Ein (Neu-)Aufbruch mit Anlaufschwierigkeiten

In Schwarzenbek muss noch an einigen Schrauben gedreht werden

15. September 2016, 14:06 Uhr

Das hältst du doch im Kopf nicht aus: Für Trainer Mario Friedrich und den SC Schwarzenbek läuft's bisher noch nicht richtig rund. Foto: noveski.com/Bode

Schon die zurückliegende Spielzeit verlief für den SC Schwarzenbek alles andere als rosig. Gerade einmal der zehnte Rang sprang für die Europastädter heraus. Und das, wo doch vor der Saison auch schon mal davon gesprochen wurde, dass man sich anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens den Sprung in die Oberliga wünschen würde. Die Realität heißt aber weiterhin Landesliga Hansa – und auch die aktuelle Serie ist für den SCS bisher nur durchwachsen angelaufen.

Sven-Uwe Jannke, René Morlang, Benjamin Schulz, Jörg Lange oder Klaus-Michael Funk – wer in den vergangenen Wochen einen Blick auf die Aufstellungen des SC Schwarzenbek geworfen hat, der musste schon ein intimer Kenner der Fußballszene in der Europastadt sein, um angesichts solcher Namen nicht überrascht dreinzuschauen.

Dass im Kader des SCS Namen wie Kevin Koitka, Alessandro Helmke oder Marcel Musielak in der laufenden Spielzeit fehlen würden, war klar. Aber das nun beispielsweise „Oldies“ wie Jannke (48 Jahre), Lange (37) oder Funk (42) im Kader auftauchen und im fortgeschrittenen Fußballer-Alter noch einmal zu Ehren in der Landesliga kommen würden – damit war nun wirklich nicht zu rechnen.

Apel wird schmerzlich vermisst

Fällt mit einem Kreuzbandriss langfristig aus: Finn Apel, der vor der laufenden Saison aus Curslack zurück zum SCS kam. Foto: noveski.com/Bode

„Wir haben eine enorm angespannte Personallage“, begründet der Sportliche Leiter Frank Flatau. Das Tableau drückt dies wie folgt aus: Mit sieben Zählern und einem Torverhältnis von 8:16 steht der SCS auf dem 14. Rang, dem ersten Abstiegsplatz. „Wenn man unsere personelle Situation sieht, ist das okay“, erklärt Flatau, „man muss realistisch sein: Das ist eine Momentaufnahme. Die Liga ist komplett ausgeglichen. Es gibt vielleicht zwei oder drei Teams, die stärker als der Rest sind. Ansonsten kann jeder jeden schlagen. Das macht sich in Tabelle bemerkbar. Mit nur einem Sieg ist man direkt wieder weiter oben dabei.“ 

Dumm nur: Siege hat der SCS in dieser Saison bisher gerade einmal zwei Stück eingefahren. Dem gegenüber stehen ein Remis (2:2 gegen Bergedorf, Flatau: „Da hätten wir gewinnen müssen“), vier Niederlagen und eben die Tatsache, dass an der Schützenallee Einiges nicht so läuft, wie es gedacht war. „Wir haben mit Jan Bannasch und Finn Apel hervorragende Leute geholt. Die beiden haben Erfahrung und können ein Team führen“, stellte Flatau noch vor dem Saisonstart mit Blick auf die Neuzugänge fest. Nun allerdings fällt Apel mit einem Kreuzbandriss langfristig aus und wird bereits jetzt schmerzlich vermisst. 

Die Mannschaft steht also abermals vor der Situation, den Wegfall eines Leistungsträgers kompensieren zu müssen. So wie schon vorm Saisonstart mit den Abgängen von Leistungsträgern wie Alessandro Helmke, Kevin Koitka und Marcel Musielak oder hoffnungsvollen Youngstern wie Ruven Scharnberg oder Tolga Celikten. Denkbar ungünstige Vorzeichen, um das Saisonziel (Flatau: „Wir wollen die Gesamtlage stabilisieren“) zu realisieren und den personellen Umbruch vor der laufenden Serie als „Chance zum Neuaufbruch“ (O-Ton Flatau) zu nutzen. 

Flatau: „Friedrich steht nicht zur Debatte“

„Fakt ist dass wir gerne zwei bis drei Spieler mehr geholt hätten. Wir haben einen relativ dünn besetzten Kader. Das ist nicht gut gelaufen“, verdeutlicht Flatau, „aber ich bin überzeugt davon: Wir sind gut genug besetzt, um nicht abzusteigen.“ Im Rahmen der Möglichkeiten hätte man bei der personellen Planung „das Optimum herausgeholt. Klar haben wir gute Leute verloren, aber auch erfahrene dazubekommen. Man muss bei Transfers immer mit Vernunft agieren. Hätten wir mehr Geld, das wir in die Hand nehmen können, hätten wir auch mehr machen können.“ So aber muss Trainer Mario Friedrich mit dem Material arbeiten, was er hat. Und dabei damit zurecht kommen, dass er und Flatau sich wie schon in der letzten Saison auch über mangelnden Einsatz bei einigen Kickern beklagen müssen.

Hat die Mannschaft also etwa ein Motivations- oder Mentalitätsproblem? „Wenn du einen Kader mit 30 Spielern hast, fällt es nicht so sehr auf. Das kann man allgemein festhalten. Bei uns fällt es direkt doppelt ins Gewicht, wenn ein Spieler schwächelt“, befindet Flatau, der auch Trainer Mario Friedrich (verzichtete darauf, am vergangenen Wochenende in Meiendorf den nächsten Gegner zu beobachten und überließ dies Flatau und Co-Trainer Erdinc Özer) in Schutz nimmt: „Er steht nicht zur Debatte. Die Saison ist noch jung und wir hatten keine zehn Spiele nacheinander, wo die Tendenz in den Keller zeigt.“

Veränderungen im Vorstand stehen an – Was macht Flatau selbst?

Entscheidet im Januar über seine Zukunft: Der Sportlicher Leiter Frank Flatau. Foto: SCS

Zur Debatte allerdings steht, wie es in Schwarzenbek in der kommenden Saison auf drei anderen Positionen weitergeht. Der Erste Vorsitzende Wolfram Kubbutat hört nach der Saison ebenso auf wie sein Stellvertreter Thomas Nowottnick (auch Hauptsponsor). Wie es um die Zukunft von Frank Flatau als Sportlicher Leiter bestellt ist – dahinter steht aktuell noch ein Fragezeichen.

„Ich mache meinen Job weiterhin erstmal – so wie in den vergangenen Jahren – so gut wie ich kann. Meine Zukunft klärt sich dann im Januar“; verrät Flatau, „es hängt auch davon ab, wen man für die zwei Positionen findet und wie deren Konzept dann aussieht. Ich werde im Januar völlig emotionslos entscheiden, was ich machen möchte.“ Ambitionen, selbst in den Vorstand aufzurücken, so Flatau, „habe ich überhaupt keine.“

Vielmehr wolle er, sagt Flatau, „an der Basis und mit Spielern arbeiten. Es ist denkbar, dass das auf einem Posten als Sportlicher Leiter passiert, vielleicht ist es aber auch Zeit, wieder als Trainer zu arbeiten.“ Das jedoch ist noch Zukunftsmusik, wichtig ist die Gegenwart beim SCS: „Wir müssen Optimismus ausstrahlen. Wir wissen, wo wir die Hebel ansetzen müssen“, konstatiert Flatau und hofft auf die möglichst zeitnahe Rückkehr der zuletzt verletzt fehlenden Torben Krauel und André Basenau.

Jan Knötzsch