Regionalliga Nord

Den Sticheleien getrotzt, Revanche geglückt: Teutonia „legt den Grundstein“ für den Angriff!

17. Dezember 2023, 18:24 Uhr

Ohne große Gegenwehr durfte Fabian Graudenz (Mi.) zur frühen Teutonen-Führung einköpfen und den Treffer anschließend gebührend bejubeln. Foto: noveski.com

Für reichlich Brisanz wurde schon im Vorfeld gesorgt. Genauer gesagt: Bereits am vorangegangenen Wochenende sollte das „Regionalliga-Derby“ zwischen dem FC Teutonia 05 und dem FC Eintracht Norderstedt (alle Highlights im LIVE-Ticker) stattfinden. Eine Platzsperre von Seiten des SC Victoria Hamburg im Stadion Hoheluft, wo die Teutonen ihre Heimspiele austragen, machten dem sportlichen Wettbewerb aber einen Strich durch die Rechnung. „Danke für nichts, FC Teutonia 05“, sah Fabian Lucassen, Torwart-Trainer der Garstedter, die Schuld aber offensichtlich bei den „Kreuzkirchlern“ – und machte seinem Unmut über die Social Media-Plattform „Instagram“ deutlich Luft: „Passt auf, dass ihr nicht ausrutscht“, versah er seine „Story“ mit einem Clown-Emoji.

Das frühe 1:0 nach acht Zeigerumdrehungen: Juri Marxen (2. v. re.) hat keine Chance mehr, gegen einen mit Wucht kommenden Fabian Graudenz entscheidend einzugreifen. Foto: noveski.com

Genau die richtige Motivation für die 05er? „Ich habe das mit dem Post erst kurz vor Spielbeginn erfahren, da ich selbst auf den sozialen Kanälen nicht so aktiv unterwegs bin – vor allem nicht auf dem des Torwart-Trainers von Norderstedt“, erwiderte Teutonen-Trainer Dominik Glawogger mit einem Schmunzeln. „Für uns war das gar kein Thema. Wir haben versucht, die Spannung hochzuhalten. Die Spieler wollten sich selbst dafür belohnen, dass sie weiter trainiert und Gas gegeben haben.“ Ein Fakt war aber auch, dass der Jubel der Norderstedter nach dem 3:1-Hinspielsieg mit dem obligatorischen Teutonen-Schlachtruf „Who let the dogs out“ noch in den Hinterköpfen steckte. Umso lauter schallte der Song nach dem Schlusspfiff durch die Lautsprecher an der Hoheluft.

In der 57. Spielminute rückte all die Rivalität jedoch in den Hintergrund, als urplötzlich ein Krankenwagen am Platz und an der Seitenauslinie vorbeifuhr. Fragende Mienen auf der Tribüne. Wenig später wurde bekannt, dass Norderstedts zur Pause ausgewechselter Verteidiger Saibo Ibraimo über Unwohlsein und dem Vernehmen nach auch Probleme am Herzen klagte. „Es war definitiv nicht schön. Was genau mit ihm los ist, das kann ich nicht sagen. Das Wichtigste ist, dass ‚Ibo‘ gesund aus der Sache rauskommt“, atmete Marius Ebbers, der den urlaubenden Max Krause („Der liegt wahrscheinlich gerade am Strand mit `nem Strohhalm im Gesicht!“) auf der Eintracht-Bank vertrat, auf, als Ibraimo selbstständig in das Gefährt steigen konnte. „Das war schon mal ein gutes Zeichen“, so Ebbers. Von dieser Stelle: Die allerbesten Genesungswünsche an den 22-Jährigen!

Ibraimo ins Krankenhaus: Fast 20-minütige Spielunterbrechung

Gazi Siala (li.) hat gut lachen. Nach seinem Treffer zum 2:0 eilt Fabian Istefo als erster Gratulant herbei. Foto: noveski.com

Die bis dato komplett einseitige Partie war für fast 20 Minuten unterbrochen – und sorgte nach der Fortsetzung dafür, dass bei den Hausherren „der Faden gerissen ist, der Gegner nochmal alles nach vorne geschmissen hat und durch ein Geschenk zum Anschluss gekommen ist. Dadurch wird das Spiel auf einmal völlig unnötig noch einmal spannend und wir mussten uns ein wenig in die Winterpause retten“, befand Glawogger. Wirklich spannend wurde es nach dem „geschenkten Anschluss“, als Leonard Brodersen einen Freistoß tief in der eigenen Hälfte viel zu ungenau ausführte und Jonas Behounek für Kevin Prinz von Anhalt querlegte (89.), allerdings nicht mehr. Trotz der immensen Nachspielzeit. Norderstedt agierte schlichtweg zu uninspiriert und harmlos!

„Die Bereitschaft und der Wille, hier etwas zu holen, waren definitiv da. Aber wir werden dann auch gegen so eine abgewichste Mannschaft für kleine Fehler brutal bestraft“, konstatierte Ebbers. Kleine Fehler? In Wirklichkeit war es ein mittelgroßes Feuerwerk, was sich in der Hintermannschaft der Garstedter abspielte. „In der ersten Halbzeit war das schon eine Kette, die auch in Zukunft so zusammenspielen kann. Drei von vier Spielern spielen regelmäßig bei uns“, entgegnete Ebbers auf Nachfrage, ob das Vierer-Konstrukt zukunftsträchtig sei. „Wir erwarten nicht von den jungen Spielern, dass die gegen so einen Gegner die Kohlen aus dem Feuer holen. Da sind andere Spieler auf dem Platz, die die Verantwortung übernehmen müssen“, forderte der Co-Trainer – und ergänzte: „Ich glaube, dass man sieht, dass wir Fußball spielen wollen und da auch unsere Qualitäten haben. Aber wir machen letztendlich einfach zu viele einfache Fehler, die dann direkt bestraft werden. Das ist so ein Ding, was uns eigentlich die ganze Zeit schon begleitet. Aus meinem Gefühl heraus in den letzten Wochen etwas vermehrt. Aber von der Bereitschaft kann ich den Jungs keinen Vorwurf machen. Gerade auch nach der schwierigen Vorbereitung auf dieses Spiel.“

Teutonen-Doppelschlag sorgt für "hartes Brett"

Strahlende Miene und geballte Faust bei Teutonen-Trainer Dominik Glawogger nach dem 3:0 kurz nach der Pause durch Affam Ifeadigo. Ein perfekter Jahresabschluss! Foto: noveski.com

Womit „Ebbe“ auf die fünfwöchige Pflichtspielpause und die schwierigen Trainingsbedingungen seiner Eintracht ansprach. „Aber da geht‘s uns nicht viel anders als Teutonia“, wollte er jenen Umstand keinesfalls als Ausrede oder Entschuldigung für die Pleite geltend machen. Denn im Grunde genommen war das Derby bereits nach einer Viertelstunde entschieden. „Nein, definitiv nicht“, glaubte Ebbers an ein Comeback. „Wir haben schon oft genug bewiesen, dass wir auch solche Rückstände drehen können. Die Qualität hat die Mannschaft. Aber natürlich ist das erstmal ein hartes Brett, dass du bohren und ein Riesenaufwand, den du betreiben musst. Und wenn du dann auch noch so aus der Halbzeit kommst, ist es natürlich schwierig, den Plan umzusetzen.“

Aber der Reihe nach: Schon nach acht Zeigerumdrehungen durfte der mutterseelenallein im „Fünfer“ lauernde Fabian Graudenz eine Rechtsflanke von Fabian Istefo, der Youngster Florian Meier in den Slalomparcours schickte, zur Führung einnicken! Wenig später spielte Fabio Maiolo einen sensationellen Steilpass von Höhe der Mittellinie. Das reichte aus, um das komplette Defensiv-Gebilde nicht nur ins Wanken zu bringen, sondern schon gänzlich auszuhebeln. Gazi Siala, nicht gerade für seine Tempoläufe in vorderster Front bekannt, war auf und davon, profitierte auch vom etwas unmotivierten Ausflug von EN-Keeper Arne Exner, umkurvte diesen und schob aus spitzem Winkel ein (14.)!

"Sind extrem dominant aufgetreten"

Der Krankenwageneinsatz um den Norderstedter Saibo Ibraimo sorgte für eine fast 20-minütige Spielunterbrechung. Gute Besserung von dieser Stelle an Ibraimo! Foto: noveski.com

Ein Ergebnis, mit dem der Gast zur Pause sogar noch gut bedient war. Aber es wurde zunächst nicht besser. Istefo, der im ersten Durchgang noch am Pfosten scheiterte (31.), tauchte nach einer Stafette über Graudenz und Dominique Ndure blank vor Exner auf. Diesmal blieb der Schlussmann Sieger (47.). Nur wenige Augenblicke darauf war er aber schon wieder geschlagen – und gab keine allzu glückliche Figur ab: Erneut eilte er nach einem Istefo-Steckpass weit aus seinem Kasten, ohne Chance auf den Ball. Affam Ifeadigo ließ Moritz Frahm spielend stehen, zog vorbei und schloss ins verwaiste Gehäuse ab (49.)! „Ich finde, dass wir bis zur Unterbrechung extrem dominant aufgetreten sind und auch verdient mit 3:0 in Führung gelegen haben“, lobhudelte Glawogger seine Mannen.

Während Krause-Vertreter Ebbers in Bezug auf die Darbietung seiner Schützlinge „zwiegespalten“ war. Am Spieltag selbst habe er keinen Kontakt mehr zu seinem urlaubenden „Chef“ gehabt, wie er hinterher verriet: „Aber unter der Woche waren wir im Austausch. Auch am Samstagabend noch in Bezug auf den Matchplan und die Aufstellung. Heute hat er uns einfach machen lassen.“ Letztlich ohne Erfolg.

"Konnten die schwierigen Phasen recht schnell abschütteln"

Mehr als der Anschluss durch Kevin Prinz von Anhalt (li., leicht verdeckt) war für die Gäste aus Garstedt am Ende nicht mehr drin. Mit einem 1:3 verabschiedet man sich in die Pause. Foto: noveski.com

Und Teutonia? „Wir waren gleich da, wollten nicht viel anbrennen lassen und haben bis zur Unterbrechung ein richtig gutes Spiel gemacht“, strahlte Glawogger nach dem erfolgreichen Jahresabschluss, der den Ambitionen des Clubs weiterhin alle Türen offenhält. „Wir haben uns nicht hängen lassen und konnten auch die schwierigen Phasen recht schnell abschütteln“, zog der Coach ein kleines Zwischenfazit. „Es gab zweimal so eine kleine Delle. Aber wenn man sich auch die letzten Spiele anguckt, dann spricht das schon für die Moral und den Charakter der Mannschaft. Unser Ziel war es, so lange wie möglich vorne dran zu sein, um dann in den entscheidenden Phasen der Saison angreifen und da sein zu können. Dafür haben wir heute einen weiteren Grundstein gelegt.“

Autor: Dennis Kormanjos

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