„Es gibt genügend Beweise, wie es wirklich abgelaufen ist!“

Nach Eklat: FC Musa und FC Neuenfelde beziehen Stellung

16. August 2016, 14:32 Uhr

Foto: noveski.com

Es scheint so, als sei es mittlerweile die traurige Realität: Woche für Woche kommt es in den Hamburger Amateurliegen zu Spielabbrüchen und anschließenden Schludzuweisungen. Am vergangenen Sonntag duellierten sich der FC Musa und der FC Neuenfelde in der Kreisliga 1 leider nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits des Geschehens. Beim Stand von 5:4 und jeweils einem Platzverweis für beide Teams musste der Schiedsrichter die Partie abbrechen! Sechs bis sieben Streifenwagen rückten an und versuchten, deeskalierend einzugreifen. Nun haben sich beide Lager - aus ihrer Sicht - zu den Vorfällen geäußert:

Stellungnahme des FC Musa 97 zum Spielabbruch:

„Nach diversen Kommentaren, die zur Zeit in der Online-Community verbreitet werden, möchten wir nun ein Statement abgeben.

Das Spiel war sehr aufgebracht mit vielen Fouls und Beleidigungen. Ganz besonders wurde die Nummer 11 von Musa beleidigt, da er aramäischer Abstammung ist. Hierzu möchten wir beifügen, dass wir keine politischen Absichten haben und gegen jegliche Gewalt auf dem Platz sind. Man darf seinen Nationalstolz nicht auf dem Platz auslassen, da appellieren wir an den FC Neuenfelde. Bei uns spielen Türken, Kurden und Aramäer, Albaner und Serben, Russen und Polen, Afrikaner, Deutsche, Christen, Muslime sowie Orthodoxe gemeinsam und das soll auch so bleiben. Circa in der 84. Minute ist der 5:4-Führungstreffer für den FC Musa gefallen. Kurz darauf wurden von beiden Mannschaften je ein Spieler mit Gelb-Rot - total berechtigt - vom Platz verwiesen. Unmittelbar danach sind einige Zuschauer auf den Platz gelaufen und haben sich verbal beleidigt. Dass der FC Musa das provoziert hat, ist unplausibel und nicht der Wahrheit entsprechend, da wir keinen Grund hatten, bei einer Führung das Spiel kurz vor Schluss abbrechen zu lassen. Der Schiedsrichter war aber von Beleidigungen oder anderen Angriffen nicht betroffen. Die Polizei wurde von Seiten des FC Musa alarmiert, um für Sicherheit zu garantieren.

Der Schiedsrichter wurde von Betreuern und Ordnern sicher zur Kabine begleitet. Ordner waren vor Ort, nur konnten diese bei über 60 Zuschauern nichts ausrichten. Dabei möchten wir hinzufügen, dass viele Zuschauer auch von anderen Vereinen kamen und dies genutzt haben, um die Situation mit aufzuwühlen. Diese Akteure haben nicht im Interesse des FC Musa gehandelt. Der FC Musa hat im Durchschnitt maximal zehn Zuschauer. Wir vertreten keine Nationalität und auch keinen Glauben auf dem Sportplatz, sondern nur den Sport. Wir führen als Vereinsnamen unseren Familiennamen, der 100 Prozent gegen solche Ausschreitungen ist. Die Behauptungen, dass Ausschreitungen beim FC Musa üblich sind, möchten wir auch zurückweisen, da wir seit über zwei Jahren - seitdem wir im Spielbetrieb wieder aktiv sind - keine Auseinandersetzungen hatten. Auch vorm Sportgericht gab es weder Anklagen noch Verhandlungen. Es wird nun das Urteil vom Sportgericht erwartet.“

Bayraktaroglu: „Es gibt genügend Beweise“

Nach all den Vorfällen und Anschuldigungen haben wir mal bei Miktat Bayraktaroglu, seines Zeichens Liga-Obmann und jahrelanger Co-Trainer beim FC Neuenfelde, nachgefragt und seine Einschätzung eingeholt. Diese klingt komplett anders: „Es gibt genügend Beweise und Zeugen, wie es wirklich abgelaufen ist! Das Spiel wurde vom FC Musa von der ersten bis zur allerletzten Sekunde – bis zu dem Moment, wo der letzte Spieler von uns in der Kabine war – aufgezeichnet. Ich verstehe nicht, wieso sie dieses Bildmaterial nicht veröffentlichen, wenn sie sich für unschuldig halten. Und die Behauptung, dass die Polizei vom FC Musa gerufen wurde, ist eine komplette Lüge – genauso wie die Tatsache, dass Ordner vor Ort gewesen sein sollen. Wir haben die Polizei alarmiert, was uns auch von deren Seite bestätigt wurde, und waren glücklich, dass die so schnell eingetroffen ist.“ Zu den Vorfällen während der knapp 80 gespielten Minuten sagt Bayraktaroglu: „Der Schiedsrichter wurde in einer Tour von Zuschauern und von einem bestimmten Spieler des FC Musa beleidigt. Der Unparteiische musste das Spiel sogar dreimal unterbrechen, weil da Leute auf den Platz gestürmt sind. Er hat diese wiederholt von der Anlage verwiesen, aber sie sind immer wieder zurückgekommen – sich dann aber auf die andere Seite des Platzes gestellt.“ Musa-Trainer Mehmet Karakus soll sich beim Gegner sogar für das „Fehlverhalten seines Spielers entschuldigt“ und angekündigt haben, diesen „im nächsten Spiel nicht einzusetzen“, wie Bayraktaroglu berichtet. „Ich bin nun schon so lange dabei, ob als Co-Trainer oder Liga-Obmann, aber so etwas habe ich noch nie erlebt oder gesehen!“

Wie Neuenfeldes Obmann erklärt, musste sich die gesamte Mannschaft in der Kabine verschanzen. „Ein Spieler von uns wurde mit zwei Fäusten geschubst. Es gab riesige Tumulte.“ Das nächste Ligaspiel des FCN am kommenden Sonntag, 13 Uhr, hätte bei der HNT stattgefunden – und zwar auf der Anlage am Jägerhof, auf der auch der FC Musa 97 beheimatet ist und im Anschluss daran selbst gegen Vereinigung Tunesien spielt. „Wir haben beim Verband angerufen und darum gebeten, dass Spiel zu verlegen oder das Heimrecht zu tauschen.“ Da die Haubruch-Neugrabener TS dem zustimmte, findet die Begegnung nun am Arp-Schnitger-Stieg statt, der Heimat des FC Neuenfelde. Wie es nach dem Spielabbruch für den FC Musa und den FC Neuenfelde weitergeht und mit welchen Strafen zu rechnen ist, entscheidet nun das Sportgericht. „Da wird die Wahrheit ans Licht kommen“, ist sich Bayraktaroglu sicher und fügt abschließend an: „Ich verstehe nicht, wie es soweit kommen konnte. Der FC Musa hat eine super Mannschaft, die vom spielerischen Potenzial in der Oberliga spielen könnte.“