Dassendorf-Dutzend – „Dachte, er hätte sich in Halbzeit eins erkältet“

Kreisligist Neuenfelde komplett chancenlos gegen Mölli, Kuczy und Co.

14. April 2017, 19:21 Uhr

Sven Möller (li.) spielte eine starke erste Halbzeit. Hier gegen FCN-Kapitän Cihad Karakas, der vor zwei Jahren noch zum erfolgreichen Algan-Aufstiegs-Ensemble des SV Lurup gehörte. Foto: Heiden

An ein Pokal-Wunder glaubte selbst der „David“ nicht so recht. „Uns fehlen zwei ganz wichtige Spieler. Da muss schon sehr, sehr, sehr viel passieren“, sagte Neuenfeldes Co-Trainer weit vor dem „Spiel des Jahres“ gegen den Hamburger Meister TuS Dassendorf. Dieser traf sich bereits am frühen Morgen zu einem gemeinsamen Frühstück in Harburg, um sich auf das Pokal-Achtelfinale einzuschwören. „Es war schon mal schön, zu sehen, dass es alle pünktlich nach Harburg geschafft haben. Da hätte ich auch kein Geld drauf gewettet“, hatte TuS-Coach Thomas Hoffmann nach den 90 Minuten gut lachen.

Denn der „Goliath“ verrichtete von Anfang an einen „sehr guten, konzentrieren und seriösen“ Job, wie auch Hoffmann, der es sich trotz eines Muskelbündelrisses – zugezogen beim Jubellauf nach dem späten Siegtreffer gegen Rugenbergen unter der Woche – nicht nehmen ließ, seine Mannen an der Seitenlinie zu unterstützen. Und all das ohne Krücken.

Das 1:0 für den Favoriten durch Ex-Profi Marcel von Walsleben-Schied (re.). Foto: Heiden

Während vor allem Sven Möller sein Team im ersten Durchgang mit Überzeugung, Ernsthaftigkeit und einem sehr seriösen Auftreten mitriss, wollte Kristof Kurczynski noch nicht allzu viel gelingen. Einige Male vergab der Offensivakteur sehr aussichtsreiche Gelegenheiten. Doch „Blondschopf“ Möller sorgte dafür, dass all das hinterher überhaupt kein Thema sein sollte. Ein lupenreiner Hattrick (24., FE, 26., 36.) binnen zwölf Minuten und zwei Vorlagen waren die Ausbeute der Nummer sieben! Erst servierte „Mölli“ dem erstligaerprobten Marcel von Walsleben-Schied im „Käfig“ und auf dem Grand des Kreisligisten den Führungstreffer auf dem Silbertablett (9.), ehe Sascha Steinfeldt mit seinem 25-Meter-Geschoss einen verdutzten Neuenfelder Schlussmann zurückließ (11.)! Der 43-jährige Keeper, der sich kurz vor der Pause nach einem Zusammenprall länger an der Nase behandeln ließ, bekam anschließend die Stärke eines Sven Möller zu spüren, bis dieser nach seinem Hattrick auch noch Tarik Cosgun den 6:0-Pausenstand aus Sicht der Gäste ermöglichte (39.).

"Man merkt in jedem Training und Spiel, dass der alte 'Kuczy' wieder da ist"

Die TuS-Ersatzspieler machten es sich in dem engen "Käfig" auf dem Boden bequem. Foto: Heiden

Jener Arbeitsnachweis konnte sich sehen lassen – dachte sich offenbar auch das Trainer-Gespann und schonte den Fünffach-Scorer nach der Pause. Dafür brach nun die Zeit des Kristof Kurczynski an. „Ich hätte nach der ersten Halbzeit, die er gespielt hat, eigentlich gedacht, dass er sich erkältet hat“, witzelte „Hoffi“, fügte aber gleich danach an: „Man muss ganz klar sagen, dass das der Unterschied zu dem „Kuczy“ der Hinserie ist. Da hat er nämlich null Saisontore gehabt, hat auch im Training und in Testspielen nichts getroffen. Und jetzt läuft‘s! Das merkt man in jedem Training und in jedem Spiel, dass er wieder die alte Torgefahr hat. Das tut uns sehr, sehr gut. Denn das fehlte uns in der Hinrunde.“

Neuenfeldes Torwart-Oldie Ilyas Gürer (re.) holte sich in der Halbzeit ein paar Tipps vom geschonten Christian Gruhne. Foto: Heiden

Die „22“ schnürte ebenso wie Möller einen astreinen Hattrick (46., 58., 82.). Mehr noch. Kurczynski übertraf die Marke sogar, indem er gegen einen hoffnungslos unterlegenen Gegner noch die Zehn (83.) und mit seinem fünften Streich sogar das Dutzend vollmachte, als er nach einem Cosgun-Eckball einen Warmbier-Kopfball noch mit den Haarspitzen in die Maschen beförderte (88.). Zwischendrin erhöhte Beytullah Atug – nach Kurczynski-Ablage – auf 11:0 (86.). Dassendorf marschierte im Spaziergang ins Viertelfinale, das bereits am Montag bei HR gespielt werden soll. „Man hat schon beim Aufwärmen gemerkt, dass die Jungs die richtige Spannung haben. Und gerade in der ersten Halbzeit haben wir das hervorragend umgesetzt. Verständlich, dass wir dann einen Gang rausgenommen haben“, bilanzierte Hoffmann.

Dassendorfer Kabine avanciert zur öffentlichen Toilette

Freude bei Sven Möller (v. li.), Amando Aust und Sascha Steinfeldt über den souveränen Auftritt. Foto: Heiden

„Ein bisschen komisch und sonderbar“ war indes nur die Tatsache, dass die Kabine des Meisters auf der Schule am Arp-Schnitger-Stieg als eine Art Aufenthaltsraum genutzt wurde. „Die Kabine war super. Es war nur ein wenig seltsam, dass alle da durchgehen und Duschen oder auf Toilette gehen konnten.“ Also wurde der Torwart-Trainer im ersten Abschnitt als „Aufpasser“ ins Heiligste der TuS beordert. „Ansonsten sind die Leute hier super gastfreundlich und total nett zu uns gewesen“, erklärte Hoffmann, der seine Schützlinge auf dem richtigen Weg sieht. „Man merkt, dass die Jungs zurzeit tierisch Bock haben. Alle sind momentan sehr fokussiert. Jetzt steht uns eine schwierige Aufgabe in Halstenbek bevor, wo wir etwas schaffen können, was uns seit 16 Jahren nicht mehr gelungen ist: Der Einzug ins Halbfinale.“ Und vielleicht bekommt dann ja auch ein Frederic Böse mehr zu tun. Der Dassendorfer Pokal-Torsteher musste am heutigen Vormittag nicht einen einzigen Torschuss abwehren...

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