Der „Luckypunch“ fehlt – Munteres Derby ohne Sieger!

TuRa versemmelt zu Beginn, HSV III hintenraus

15. August 2015, 00:03 Uhr

Timo Trefzger (M.) führte gegen seinen Ex-Club hervorragend Regie. Hier im Duell mit TuRas Karl Bogucki (l.). Foto: noveski.com

Zufrieden, unzufrieden oder zumindest akzeptabel? So richtig wussten weder Marcus Fürstenberg, Trainer von TuRa Harksheide, noch Felix Karch, Übungsleiter des Hamburger SV III, das torlose Remis im Norderstedter Derby einzuschätzen. „Viel mehr Chancen hatten wir in den letzten Wochen auch nicht. Da waren fünf Dinger dabei, die du machen musst. Und wenn du das nicht tust, wird es schwierig“, befand etwa „Fürste“. Während sein Gegenüber konstatierte: „Zufrieden wäre ich gewesen, wenn wir 1:0 gewonnen hätten.“

Hier pariert Yannick Heuer (l.) die Großchance von Diego Wohlers (M.). Foto: noveski.com

Trotz der Nullnummer entwickelte sich von der ersten Minute an ein hochinteressantes Landesligaspiel mit Chancen auf beiden Seiten. Die Anfangsphase gehörte klar den Hausherren – da hätten sich die „Rothosen“ über einen Rückstand nicht beschweren dürfen. Nikola Zeba prüfte mit einer sehr unorthodoxen Rückgabe seinen eigenen Keeper, Yannick Heuer, der den Vorzug vor dem ehemaliger „TuRaner“ Jan Haerting erhielt (Karch: „Es war eine harte Entscheidung und tut mir auch menschlich leid. Aber wir sind in einem Bereich, wo es nur noch um Leistung geht.“). Auch beim Nachschuss gegen den „Alles-und-Überall-Knipser“ Benedikt Neumann-Schirmbeck partierte Heuer zur Ecke (2.). Auch diese sorgte für Gefahr: zunächst nickte Arkadius Kazmierczak an die Latte, ehe der Rechtsverteidiger im zweiten Anlauf am einmal mehr starken Schlussmann des HSV scheiterte (3.). Die druckvolle Anfangsviertelstunde hätte schließlich Diego Wohlers krönen können, als Nassim Saleh ihn mit einem traumhaft präzisen Diagonalball auf die Reise schickte. Der Sieger hieß jedoch erneut: Yannick Heuer (12.)!

In der Folge fanden die Gäste besser in die Partie, wurden immer mutiger und spielten mit – auch weil der zweite von drei Ex-Harksheidern in der Startelf des HSV III, Timo Trefzger, nun immer besser Regie führte. Emre Yasar zwang mit seiner wuchtigen Direktabnahme nach Schaube-Flanke von links TuRa-Fänger Daniel Jeschke zu einer spektakulären Flugeinlage (24.), ehe der in der vergangen Saison ebenfalls noch auf der anderen Seite aktive Hannes Steckel etwas zu lang mit dem Abschluss zögerte und das Ziel um einen Meter verfehlte (25.). Schaubes Linksschuss, der knapp über Jeschkes Kasten segelte, rundete eine muntere erste halbe Stunde ab (29.).

TuRa-Kapitän feiert Comeback – Sarpong darf nur 30 Minuten ran

Hamburgs spielender Co-Trainer Nikola Zeba (r.) nahm TuRa-Knipser Neumann-Schirmbeck (l.) hart ran. Foto: noveski.com

Zur zweiten Hälfte brachte Harksheide-Coach Fürstenberg mit Frederic Sarpong, der dem Abschlusstraining unentschuldigt fernblieb, eine frische Offensivkraft für den indisponierten Karl Bogucki. Der kleine Denkzettel, den Fürstenberg seinem „Flügelflitzer“ verpasste, schien sein Ziel nicht verfehlt zu haben. Denn Sarpong wirkte nach seiner Hereinnahme sehr motiviert – allerdings so sehr, dass es schon den Hang zur Übermotivation hatte. Deshalb war der Auftritt des ehemaligen Elmshorners bereits nach einer halben Stunde beendet. Aufgrund akuter Gelb-Rot-Gefahr nahm der Trainer ihn wieder herunter und brachte zum Erstaunen einiger Beobachter den langzeitverletzten „Capitano“, Sidnei Marschall. Doch zuvor hätte Neumann-Schirmbeck seine Mannen bereits auf die Siegerstraße bringen können, als er von Wohlers in Szene gesetzt wurde. An Heuer gab es am heutigen Abend jedoch kein Vorbeikommen (49.)! Den Abpraller rettete Hammad Nadi vor dem einschussbereiten Deniz Türkoglu.

Der ehemalige TuRaner Hannes Steckel (r.) gegen "Kurzarbeiter" Freddy Sarpong (l.). Foto: noveski.com

Für TuRa bedeutete dies zugleich die letzte Möglichkeit im Spiel. Plötzlich fing der Aufsteiger an, dem Tabellenführer den Schneid abzukaufen. Haydar Akdemir mit einem leichtsinnigen Fehlpass, den Muhammed Burtakucin mit einem Steilpass auf Nitzsche zu nutzen wusste. Doch Jeschke riss gegen den Schuss aus halblinker Position den Arm noch hoch (69.). Wenig später klatschte Burtakucins Flankenversuch an den Außenpfosten (71.), ehe sich der früh für den verletzt ausscheidenden Lars Schmitz eingewechselte Edward Haustein und Jeschke uneins waren. Erneut war Burtakucin der Nutznießer – doch Akdemir klärte auf der Linie (79.)! Es hätte zur Geschichte des Spiels gepasst, wenn ausgerechnet Rückkehrer Sid Marschall zwei Zeigerumdrehungen vor Ultimo für die Entscheidung gesorgt hätte. Nach Wohlers‘ Ablage rauschte sein Rechtsschuss aus 14 Metern circa einen halben Meter über Heuers Gehäuse. Schluss!

„Der Luckypunch war eher die Angst als der Wunsch“

„Wir haben es heute nicht so gut gemacht wie in den letzten Wochen, es war alles einen Tick zu langsam, zu ungenau. Trotzdem bleiben wir weiter ungeschlagen“, bilanzierte Fürstenberg. Sein Gegenüber gab abschließend zu Protokoll: „Wir hatten uns sehr viel vorgenommen, wollten drei Punkte holen. Am Ende war der Luckypunch aber eher eine Angst als der Wunsch. Nachdem wir etwas gebraucht haben, konnten wir nach zehn, 15 Minuten das umsetzen, was wir uns vorgestellt haben. Ich glaube, wir waren nicht schlechter, hatten mehr Ballbesitz und haben fast alles spielerisch gelöst. Wir sind in der Landesliga angekommen, müssen nur noch die Tore schießen. Aber da mache ich mir und der Mannschaft gar keinen Druck. Irgendwann platzt der Knoten und dann treffen wir regelmäßig. So nehmen wir einen Punkt bei einer Spitzenmannschaft mit.“

Der LIVE-Ticker zum Spiel:

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