Der letzte Versuch sitzt: Kamalow beschert Condor einen Punkt

„Raubvögel“ und BU trennen sich mit einem 1:1-Remis voneinander

13. November 2016, 20:03 Uhr

Der Ausgleich: Im Sitzen hat Condors Rafael Kamalow (Nummer 21) soeben zum 1:1 eingeköpft. Foto: noveski.com

Im Duell zwischen dem SC Condor und dem HSV Barmbek-Uhlenhorst brannten die beiden Kontrahenten nur in der Anfangsphase ein Chancen-Feuerwerk ab. Dnach verflachte das Niveau des Spiels. Die Treffer beim 1:1-Remis am Berner Heerweg waren derweil beide von Zufällen begünstigt, die mit dem Zustand des Kunstrasens zu tun hatten...

Carlos Flores hatte es einigermaßen eilig. Keine fünf oder sechs Minuten war die Partie zwischen dem SC Condor und dem HSV Barmbek-Uhlenhorst alt, als sich der Stürmer der Gastgeber neues Schuhwerk bereitstellen ließ. Nicht, weil blau schöner aussieht als weiß, sondern weil sich Flores von seinen neuen Tretern mehr Standfestigkeit versprach als von den vorherigen. Genau wie sein Mannschaftskollege Jannick Martens hatte Flores zuvor mit dem tückisch glatten Kunstrasen im Strafraum der Gäste zu kämpfen. Wiederholt landeten die „Raubvögel“ vorm BU-Kasten auf dem Hosenboden. Und das zum Teil in so aussichtsreichen Positionen, dass sich Condor-Coach Christian Woike bereits in Richtung Martens echauffierte: „Hast du Stöckelschuhe an oder was?“

Woike: „Wir haben den Ausgleich mit Willen und Leidenschaft erzwungen“

Pechvogel: Condors Isaak Hoeling (hi., hier gegen Hagen Bastian) bekam den Ball im Strafraum an die Hand, weil er auf dem Boden wegrutschte. Foto: noveski.com

Was weder Martens, noch Flores und auch Christian Woike zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Vielleicht hätten sich die Hausherren gar nicht so oft und laut über ihr Wegrutschen und Hinfallen ärgern, sondern es gleich mal aus der Sitzposition versuchen sollen. Denn: Genau so fiel letztlich der Treffer, der den „Raubvögeln“ neun Minuten vor dem Ende doch noch einen Punkt bescherte, als das Woike-Team mit 0:1 im Hintertreffen lag. Was passiert war? Ganz einfach: Kurz zuvor hatte BU-Keeper André Tholen einen Freistoß von Ibrahim Özalp bravourös zur Ecke abgewehrt. Diese wurde dann ausgeführt, Kevin Mellmann kam zur Flanke, die von der BU-Defensive unglücklich verlängert wurde. Und zwar Richtung Fünf-Meter-Raum. Dort stand Raffael Kamalow. Nein, besser gesagt: er rutschte aus. Doch nahezu am Boden sitzend nickte Kamalow das Spielgerät doch noch ein. 1:1. Oder anders gesagt: Condors letzter zwingender Versuch in diesem Spiel saß!

„Ich weiß nicht, warum wir ihn da so alleine lassen“, ärgerte sich BU-Coach Frank Pieper-von Valtier nach dem Spiel über jene Szene aus der 81. Minute, die für das letztlich verdiente Remis sorgte. Apropos Punkteteilung: Für die Barmbeker war es bereits die siebte in dieser Saison. Für Condor die erste. Klar, dass Christian Woike nach Spielschluss angesichts des späten Punktgewinns etwas besser gelaunt war als Pieper-von Valtier und konstatierte, dass „das nach den vielen Fehlern in den letzten Wochen eine sehr konzentrierte Leistung von uns war. Wir haben den Ausgleich quasi erzwungen, auch wenn das eigentlich gar keine richtige Torchance war. Da war aber viel Wille und Leidenschaft im Spiel.“

Ittrichs gutes Auge bewahrt Anders vor der „Ampelkarte“

Sah wegen einer Schwalbe die Gelbe Karte: BUs Quendrim Bajraktaraj (re., hier im Kopfballduell mit Mike Theis). Foto: noveski.com

Viel Wille bekamen die Zuschauer am Berner Heerweg vor allem in der Anfangsphase der Begegnung geboten, in der es ein wahres „Chancen-Gewitter“ gab: Erst bediente Martens Özalp, doch Tholen hatte den Ball sicher (1.). Dann stand auf der anderen Seite Keeper Sascha Kleinschmidt dem Erfolgserlebnis von Nico Schluchtmann im Weg, der zuvor von Benjamin Lipke bedient worden war (4.). Nur zwei Minuten später traf Lipke das Außennetz. Eine weitere Zeigerumdrehungen danach parierte Tholen gegen Martens, der zuvor von Kamalow angespielt worden war. Wer nun gehofft hatte, es würde so weitergehen, der sah sich allerdings ge- und enttäuscht: Bis zur 33. Minute, in der Tholen einen Schuss von Özalp abprallen ließ, Martens – sie wissen schon, liebe Leser: der mit den „gefühlten Stöckelschuhen“ – bei seinem Schussversuch wegrutschte und BU-Kapitän Sebastian Clausen klären konnte, passierte nichts Nennenswertes.

Flores hatte nach 36 Minuten noch eine Chance, doch – genau: er rutschte weg. So gab es nur noch ein Mal Aufregung vorm Pausentee: In der letzten Minute des ersten Durchgangs rauschte Max Anders bei einem Klärungsversuch mehr als mutig auf Quendrim Bajraktaraj zu, der dann im Sechzehner auch zu Boden ging. Doch statt dem bereits verwarnten Anders die „Ampelkarte“ zu zeigen, hatte Referee Patrick Ittrich eine Schwalbe von Bajraktaraj ausgemacht, gab diesem „Gelb“ und erklärte auf dem Weg in die Kabine den BU-Akteuren, die von dieser Entscheidung wenig begeistert waren und zuvor vehement einen Elfmeter gefordert hatten, seine Sichtweise der Dinge.

Hosseini trifft mit fremdem Schuhwerk

Ohne Abwehrchance: Condors Keeper Sascha Kleinschmidt wurde beim Elfmeter von BUs Samuel Hosseini verladen. Foto: noveski.com

Nach dem Seitenwechsel lag der in der Bundesliga erprobte Unparteiische dann bei der Bewertung einer weiteren Szene ebenso richtig wie in der Schlussminute des ersten Durchganges: Nach einem Einwurf von Schluchtmann sprang Condors Isaak Hoeling, dem man zugute halten muss, dass er wegrutschte, der Ball an die Hand – Elfmeter! BUs Samuel Hosseini ließ sich nicht zwei Mal bitten, verzögerte beim Anlauf, verlud Kleinschmidt und verwandelte vom Punkt aus sicher zur 1:0-Führung für die Gäste (68.). Und das in fremdem Schuhwerk: Hosseini trug die Treter von Teamkollege Haci Gündogan, wie Coach Pieper-von Valtier zuvor in der Halbzeitpause verraten hatte. Wenigstens stand er damit im richtigen Moment bombensicher! Schon vier Minuten vor dem 1:0 hatte Hosseini seine Gefahr unter Beweis gestellt und mit einem Freistoß aus gut und gerne 25 Metern Kleinschmidt geprüft (64.). Auf der anderen Seite ging Flores' Kopfball nach einem Mellmann-Freistoß drüber (65.). Doch zum Glück für Condor waren da ja noch „Sitzfußballer“ Kamalow und die 81. Minute...

„Es ist ärgerlich, dass wir nach dem 1:0 das Ergebnis weder ausbauen, noch es über die Zeit retten. Das müssen wir klar zu Ende spielen, da haben wir zu kompliziert agiert“, bilanzierte BU-Coach Pieper-von Valtier nach dem Abpfiff und bemängelte: „Querpässe über 40 Meter vor dem eigenen Tor tun nicht Not. Damit sorgt man weder für Ruhe, noch für Entlastung.“ Immerhin: „Insgesamt bin ich aber ganz zufrieden. Das Ergebnis geht in Ordnung“, konstatierte Pieper-von Valtier und lag damit auf einer Wellenlänge mit Widerpart Woike, der feststellte: „Wir sind gut ins Spiel gekommen. Nach der Pause hatten wir nicht mehr ganz so guten Zugriff, haben nach dem unglücklichen Elfmeter aber eine gute Reaktion gezeigt. Das Ergebnis ist okay so. Unentschieden hatten wir ja noch nicht so viele in dieser Saison.“ Im Sitzen erzielte Tore aber bestimmt auch nicht...


Jan Knötzsch