Dienstag verpflichtet, Freitag getroffen – Pressel ist der Unterschied!

Poppenbüttel ringt Bramfeld nieder

28. August 2015, 22:43 Uhr

Die beiden Matchwinner: Stefan Winkel (r.) bejubelt Gerrit Pressels (l.) ersten Treffer. Foto: noveski.com

In der 92. Spielminute bekam er seinen verdienten Abgang: Am Montag erstmalig mit der Mannschaft trainiert, am Dienstag wurden die letzten Details geklärt und seine Verpflichtung verkündet, am Freitag zählte er gleich zur Startelf und erzielte das wichtige 1:0 – die Rede ist von Poppenbüttels neuester Errungenschaft, Gerrit Pressel! „Überragend“, fasste sein neuer Coach, Olaf Ohrt, den ersten Auftritt des ehemaligen HSV-Profis mit einem Wort zusammen. Tatsächlich machte der „Linksfuß“ im Spiel gegen den Bramfelder SV den Unterschied aus.

BSV-Kapitän Henning (r.) lief überraschend in der Innenverteidigung auf, hatte dort SCP-Angreifer Folarin (l.) gut im Griff. Foto: noveski.com

Was wurde im Vorfeld nicht alles über die Rückkehr von BSV-Übungsleiter Florian Neumann, samt der Spieler Patrick Möller, Jannik Stolina, Kim Kubik, Malte Findeisen und Philipp Kiesewetter, an ihre alte Wirkungsstätte gesprochen. Nach 90 absolvierten Minuten stand jedoch das Debüt von Gerrit Pressel im Mittelpunkt. Bereits im ersten noch torlosen Abschnitt war der 25-Jährige, der überraschend nicht hinten links, sondern im rechten Mittelfeld begann (O-Ton Ohrt: „Das haben wir eine Stunde vor Spielbeginn entschieden.“) an jeder Poppenbütteler Offensivaktion beteiligt. Die größte Möglichkeit vergab Collins Folarin nach Pressels Flanke von links, als der Kopfball des Angreifers ans Gebälk donnerte (31.). Der Bramfelder SV war zwar spielerisch leicht unterlegen, kam aber ebenfalls zu der einen oder anderen gefährlichen Torannäherung. Am Tegelsbarg waren keine acht Sekunden seit dem Anstoß vergangen, als Matthias Müller nach einem langen Henning-Pass von halbrechts im letzten Moment von Thomas Braun geblockt wurde (1.). Unmittelbar vor dem Pausentee hätten die beiden Ex-Poppenbütteler Malte Findeisen, der sich nach Perz-Pass irgendwie durchwurschtelte, oder Jannik Stolina, dessen Schuss aus überaus aussichtsreicher Position nach Findeisens Ablage jedoch an eine Rückgabe erinnerte, den Gast auf die Siegerstraße bringen können (44.).

Pressels erster Streich – Gersch fliegt

Der erste Landesligatreffer von Gerrit Pressel (r.). Bramfeld-Keeper Möller (l.) sieht nicht gut aus, auch Ronny Sendel (M.) kann nur zuschauen. Foto: noveski.com

Nach einer relativ ausgeglichenen ersten Spielhälfte wurden die „Neumänner“ mit Beginn der zweiten 45 Minuten auf dem falschen Fuß erwischt. Einen leichten Fehler im Spielaufbau bestrafte Gerrit Pressel, der einen Winkel-Pass aus 16 Metern mit links ganz trocken und flach in die Maschen jagte – BSV-Schlussmann Patrick Möller sah hier nicht allzu glücklich aus (49.)! Für den ehemaligen Erstligaakteur aus den Niederlanden, wo er für Willem II sechs Einsätze absolvierte, ein Einstand nach Maß! Bramfeld war nun gefordert und kam auch. Nach Schulz‘ Chip-Pass in den Sechzehner verfehlte Findeisen per Fußspitze das rechte Toreck knapp (54.), ehe Matthias Müller die Hundertprozentige zum Ausgleich versemmelte. Der Angreifer tauchte nach toller Perz-Vorarbeit völlig blank vor Maximilian Rohrbach auf, wollte diesen überloppen, überlistete damit aber nur sich selbst – denn der Abschluss segelte deutlich über den Kasten (59.). Auf der anderen Seite hätten Pressel, dessen Geschoss aus 18 Metern nur hauchdünn am Giebel vorbei segelte (59.), und Folarin, der nach Pressels Zuspiel völlig freistehend an Möller scheiterte (63.), für eine Vorentscheidung sorgen können.

Auch in der Luft nicht zu bezwingen: Kubik (r.) kommt gegen Pressel einen Schritt zu spät. Foto: noveski.com

Stattdessen blieb die Partie spannend, was auch daran lag, dass sich SCP-Routinier Tore Gersch innerhalb von 120 Sekunden zweimal den gelben Karton abholte – macht in der Summe Gelb-Rot (67.)! Mit einem Mann mehr witterte Bramfeld nun seine Chance. Doch insbesondere Müller erwischte im Torabschluss einen gebrauchten Abend. Zunächst köpfte er eine Skalnik-Hereingabe aus guter Position drüber (69.), dann musste er sich der tollen Fußabwehr von Rohrbach geschlagen geben, der dessen abgefälschten Schuss aufs kurze Eck noch heraus kratzte (79.). Coach Neumann warf nun alles nach vorne, beorderte Ronny Sendel aus der Innenverteidigung in die Sturmspitze – was dem Gegner allerdings auch Räume eröffnete. Nachdem Joker Kiesewetter eine Hereingabe schlecht verarbeitete, machte der Liga-Neuling in der Nachspielzeit schließlich den Deckel drauf, als sich eine schwach getretene Ecke von Mirko Schulz zum Boomerang entwickelte, Stefan Winkel seinem Gegenspieler Perz enteilte und den zu zögerlich aus seinem Tor heraus stürzenden Möller aus gut und gerne 22 Metern überwand. Der Linksschuss des „Technikers“ touchierte noch den linken Innenpfosten und landete bei einsetzendem strömendem Regen im Bramfelder Gehäuse (90. +1)!

„Hatte Bedenken, dass es noch emotionaler wird“

Tore Gersch (r.) verabschiedete sich mit zwei Gelben Karten binnen 120 Sekunden vorzeitig zum Duschen. Foto: noveski.com

„Ein mehr als nur verdienter Sieg“, befand Olaf Ohrt hinterher und fügte an: „Wir haben das Spiel klar bestimmt, leider zu spät entschieden. Die Chancen waren da, die müssen wir konsequenter nutzen, dann hätten wir nicht bis zum Schluss zittern müssen. Um ein Haar wurden wir dafür bestraft.“ Sein Gegenüber, für den es ein besonderes Spiel war, gab zu Protokoll: „In der ersten Halbzeit waren wir gierig und griffig. Genau das, was in der zweiten Halbzeit gegen Altengamme gefehlt hat. Ich denke, es war ein ausgeglichenes Spiel. Leider wurden wir direkt nach der Pause, wo wir unglücklich aussehen, kalt erwischt. Nach der Gelb-Roten Karte haben wir neuen Mut bekommen, Fußball gespielt und sind immer wieder über die Außenbahn gekommen. Die Möglichkeiten waren jedenfalls da – oft fehlte nur die letzte Konzentration.“ Zu seiner Rückkehr nach Poppenbüttel meinte Neumann anschließend: „Natürlich war es kein gewöhnliches Spiel, aber ich hatte im Vorfeld ein paar leichte Bedenken, dass ich noch emotionaler reagieren würde. Das war nicht der Fall und schlussendlich zählt auch nur der Fußball.“

„Dann braucht er keinen Fußball mehr spielen“

Apropos Fußball: Davon zeigte Gerrit Pressel in seinem ersten Landesligaspiel gleich eine ganze Menge. „Für mich war er der überragende Mann auf dem Platz“, lobhudelte Ohrt seinen Neuzugang. „Man sieht einfach, dass das ein ganz anderer Fußball ist. Er hat eine professionelle Ausbildung genossen, spielt nochmal auf einem anderen Level. Norderstedt wollte ihn ja auch unbedingt halten, deshalb ist seine neue Ausbildungsstelle unser Glück.“ Etwas süffisant brachte es Neumann abschließend auf den Punkt: „Der hat mal in der Bundesliga gespielt. Ganz hart gesagt: Wenn der in so einer Liga nicht den Unterschied ausmacht, dann braucht er keinen Fußball mehr zu spielen.“

Der LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Höhepunkten:

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