„Den Angriff auf Sasel können wir abhaken“

„85“-Coach Räck hält Platz zwei bis acht für realistisch und will Neue

22. Dezember 2016, 10:12 Uhr

Nach der Pleite gegen Hamm hakt Bergedorf-Coach Matthias Räck den Angriff auf die Spitze ab. Foto: noveski.com/Bode

Geht es um die spielerischen Fähigkeiten, zählt der FC Bergedorf mit zur „Creme de la creme“, was die Landesliga Hansa zu bieten hat. Vorrangig wegen der kroatischen Einzelkönner, die sich im Kader der „Elstern“ befinden. Doch die Kroaten sorgen an den Sander Tannen nicht nur für Freude, sondern auch für Frust. Zusätzlich zum einen oder anderen dummen Platzverweis sieht Trainer Matthias Räck auch in der Kommunikation noch noch Nachholbedarf.  

Matthias Räck stand vor einem Rätsel. „Ich kann es nicht verstehen“, konstatierte der Trainer des FC Bergedorf 85 nach der Niederlage bei Hamm United. „Eigentlich können die Jungs ja vom Kopf her vom Spielerischen aufs Kämpferische umstellen. Aber wenn du deine Chancen nicht nutzt, wenn du keinen Willen hast, zu gewinnen und wenn du weder in die Zweikämpfe gehst noch dir die zweiten Bälle erkämpfst...“, versuchte sich der Übungsleiter der „Elstern“ in einer Erklärung der 0:2-Niederlage gegen den HUFC, die irgendwann mittendrin abbrach. So, wie die „85er“ in dieser Saison mehrfach abbrachen, obwohl sie doch eigentlich auf einem guten Weg waren.

„Wir haben zu viele Punkte liegengelassen“

Räcks verlängerter Arm auf dem Platz: Anto Zivkovic (li.). Foto: noveski.com/Bode

„Wir haben in der Regel immer eine gute Halbzeit pro Spiel und eine, wo du dich fragst: Sind wir in der Vorbereitung? Spielen wir das erste Mal zusammen?“, bringt Räck das Dilemma auf den Punkt. Denn: Obwohl der Club von den Sander Tannen gerade durch seine „Kroaten-Riege“ über jede Menge hervorragende Einzelspieler verfügt, wird die Mannschaft nur auf dem sechsten Rang überwintern. Zu oft standen sich die Bergedorfer im bisherigen Saisonverlauf eben einfach selbst im Weg, um eine bessere Platzierung herauszuholen. So wie gegen den TSV Sasel zum Beispiel. „Da müssen wir nach fünf Minuten 2:0 führen“, ärgert sich Räck.

Das Ende ist bekannt: Mit Anto Zivkovic, Duro Maskaljevic und Gerrit Betzin flogen gleich drei „Elstern“ vorzeitig vom Platz und die Partie ging letztlich zwar „nur“ durch einen Elfmeter in der 97. Minute verloren, aber sie ging eben verloren. Doch es ist nicht nur dieses eine Spiel, das den Übungsleiter in der Rückschau wurmt. „Wir haben zu viele Punkte liegengelassen. Gegen Schwarzenbek zum Beispiel hätten wir gewinnen müssen“, verdeutlicht Räck, „gegen Billstedt können wir 5:0 oder 6:0 gewinnen und spielen am Ende 2:2. Gegen Altengamme können wir genau so gut drei Punkte holen. Die haben nicht eine Chance in der ersten Halbzeit, machen dann in der zweiten Hälfte das Tor zum 1:1 und am Ende müssen wir sogar Angst haben, dass wir noch verlieren.“

„Einige können Deutsch, aber sie bringen es nicht auf den Platz“

Nikola Benkovic (re.) verlor nicht nur gegen Hamm die Nerven. Foto: noveski.com/Bode

Für den Coach unerklärlich, trotzdem muss er nach Antworten darauf suchen. Liegt es vielleicht daran, dass die kroatischen Spieler Räck nicht verstehen? „Da findet man schon die richtigen Worte“, befand Räck nach dem Spiel gegen Hamm, „die Spieler sehen ja schon die Gestik, wenn man etwas sagt. Außerdem hast du ja in der Kabine immer noch auch die Möglichkeit, etwas an der Tafel zu erklären.“ Oder aber man lässt, so wie Räck es am vergangenen Freitag handhabte, mit Anto Zivkovic eben einen kroatischen Kicker Dinge ansagen, damit die Sicherheit besteht, dass alle wissen, was los ist und an einem Strang ziehen.

Trotzdem: Es bleibt da dennoch das Risiko solcher Platzverweise wie der von Nikola Benkovic am Freitag einer war. „Der war genau so dumm wie der von Maskaljevic gegen Sasel“, urteilte Räck, nachdem sein Abwehrspieler zwei Mal binnen fünf Minuten Hamms Keeper Samuel Graudenz angegangen hatte. Und: Es bleibt trotz alledem auch das Sprachproblem. „Einige können Deutsch. Das merke ich, wenn ich mit ihnen rede. Aber sie bringen es nicht auf den Platz. Dort wird nicht miteinander gesprochen“, hat Räck erkannt. Zumindest nicht komplett miteinander. Die Kroaten sind nach wie vor eine Gruppe innerhalb der Gruppe, sprechen untereinander in ihrer Landessprache, von Zivkovic oder Keeper Alen Brandic einmal abgesehen, aber kaum mit dem Rest der Mannschaft.

„Wir sprechen nicht mit weiteren Spielern aus Kroatien“

85-Goalgetter Antonio Kobas (re.) war zu häufig auf sich allein gestellt. Foto: noveski.com/Bode

Dem will Räck in der Winterpause Rechnung tragen, wenn es um die Auswahl möglicher Zugänge geht. „Wir sind in Kontakt“, verrät der Übungsleiter der „Elstern“, dass es an den Sander Tannen auf jeden Fall neue Gesichter geben wird, schränkt jedoch ein: „Wir sprechen nicht mit weiteren Spielern aus Kroatien. Acht davon langen mir, da brauchen wir nicht noch mehr von.“ Er wolle ja schließlich keine rein kroatische Mannschaft trainieren. Dass in einer Truppe immer ausländische Spieler stehen, sei normal. „aber die können auch Deutsch. Es ist ungewohnt, dass wir nicht miteinander reden.“

Dabei ist Räck doch mitunter ein Freund klarer Worte. So wie in seiner Analyse nach dem Spiel gegen Hamm, das den 44-Jährigen zu dem Schluss kommen ließ: „Wir spielen in den restlichen Spielen um Platz zwei bis acht. Den Angriff auf Sasel konnen wir abhaken. Acht Punkte Rückstand holst du nicht mehr auf. Zumal wir sie nicht mehr selbst vor der Brust haben. Ich habe schon vor dem Spiel gegen Hamm gesagt: „Wenn wir als Verlierer vom Platz gehen, dann ist die Chance auf den Aufstieg oder die, oben anzugreifen, weg.“

Jan Knötzsch