„Es tut mir in der Seele weh, zu gehen“

„Ober-Panther“ Onur Ulusoy im FussiFreunde-Interview

17. Januar 2017, 10:14 Uhr

Bevor Onur Ulusoy der Hansestadt den Rücken kehrt, will er sich mit den Panthers noch den Titel als Hamburger Meister krallen. Foto: noveski.com

Einen Tag vor dem Hinspiel im Halbfinale des Futsal Final-Four gegen das Team von Sparta Futsal HSC überraschten die Hamburg Panthers mit der Nachricht, dass mit Onur Ulusoy der Gründer, „Macher“ und Präsident der Hansestadt und damit auch den Hamburger Vorzeige-Futsalern aus beruflichen Gründen den Rücken kehren wird. Wir haben mit dem 30-Jährigen über seine Entscheidung, den bevorstehenden Abschied und die Zukunft der Panthers ohne „El Commandante“ gesprochen.

FussiFreunde: Onur, für die Hamburger Futsal-Fans war die Nachricht, dass Du schon bald nicht mehr für die Hamburg Panthers spielen wirst, überraschend. Wie kurzfristig kam diese Entscheidung zustande? Oder stand das schon länger fest?
Onur Ulusoy:
Das war schon recht kurzfristig. Ich war zu Weihnachten bei meinem Onkel, da hat er mir angeboten, in seinem Betrieb mitzuarbeiten. Er hat eine Holz- und Metallbaufirma, die in Koblenz und tätig ist. Was ich dort genau machen werde, wird sich noch herausstellen. Ich bekomme noch einen Crashkurs. 

„Wir haben auch ohne mich genügend Qualität“

"Stand jetzt bin ich von der Zukunft des Futsals in Deutschland auch nicht so überzeugt, weil der DFB es nicht richtig angeht. Das dauert alles zu lange", sagt Ulusoy. Foto: noveski.com

Hand aufs Herz: Wie schwer fällt es Dir, Deine Mannschaft zurückzulassen?
Ulusoy:
Das ist sehr schwierig für mich. Ich habe in den letzten fünfeinhalb Jahren viel Kraft und Energie in die Mannschaft gesteckt. Es tut mir in der Seele weh, zu gehen. Aber ich muss auch im Leben vorankommen. Futsal macht mich nicht satt. Stand jetzt bin ich von der Zukunft des Futsals in Deutschland auch nicht so überzeugt, weil der DFB es nicht richtig angeht. Das dauert alles zu lange.

Wie haben die anderen Panthers-Spieler Deine Entscheidung aufgenommen, als Du sie ihnen mitgeteilt hast?
Ulusoy:
Weil ich sonst immer mal wieder gerne Scherze machen, dachten sie zunächst, ich würde sie verarschen wollen... Aber das war nicht der Fall.

Wirst Du in deiner neuen Heimat weiterhin Futsal spielen?
Ulusoy:
Wenn ich noch einmal Futsal spielen werde, dann komme ich zurück zu den Panthers. Ich glaube inzwischen aber, dass es sich in Deutschland nicht lohnt. Wie gesagt: Das ganze Thema wird nicht seriös, sondern falsch angegangen.

Besteht denn die Möglichkeit weiterer Einsätze für die Panthers, wenn Zeit und Beruf es zulassen?
Ulusoy:
Wenn ich fit sein sollte, könnte das sein. Ich möchte der Mannschaft dann auch weiterhelfen können. Ich will natürlich keinen schlechten Eindruck hinterlassen und in guter Erinnerung bleiben. Aber: Wir haben auch ohne mich genügend Qualität. Man soll ja nie nie sagen, also: Wenn ich die Möglichkeit habe, mich fit zu halten und nach Hamburg zu kommen – warum nicht? Ich schätze die Chance aber gering ein.

„Ich hatte mit den Panthers quasi einen unbezahlten Fulltime-Job“

"Wenn das Team zusammenbleibt, sehe ich weder in Hamburg noch in Deutschland eine Gefahr", ist sich Ulusoy (li.) sicher. Foto: noveski.com

Du wirst nicht nur auf dem Spielfeld fehlen, sondern auch drumherum. Wem gibst Du dein „Baby“ in die Hände, was die Organisation und ähnliche Themen angeht?
Ulusoy:
Hauptsächlich Saboor Khalili. Er wird das Kommando übernehmen und die Mannschaft leiten. Natürlich werden die anderen Jungs genauso stimmberechtigt sein. Aber ich bin ein Fan davon, dass eine Person das federführend macht. Wir hatten bisher immer eine gesunde Hierachie. Das hat mir gut gefallen, also werden wir das auch weiterhin beibehalten. Wir haben uns zusammengesetzt und darüber gesprochen. Es sind eine Menge Aufgaben, die da warten. Ich hatte mit den Panthers quasi einen unbezahlten Fulltime-Job.

Dein Ziel zum Abschied dürfte klar sein: Der Sieg im Finale um die Hamburger Meisterschaft, oder?
Ulusoy:
Definitiv! Das wäre wichtig. Es ist aber auch nicht so dramatisch, wenn uns das nicht gelingt. Wichtiger ist, dass die Jungs die Deutsche Meisterschaft gewinnen. Die Panthers müssen dranbleiben und dürfen nicht zerfallen. Aber ich glaube nicht, dass Letzteres passieren wird.

Mit dem FC Fortis gibt es in Hamburg einen neuen Konkurrenten. Siehst Du das mit einem lachenden Auge, weil es für eine positive Entwicklung im Hamburger Futsal steht? Oder mit einem weinenden, weil es damit einen größeren Konkurrenten gibt?
Ulusoy:
Wir haben in der Liga gegen Fortis nicht schlecht ausgesehen. Ich glaube, in Deutschland ist es gegen uns schwer, weil wir uns im Laufe der Zeit eine Menge Erfahrung und Wissen angeeignet haben. Ich würde sagen: Wir haben noch zwei Jahre Vorsprung. Es kann natürlich mal passieren, dass man schlechte Schiedsrichter oder einen schlechten Tag hat. Wir haben 2014 auch mal ein Finale verpatzt. Das kommt vor. Wenn das Team zusammenbleibt, sehe ich weder in Hamburg noch in Deutschland eine Gefahr. 


Interview: Jan Knötzsch

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