Einmal Star und zurück

Einwurf – die FussiFreunde-Kolumne | von Dirk Becker

28. August 2014, 07:03 Uhr

Bedient: Sven Drews (l.) und Andre Lohfeldt vom USC Paloma. Foto: KBS-Picture.de

Knapp 5000 gespannte Gesichter hatten sich Mitte August im Stadion Hoheluft eingefunden, um hautnah dabei zu sein – USC Paloma vs. 1899 Hoffenheim, 1. Hauptrunde des DFB-Pokal. Was für die Hamburger Amateurspieler das vermeintliche Karrierehighlight darstellte, war für den ambitionierten Bundesligisten allenfalls eine Pflichtaufgabe. Es ist das alte Lied. Wenn die Kleinen auf die Großen treffen, sind die Underdogs stets bis in die Haarspitzen motiviert, während die Herausforderung für den Favoriten darin besteht, nicht allzu nachlässig zu agieren.

In dieser Hinsicht konnte sich 1899 am Ende wahrlich nichts vorwerfen – mit 9:0 behielt man die Oberhand.
Gewiss, mit Oliver Baumann, Kevin Volland, Roberto Firmino und Co hat Hoffenheim aktuell schon gehobene Qualität in seinen Reihen. Die ganz große Reputation eilt dem Verein von Mäzen Dietmar Hopp aber bekanntlich nicht voraus. Beständig kämpft man gegen das Image eines Retortenklubs an, will mit ansprechendem Offensivfußball Werbung in eigener Sache betreiben. So weit, so gut. Bundesweite Fansympathie tritt den Kraichgauern aber dabei nicht entgegen. Und so war es auch kein Wunder, dass das Pokalmatch im Ausweichstadion des SC Victoria letztlich nicht das stadtbeherrschende Thema war. Nichts für ungut. Die Kulisse, das Rahmenprogramm mit den weißen Zuchttauben und die Produktion eines USC-Werbefilms im Vorfeld waren schon beeindruckend. Doch stelle man sich vor, Borussia Dortmund, Schalke 04 oder Bayern München hätten Stippvisite in Hamburg gemacht. Es wäre ein Umzug in die Weiten des Millerntorstadions oder gar der Imtech-Arena in Betracht gekommen.

„Das ärgert mich kolossal“

Dass zwischen Amateur- und Profisport Welten liegen, bewies insbesondere der erste Durchgang, als die Gisdol-Elf kurzen Prozess machte und mit einer Siebentoreführung in die Kabine ging. Gedanken- und handlungsschneller waren die Hoffenheimer in ihren Aktionen. Man ließ Ball und Gegner laufen. Einfach geschmeidiger wirkten die Bewegungsabläufe der Profis. Der Direktvergleich schmerzte mitunter. Häufig wurden die Palomaten auf dem „falschen Bein“ erwischt oder offenbarten schlechtes Timing. Grämen muss sich der amtierende Hamburger Pokalsieger für seinen Auftritt allerdings nicht, auch wenn Trainer Marco Krausz durchaus angefressen war nach dem Schlusspfiff: „Dass wir so viele Gegentore leichtfertig und nach Standards hergeschenkt haben, ärgert mich kolossal.“

Lächelnde Gesichter sah man indes auch zur Genüge. Profis und Amateure hielten – teils sogar während des Spiels – den einen oder anderen Plausch miteinander, tauschten am Ende ihre Trikots. Es war ein faires Aufeinandertreffen von zwei Teams aus unterschiedlichen Welten. Die Herausforderung für Paloma liegt nun darin, sich wieder auf den Ligaalltag zu konzentrieren und gegen die alten Bekannten aus Niendorf und Bönningstedt die Hausaufgaben zu erledigen.

Autor: Dirk Becker