Ein völlig neues Schwarzenbek holt verdientes Unentschieden!

Klub Kosova für Coach Beyer „erschreckend schwach"

24. Juni 2016, 11:21 Uhr

Der Schwarzenbeker Joscha Behrens traf zum verdienten Ausgleich. Foto: noveski.com

Wer auf die Rotation des runden Leders steht, freut sich bestimmt darüber, dass auch in der eigentlich fußballfreien Zeit gekickt wird. Test- und Freundschaftsspiele werden ausgetragen, um unter anderem „eine Bestandsaufnahme“ zu machen, wie es Kosova-Trainer Thorsten Beyer ausdrückte, der mit seinem Team den SC Schwarzenbek zu Gast hatte. Nach der Begegnung traf man auf der einen Seite einen zufriedenen, auf der gegenüberliegenden Seite wiederum einen erschrockenen Coach an. Zudem leisteten sich Spieler der Gäste Verfehlungen, weshalb „sie auf jeden Fall ordentlich in die Mannschaftskasse einzahlen müssen“, wie SCS-Trainer Mario Friedrich betonte.

Das Spiel selbst fing erst ganze 13 Minuten später als geplant an. Auf Seiten des SC Schwarzenbek wartete man auf den Torwart, der noch im Stau stand. Ein Ersatz für diese Position war nicht im Gepäck der Gäste, weshalb man Kosovas Torwarttrainer Fabrizio Tuttolomondo bat, sich so lange zwischen die Pfosten des Auswärtsteams zu stellen, bis dann auch Keeper Timon Gemballa – und weitere Spieler – am Platz eintrafen. Der Zuschauer würde wohl sagen, dass Tuttolomondo auch im fortgeschrittenen Alter eine prima Leistung zeigte, aber dafür gab es keine Gelegenheit. Ganze acht Minuten stand der Italiener als Fänger auf dem Platz, in denen er null Ballkontakte hatte, bis er dann durch den eigentlichen Keeper Gemballa ausgewechselt wurde. Dass er den Spaß gerne mitmachte, sah man an seinem strahlenden Blick und entnahm die Frotzeleien: „Mein erstes Spiel gegen einen Oberligisten und dann gleich zu null“, sagte „Tutto“ nach seiner Auswechslung. Schwarzenbek Trainer Mario Friedrich fand die ganze Aktion seiner zu spät gekommenen Kicker jedoch alles andere als lustig: „Natürlich ist es ein bisschen schwer, unter der Woche nach Wilhelmsburg zu kommen. Aber das müssen wohl gerade die jungen Spieler, wie unser Timon, noch lernen. Deshalb dürfen sie auch ordentlich in die Mannschaftskasse einzahlen.“

„Ich bin sehr zufrieden"

Torben Krauel bereitete den Treffer für Schwarzenbek mustergültig vor und brachte auch sonst mit seiner Leistung ein Lächeln in das Gesicht von Trainer Mario Friedrich. Foto: noveski.com

Was das Geschehen auf dem Platz anging, war es schwer für die 53 anwesenden Zuschauer, konzentriert den Ablauf zu beobachten. Denn erstens war es selbst am Abend noch sehr heiß und drückend und zweitens lieferten sich beide Teams in der ersten Halbzeit wirklich nur ein Abtasten und Umhergeschiebe des Balles, fast ohne gefährliche Vorstöße. Auf Seiten der Gäste brachte lediglich Tufan Koc das Spielgerät einmal in Richtung gegnerisches Gehäuse und auch das Heimteam kam wenigstens kurz vor der Pause durch Vasco Zawada zu einem sehenswerten Abschluss, zentral aus 17 Metern, den Gemballa jedoch mit einer klasse Flugparade abwehrte. Kosova Coach Beyer zeigte sich unzufrieden und schmetterte eine mögliche „Wetter-Ausrede“ direkt ab: „Das lass ich nicht gelten! Denn gerade wenn man merkt, dass man keine Luft mehr hat, steht man nicht 80 Meter auseinander, sondern stellt sich auf 20 Meter und lässt den Gegner kommen. Dann holt man ein bisschen Luft und startet den nächsten Angriff. Aber unser Spiel haben wir ohne Intelligenz und Willen gemacht!“ Diesen letzten Satz bezog der Übungsleiter auf die kompletten 90 Minuten, denn auch die zweite Halbzeit stimmte ihn nicht freudiger. Zwar wurden die Offensivaktionen einen kleinen Ticken schneller umgesetzt, doch viel Gutes oder Spannendes gab es weiterhin nicht. Am Ende des „Sommer-Test-Freundschafts-Bestandsaufnahmen-Kicks“ stand ein verdientes 1:1-Unentschieden, was insofern für die Truppe von der Schützenallee ein gutes Ergebnis war, weil in deren Kader ein großer Umbruch stattfindet und viele neue Akteure auf dem Feld standen, die alle noch nicht aufeinander eingespielt waren. Deshalb traf man nach Abpfiff auf einen sichtlich gut gelaunten Mario Friedrich an: „Ich ziehe für mich aus dieser Partie, dass wir – ich glaube gegen einen sehr guten Oberligisten – mit einer rundum erneuerten Truppe ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Uns war erstmal wichtig, dass wir läuferisch und kämpferisch dagegen halten konnten. Wie hoch wir das jetzt bewerten können, werden wir aber erst noch sehen, da wir ganz am Anfang der Vorbereitung stehen. Ich bin sehr zufrieden, bewerte das Spiel jetzt aber nicht über.“

„Das, was wir abgeliefert haben, war erschreckend!"

Kosovas Neuzugang Viktor Streib - kam vom SV Rugenbergen - war einer der wenigen Spieler, die sich von Coach Beyer ein kleines Lob abholen durften. Foto: noveski.com

Die zwischenzeitliche Führung für den Klub Kosova erzielte in der 51. Minute der Neuzugang Azdret Dika – wechselte von Vicky II an die Dratelnstraße –, der zuvor von Egzon Vejseli – kam von Niendorfs A-Regio ebenfalls neu zum KK – in Szene gesetzt wurde. Knapp über eine Viertelstunde später fiel der Ausgleich durch Joscha Behrens, der eine punktgenaue Flanke von Torben Krauel mit dem Kopf in den rechten Winkel drückte (67.). Neben diesen beiden Treffern sah man lediglich noch ganze drei gefährlich Strafraumaktionen, die alle von Schwarzenbek kamen, aber jedes Mal wieder durch bärenstarke Reflexe und Flugparaden des neuen Kosova-Keepers Adrian Mamudi (SC Condor A-Regio) zunichte gemacht wurden. Beyer nach Spielende sichtlich angenervt: „Das, was wir heute in physischer Hinsicht abgeliefert haben, war erschreckend und das kann ich nicht nachvollziehen! Denn seitdem wir aufgestiegen sind, bin ich heiß auf die Oberliga, aber die Spieler wohl nicht. Nur bei ein paar von den Jungs wie Viktor Streib, Agonis Krasniqi, Max Groenhagen und den beiden A-Jugendlichen, die noch im Saft stehen, hatte ich den Eindruck, dass sie physisch den Anforderungen entsprachen. Ich hätte gedacht, dass wir einen Schritt weiter sind. Wir haben ein glückliches Unentschieden gegen einen Landesligisten, der sich völlig umstrukturiert, geholt und das darf nicht der Maßstab sein, wenn man in der Oberliga was erreichen will. Vor allem fordert die Klasse höher mehr Eigeninitiative, die nicht gegeben war“, ließ der Übungsleiter seinem Frust freien Lauf und fügte noch an: „Von der Bestandsaufnahme war das so überraschend schlecht, dass ich mir heute Nacht wohl doch den ein oder anderen Gedanken machen muss.“

Autor: Mathias Merk