Eine Reise in eine neue Zukunft

Michael Scholtan zu Besuch in Hamburg

06. Juli 2016, 15:30 Uhr

Bramfeld-Trainer Florian Neumann (r.) zu Besuch bei Michael Scholtan (l.) in Bangkok. Foto: privat

Jahrelang ging er in Hamburgs Amateurklassen auf Torejagd, spielte für den TSV Sasel, Bramfelder SV, SC V/W Billstedt, Rahlstedter SC und VfL 93 im Herrenbereich, ehe er vor zwei Jahren eine Reise ins Ungewisse unternahm: Die Rede ist von Michael Scholtan. Der 37-Jährige beendete seine Laufbahn am Borgweg im Sommer 2014 und wanderte nach der Fußball-Weltmeisterschaft und dem Triumph der deutschen Nationalmannschaft nach Thailand aus. Nun ist Scholtan zu Besuch in seiner alten Heimat. Zumindest für sechs Wochen – und spricht von einem „sehr komischen Gefühl“…

Scholtan (l.) bei einem Liagspiel von Bangkok Glass FC in Thai Premier League, der höchsten Liga des Landes. Foto: privat

Die Reiselust packte Michael Scholtan schon früh. „Es müsste im Jahr 2005 oder 2006 gewesen sein, als ich das erste Mal in Australien war. Danach wollte ich eigentlich immer wieder weg, neue Orte entdecken“, verrät der ehemalige „Knipser“. Nach dem Studium zog es ihn schließlich für knapp zwei Monate quer durch Asien. Von Vietnam über Kambodscha und Laos bis nach Bangkok, der Hauptstadt und gleichzeitig größten Stadt Thailands. Einmal da gewesen, zog es ihn nur noch einmal kurzzeitig wieder dort weg. „Ich hatte Kontakt zu Jemandem, der den asiatischen Markt erobern und in Thailand eine Fußballschule eröffnen wollte“, verrät Scholtan. „Leider hat es bis jetzt noch nicht geklappt“, führt er aus. Über eine weitere Kontaktperson kam es schließlich aber doch noch dazu, dass der einstige Angreifer nach Thailand, besser gesagt nach Bangkok, auswanderte und seither dort in einer Fußballschule arbeitet. Die Anfänge waren jedoch nicht leicht. „In den ersten drei, vier, fünf Tagen dachte ich mir nur: Was mach ich hier eigentlich?“ Eine Rückkehr ins kalte Hamburg schien unumgänglich – aber der „Blondschopf“ biss sich in der 8,3 Millionen-Metropole fest. „Nach einer Woche habe ich angefangen, mir eine Wohnung zu suchen, und hatte Glück, dass ich auf Anhieb eine gefunden habe und gleich am nächsten Tag einziehen konnte.“ Auch mit dem Klima freundete er sich recht schnell an. „Was da zu warm ist, ist hier zu kalt.“

„Hatte immer Angst davor, wenn die Zeit mal vorbei ist“

Michael Scholtan (r.) leitet eine Trainingseinheit mit Jugendlichen. Foto: Bangkok United

Scholtan arbeitet in der Fußballschule von „IPlay“, die inzwischen „sogar die Klubarbeit ersetzt“, wie er sagt. Gemeint ist damit, dass er mit seiner „Academy“ sozusagen die Jugendabteilung des thailändischen Spitzenclubs Bangkok United betreibt. „Als ich hierhergekommen bin, gab es nur einen Ligabetrieb für den Jahrgang U13. Mittlerweile gibt es mehrere Jahrgänge“, erlebt der „Soccer“ auch in Fernost einen kleinen Boom. Mit seiner eigenen Laufbahn hat „Scholle“ mittlerweile abgeschlossen, auch wenn er sagt: „Ich hatte immer Angst davor, wenn die Zeit irgendwann vorbei ist. Nun ist es allerdings gar nicht mehr schlimm, aber klar, wenn man den Platz sieht, bekommt man schon noch Lust. Ab und zu spiele ich mal bei Turnieren in Bangkok mit – unter anderem mit der deutschen Botschaft.“

Scholtan hilft als Co-Trainer beim Bramfelder SV aus

Foto: privat

Seit Ende letzter Woche befindet sich Scholtan auf Heimaturlaub, besucht Familie und Freunde in Hamburg. Einer seiner besten „Buddys“, der ihn auch schon in Thailand besuchte, ist Florian Neumann (Trainer Bramfelder SV). „Wir sind jetzt nicht gerade täglich, aber jede Woche in Kontakt. Scholle und ich kennen uns nun schon seit 14 Jahren, haben einst in Bramfeld selbst zusammengespielt“, verrät uns Neumann und führt aus: „Am vergangenen Dienstag habe ich ihn gefragt, ob er sich das vorstellen könne, da unser Co-Trainer Mirko Schulz nicht da war, am Donnerstag ist er geflogen, und am Samstag war er beim Training dabei.“ Doch dabei wird es vermutlich nicht bleiben. „Ich überlege, da uns zurzeit auch einige Leute fehlen, ihn mit einer Gastspielgenehmigung auszustatten.“ In seiner alten Heimat angekommen, verspürt Scholtan noch ein gewisses Gefühl der Fremde. „Es ist schon komisch, alles so ruhig und irgendwie langweilig.“ Am 12. August kehrt er in sein neues Zuhause zurück. Mit Wünschen – „ein Fulltime-Job oder vielleicht auch was Selbstständiges“ – sowie klaren Plänen. Nur eines weiß er ganz sicher: „Ein Bürojob, das ist nichts für mich!“