Dersim demontiert: Die „Zankl-Zauberer“ reiten auf der Welle der Leichtigkeit

Beim Saseler 8:1-Sieg gelingt gleich zwei TSV-Spielern ein „Treffer-Triple“

02. Oktober 2016, 19:04 Uhr

Nico Zankl traf genau wie Teamkollege Benedikt Neumann-Schirmbeck drei Mal ins Schwarze. Foto: noveski.com

Was war das für ein Spiel: Diejenigen Zuschauer, die am heutigen Nachmittag das Landesliga Hansa-Spiel zwischen dem TSV Sasel und Dersimspor dem zeitgleichen Oberliga-Kracher zwischen Cordi und Altona 93 vorzogen und zugleich dem immer wieder einsetzenden Regen trotzten, mussten ihr Kommen nicht bereuen. Im Gegenteil: Sie wurden dafür ausgiebigst belohnt. Neun Treffer gab es am Parkweg zu sehen – allerdings in einer recht ungleichen Verteilung, die Dersim-Coach Theodore Fici nach der 1:8-Niederlage zur Erkenntnis brachte, dass der Ausfall von Leistungsträgern nicht zu kompensieren ist, während sich die Elf von Sasel-Trainer Danny Zankl nach und nach in einen Rausch spielte. 

Benjamin Thiel hegte zumindest eine kleine Hoffnung. „Bei uns sieht es personell nicht gut aus, aber wenn wir hier einen Dreier mitnehmen, dann ist das alles nicht mehr ganz so schlimm“, sagte der verletzte Kapitän von Dersimspor vor dem Anpfiff des Spiels beim TSV Sasel. Später dann stand genau jener „Benny“ Thiel ein paar Meter abseits der Dersim-Bank, nachdem er zuvor das Gespräch mit Trainer Theodore Fici gesucht hatte.

Dersimspors verletzter Kapitän Thiel: „Das ist peinlich!“

Trieb seine Schützlinge an der Seitenlinie gewohnt lautstark nach vorne: Sasels Coach Danny Zankl. Foto: noveski.com

Thiel blickte verärgert in diesem Moment drein. „Das ist peinlich“, rief der „Capitano“ der Wilhemlsburger auf den Platz und drehte sich ab. „Unfassbar!“, machte er Sekunden später seinem Ärger noch einmal Unmut und winkte ab, ehe er dem in seiner unmittelbaren Nähe auf dem Feld stehenden Deniz Kacan mit auf den Weg gab: „Spielt das wenigstens ordentlich zu Ende, damit es nicht zweistellig wird.“

Gut, zumindest dieser Wunsch Thiels sollte sich am Ende erfüllen, doch zwischen dem hoffnungsvollen Statement vor dem Anpfiff und den Augenblicken der Resignation irgendwann kurz vor dem Ende der Partie lag die bittere Erkenntnis, dass für die Gäste am Parkweg alles schief ging, was nur schief gehen konnte. Selbst das mit dem Auswechseln: Als Stefan Janaszek nach 65 Minuten in die Partie kommen sollte, fehlte Dersims Nummer sechs schlichtweg das Trikot. Ersatzmann Aron Pauels musste erst in die Kabine eilen, um das Jersey herbeizuschaffen. Im Vergleich zur letztlich beschämenden 1:8-Pleite Dersims der kleinste Fauxpas des Nachmittags.

Celikten und Neumann-Schirmbeck lassen Hochkaräter liegen

Ansonsten zogen sich die Fehler wie der berühmte rote Faden durch das Spiel der Gäste – und das, wo sie doch in den ersten Minuten den Ball gut laufen ließen. Dann jedoch brachte Nico Zankl die Saseler in Führung (23.). Noch vor dem Seitenwechsel legten die Hausherren in Person von Benedikt Neumann-Schirmbeck nach und erhöhten in der 42. Minute auf 2:0. Dass zuvor sowohl Neumann-Schirmbeck (28.) als auch Tolga Celikten bereits früher für das 2:0 hätten sorgen können, war eine der wenigen Aspekte, die TSV-Coach Danny Zankl später kritisierte.

„Wir haben auch in der ersten Phase des Spiels eigentlich nichts falsch gemacht, nur fehlten uns die klaren Aktionen. Wir haben zwei hundertprozentige Chancen liegengelassen“, konstatierte Zankl, „ansonsten waren wir auf einen individuell starken Gegner, der ein unangenehmes 4-3-3-System gespielt hat, gut eingestellt. Wir haben sie nicht in die Komfortzone kommen lassen, nur unser i-Tüpfelchen fehlte.“

Danny Zankl: „Wichtig, dass wir nach der Pause schnell das dritte Tor nachgelegt haben“

Sein Treffer war der schönste des Tages: Dersims Edison Sa Borges Dju ließ vor dem 1:5 seine Gegenspieler reihenweise wie Slalomstangen stehen. Foto: noveski.com

Das aber gab es nach der Pause. „Dass wir in der zweiten Hälfte schnell das dritte Tor machen, war wichtig“, konstatierte Zankl – und es war für seine Schützlinge der Sprung auf eine Welle der Leichtigkeit: Nach Celiktens 3:0 (52.) gelang Sasel offensiv nahezu alles: Mit seinen Toren Nummer zwei und drei an diesem Nachmittag erhöhte Nico Zankl auf 5:0 (58., 60.), dann folgte der Anschlusstreffer für die Gäste, bei dem Edison Sa Borges Dju mal eben drei, vier Gegenspieler wie Slalomstangen umkurvte (74.). „Das ist fahrlässig, das darf nicht passieren“, ärgerte sich Danny Zankl. Doch Sasels Coach wurde anschließend direkt wieder milde gestimmt. Timo Adomat (75.) und Neumann-Schirmbeck (84., 85.), der damit sein „Treffer-Triple“ perfekt machte, schraubten das Resultat auf 8:1 hoch. 

„Man muss ehrlicher Weise zugeben, dass wir die Ausfälle, die wir derzeit haben, nicht kompensieren konnten“, erklärte Gästecoach Theodore Fici mit Blick auf fehlende Akteure wie zum Beispiel Thiel, Umut Yildiz oder Rafat Waseq. „Wir waren ein Mitfavorit, weil wir diese Leute im Kader haben. Aber wenn sie weg brechen oder ihre Leistung nicht bringen, dann sind wir eine stinknormale Mannschaft, die irgendwo im Mittelfeld der Tabelle spielt. Das muss man einfach so sagen“, bilanzierte Fici betrübt. 

Fici: „Wir dürfen uns nicht so abschlachten lassen!“

Das hältst du doch im Kopf nicht aus: Dersimspors Trainer Theodore Fici war nach den acht Gegentreffern restlos bedient. Foto: noveski,com

Wie die Darbietungen einer Mannschaft aus dem Mittelmaß aber sah der Auftritt Derims allerdings nicht aus – so viel Kritik sollte erlaubt sein. „Wir dürfen uns trotz alledem nicht mit 1:8 abschlachten lassen“, musste auch Fici dies zugeben, und erklärte: „Das ist eine Geschichte, wie sie oft passiert, wenn du junge Spieler einbauen musst. Das kann man machen, wenn es läuft, aber wenn drei, vier oder fünf Leistungsträger fehlen, dann funktioniert so etwas ganz einfach nicht.“ 

Bei Dersims Widersacher hingegen funktioniert derweil nach einem eher durchwachsenen Start derzeit Einiges – oder besser gesagt: immer mehr. „Wir haben unter der Woche hervorragend gearbeitet und uns ist es gelungen, das Fehlen von Spielern wie Sven Körner, Lukas Wenzel oder Yannik Reinke aufzufangen“, freute sich Danny Zankl nach dem Spiel, „in der kommenden Woche müssen wir das nun bestätigen. Auch im Training. Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben in der Breite einen geilen Kader und dadurch viel Potenzial auch auf der Bank.“ 

Bestes Beispiel: Marwin Bolz, Nico Behrends und Jean-Lucas Gerken, die für Tobias Steddin (Platzwunde), Yannis Büge (Gelb-Rot-gefährdet) und Ruven Scharnberg (Verletzung am Handgelenk) rein kamen, fügten sich nahtlos ein. „Wenn wir so wie in der Woche und heute weiterarbeiten, dann werden wir in vier bis fünf Wochen noch stabiler sein und noch leichteres Spiel vorne haben“, blickte Danny Zankl optimistisch voraus. Benny Thiel war da übrigens bereits längst konsterniert in der Kabine verschwunden...

Jan Knötzsch