.). Anschließend verpasste Viktor Streib, nach Freistoß von Zawada, nur knapp den Ball (26.), ehe Visar Galica seinen Gegenspieler Lüdemann so sehr unter Druck setzte, dass dieser ins Tändeln geriet und sich vom Kosova-Angreifer den Ball vom Fuß nehmen ließ. Doch in der dann entstandenen Eins-zu-Eins-Situation gewann Keeper Kleinschmidt das Duell, indem er den strammen Schuss von Galica aus 13 Metern mit einer herrlichen Flugeinlage parierte (31.). Bis zur Halbzeitpause waren es immer wieder die Wilhelmsburger, die mit gefährlichen Angriffen für Aufsehen sorgten. Aber weder Martin Krefta (33.), der ebenfalls an Kleinschmidt scheiterte, noch Galica (35.) oder abermals Krefta, dessen Chance wiederholt der Condor-Fänger mit einem riesen Reflex zunichte machte, gelang es, den mittlerweile überfälligen Ausgleich zu erzielen.

„Wenn wir so spielen, steigen wir nicht ab!"

Der erste Oberligatreffer in der Vereinsgeschichte des Klub Kosovo gehörte Martin Krefta. Foto: Olaf Block

Die Motivation, der Kampf und der Wille von Beyers Kickern in allen Ehren. Doch wie lautet eine häufig zitierte Fußballer-Weisheit: Wer die Chancen nicht nutzt, wird bestraft. Denn nach Wiederanpfiff ging es genauso weiter wie vor der Pause: Erst verpasste Galica eine Smereka-Flanke nur haarscharf (50.), bevor Zawada über die Latte köpfte (53.). Hinzu kam, dass sich das Heimteam selbst schwächte, da Amir Ukshini Unruhe ins Spiel brachte, indem er sich immer wieder verbale Scharmützel mit dem Schiedsrichter leistete, weshalb er berechtigterweise mit einer Gelben Karte verwarnt wurde. Doch irgendwann mussten sich seine Mitspieler immer mehr darauf konzentrieren, ihren Kameraden zu beruhigen, was – von außen betrachtet – dazu führte, dass der Spielfluss seiner Mitstreiter erheblich gestört wurde. Da war es für die Gastgeber fast schon von Vorteil, dass sich Ukshini eine Zerrung zuzog und ausgewechselt wurde. Von dieser Stelle wünschen wir natürlich eine gute und schnelle Genesung!

Trotzdem spielten die Wilhelmsburger weiter ihre Überlegenheit aus, weshalb sich nicht nur der neutrale Zuschauer etwas wunderte, als plötzlich durch einen trockenen 18-Meter-Schuss von Kevin Mellmann das 2:0 für Condor fiel (67.), sondern auch Trainer Woike gestand: „Der Treffer hat sich vorher überhaupt nicht abgezeichnet und fiel aus dem Nichts!“ Doch trotz des erneuten Gegentores ließ der Oberliga-Neuling die Köpfe nicht hängen, wofür er kurz vor Ende der regulären Spielzeit noch belohnt wurde, weil Isaak Hoeling den eingewechselten Mazlum Oruk an der rechten Strafraumgrenze überhart zu Boden brachte. Schiedsrichter Philip Roedig hatte keine gute Sicht auf diese Szene, löste es aber souverän, indem er sich nicht von umherrufenden Spielern beider Teams beeinflussen ließ, sondern zunächst das Gespräch mit seinem Assistenten suchte, der nur wenige Schritte vom Geschehen entfernt stand. Nach dieser Rücksprache zeigte Roedig auf den Punkt und Martin Krefta sorgte in der 88. Minute nicht nur für den ersten Oberligatreffer der Vereinsgeschichte, sondern auch für den Anschlusstreffer!

Natürlich brachte diese Tatsache das Team von Coach Beyer nochmal dazu, alles nach vorne zu werfen, um eventuell doch noch einen Punkt zu gewinnen. Allerdings bedeutete dies im Umkehrschluss auch, dass man hinten aufmachte, was am Ende dazu führte, dass mit dem Schlusspfiff in der 94. Minute der gerade erst ins Spiel gebrachte Gökhan Iscan, wechselte vom FC Türkiye an den Berner Heerweg, nach Vorarbeit von Flores, dem ganzen Spiel noch eine Krone aufsetzte und auf 3:1 aus Sicht seines SC Condor erhöhte! Das größte, aber auch verständliche Kuriosum folgte nach dem Abpfiff, als Sieger-Trainer Woike resümierte: „Zum Glück konnten wir uns heute auf Sascha (Anm. d. Red.: Kleinschmidt, Torwart) verlassen, auch wenn das so nicht sein darf, dass nur er uns in der ersten Halbzeit im Spiel hält. Das war insgesamt kein guter Auftritt und unsere Leistung hat mir heute definitiv nicht gefallen!“ Sein Gegenüber der eine Niederlage zu verarbeiten hatte, schaute im Gegensatz dazu sogar noch optimistisch drein: „Wenn wir so spielen wie heute, werden wir definitiv nicht absteigen. Da bin ich mir sicher!“

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel:

Der Anschlusstreffer des Klub Kosova im Video


Autor: Mathias Merk