„Es war keine Entscheidung gegen Ellerau“

HEBC-Stürmer Janosch Rinckens im Interview

08. Juli 2016, 10:00 Uhr

Immer den Ball im Blick: Janosch Rinckens. Foto: KBS-Picture.de

Über Jahrzehnte nur für einen Klub – 20 Jahre einzig beim SC Ellerau! Genau das schreibt sich Stürmer Janosch Rinckens (25) auf seine Fahne, weshalb man ihm absolute Treue diagnostizieren kann. Zwar schaute sich der 1,99m große Goalgetter während dieser Zeit auch mal in Quickborn um, blieb aber weiter bei seinem Heimatverein. Weshalb er immer wieder Angebote ausschlug, aber im vergangenen Winter doch wechselte und wie es dazu kam, dass er sich für HEBC und gegen ein Engagement in der Oberliga beim Niendorfer TSV oder VfL Pinneberg entschied, verrät uns der BWL-Student im ausführlichen Gespräch.

FussiFreunde: Moin Janosch, schön, dass wir uns treffen. Fangen wir doch gleich mal an: Wer oder was hat Dich vor 20 Jahren zum Fußballspielen getrieben?

Janosch Rinckens (lächelt): „Ja Moin. Das ist schon sehr lange her, aber es gibt Videos, wo ich mit zweieinhalb Jahren versuchte, gegen den Ball zu treten. Deshalb glaube ich, dass ich schon immer Fußball spielen wollte, bis mich meine Eltern dann auch mit fünf Jahren bei Ellerau angemeldet haben.“

FussiFreunde: Hast Du denn von klein auf im Sturm gespielt?

Rinckens: „Nein tatsächlich nicht. Bis zu meinem zwölften Lebensjahr wurde ich immer als Libero aufgestellt und dann ist es während des Jugendbereichs weiter nach vorne gegangen. Tatsächlich Stürmer bin ich erst im ersten Herrenjahr geworden. Das liegt mir auch mehr, da ich glaube, dass auf dieser Position meine Stärken besser ausgespielt werden, weil ich einfach einen ziemlich guten Abschluss habe und sehr schnell bin. Deshalb wäre ich wohl auf anderen Positionen auch nicht so effektiv wie im Sturm.“

FussiFreunde: Die Effektivität vor dem Kasten zeichnet Dich tatsächlich aus. Auch in der Landesliga gibt es kaum ein Spiel, in dem Du nicht triffst. Wie war das beim SC Ellerau?

Rinckens: „Ich selbst habe tatsächlich nicht auf dem Schirm, wie viele Buden ich gemacht habe, deshalb freue ich mich darüber, dass die Daten auf Eurer Seite, die ich mir im übrigen fast täglich reinziehe, weil man da immer auf den neuesten Stand gebracht wird, gepflegt werden. Als ich zu HEBC wechselte, wollte man wissen, wie viele Tore ich für Ellerau geschossen habe, was ich mal nachfragen musste: Es waren tatsächlich 90 Tore in drei Jahren.

FussiFreunde: Was hat Dich dazu gebracht, von Ellerau zum HEBC zu wechseln? Es gab auch Angebote der Oberligisten VfL Pinneberg und Niendorfer TSV …

Einmal lächeln für die Kamera. Rinckens bei seinem neuen Verein. Foto: HEBC

Rinckens: „Also mit Pinneberg gab es nur ein kurzes Telefonat. Ich war am Ende letzten Jahres im Auslandssemester und stand wegen meines Dualen Studiums an der Schwelle, ob ich entweder ganz mit Fußball aufhöre, oder es eben doch nochmal richtig versuche. Deshalb hatte ich vorher Niendorf abgesagt, weil mir das in Verbindung mit den Trainingseinheiten zu viel wurde. Zu diesem Zeitpunkt entschied ich mich eigentlich schon dafür, mich nur noch auf das Studium zu konzentrieren, hatte aber bereits ein Jahr vorher mit Tilo (Gesper, 2. Vorsitzender HEBC, Anm. d. Red.) Kontakt, der sich im Sommer wiederholte. Danach blieb der Kontakt bestehen, woraufhin er mich im Winter nochmal ansprach, ob ich im Januar zu ihnen kommen möchte. Eigentlich hatte ich ihm genauso schon abgesagt, wie den Anderen, aber er ist irgendwie hartnäckig geblieben.“

FussiFreunde: Wie kam es dann zustande, dass es Dich doch nach Eimsbüttel zog?

Rinckens: „Auf Grund der Hartnäckigkeit von Tilo, habe ich mir dann ein Freundschaftsspiel gegen Sternschanze angeschaut und merkte, dass die Mannschaft cool ist. Anschließend bin ich nochmal in mich gegangen und habe mich dann im letzten Gespräch doch dafür entschieden.“

FussiFreunde: Warum hat es Dich nicht in Ellerau gehalten?

Rinckens: „Ellerau hat mich sehr lange gehalten. Und das, weil ich da aufgewachsen und sehr verbunden mit dem Verein, vor allem aber auch mit dem Trainer, bin. Mit 18, 19 Jahren gab es Möglichkeiten zu wechseln, aber ich habe mich wegen des Wohlfühlfaktors immer dagegen entschieden. Durch das Auslandssemester wollte ich Ende letzter Saison einen Cut machen, da ich sowieso die Hinrunde 15/16 fehlen würde, was dann auch der Fall war.“

FussiFreunde: Aber trotzdem hast Du Dir wieder die Fußballschuhe angezogen.

Rinckens: „Ich habe es mir persönlich offen gelassen, wie es weitergeht, wenn ich wieder in Deutschland bin und habe mich dann eben dafür entschieden, doch weiter zu machen. Und dass ich im Winter zu HEBC gegangen bin, anstatt zurück zum Heimatverein, war auf jeden Fall keine Entscheidung gegen Ellerau!“

FussiFreunde: Jetzt machst Du in der Landesliga regelmäßig Deine Tore. Wie geht es Dir damit, wenn Du mal in einem Spiel nicht triffst?

Rinckens: „Tatsächlich ist es so, dass ich mir eigentlich immer vornehme, pro Spiel ein Tor zu erzielen. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass es bei HEBC so weiter geht, konnte das Niveau der Landesliga aber auch nicht so wirklich einschätzen. Wenn ich nicht treffe, dann kommt es darauf an, wie wir gespielt haben. Mich stört es überhaupt nicht, wenn ich jemand anderem ein Tor auflegen konnte und wir gewinnen. Aber wenn ich meine Chancen nicht verwerte und wir deswegen verlieren, dann kratzt das ganz schön, so dass ich abends im Bett noch davon träume.“

FussiFreunde: Platz drei in der Rückrundentabelle steht zubuche. Du bist im Winter gekommen: würdest Du diese Erfolgsspur auch auf Dich beziehen?

Rinckens: „Ich habe letztens nochmal nachgeschaut, weil mir die Frage in meinem Umfeld häufiger gestellt wird. Und da habe ich gesehen, dass in der erfolgreichen Startformation vier neue Spieler stehen, die ebenfalls im Winter gekommen und echt auch alles gute Kicker sind. Natürlich misst man die Stürmer an den Toren ,und da läuft es bei mir richtig gut, aber ganz ehrlich verstehe ich auch überhaupt nicht, warum diese starke Mannschaft zur Winterpause im unteren Tabellenabschnitt stand. Denn das sind alles sehr gute Spieler.“

FussiFreunde: Kannst Du Dir vorstellen, längerfristig beim HEBC zu bleiben? Oder hast Du im Hinterkopf, doch nochmal irgendwann Oberliga zu spielen?

Rinckens: „Ich werde auf jeden Fall in der nächsten Saison bei HEBC spielen, was ich bereits im Winter zusagte. Den richtigen Leistungsgedanken hatte ich im Fußball mit 19, 20 Jahren, als ich mir überlegte, ob ich wechsle oder in Ellerau bleibe. Da hatte ich auch das Gefühl, dass es durchaus ein bisschen höher für mich gehen könnte. Aber da ich eben auch schon 25 Jahre alt bin, spüre ich nicht mehr so das richtige Bedürfnis, unbedingt hoch Fußball zu spielen. Also entweder schaffe ich das mit meiner Mannschaft, so wie mit HEBC, oder ich habe einfach Spaß am Fußball. Selbstverständlich will ich alles dafür geben, dass Beste mit meinem Verein zu erreichen. Außerdem kann ich mir sehr gut vorstellen, länger bei den Lila-Weißen zu bleiben.“

FussiFreunde: Was gefällt Dir am Besten beim HEBC?

Rinckens: Ganz klar die Truppe. Ich wurde von Anfang an super herzlich aufgenommen. Das muss ich nochmal betonen! Als ich damals bei dem einen Spiel zuschaute, kamen die ganzen Jungs zu mir und sagten, dass sie sich freuen, wenn ich auch zum Verein komme. Auch die Art und Weise, wie sie im ersten Training auf mich zukamen, das hat einfach alles gepasst. Und so was wie unsere Kabine, habe ich in Ellerau auch noch nicht kennengelernt. Denn da haben wir einiges an Schnickschnack, was gut genutzt wird, um nach einem Sieg richtig feiern zu können. Von einer Lichtmaschine, über eine Nebelmaschine, bis hin zu super lauter Musik, ist alles dabei. Und wenn Du mich nach einem Highlight fragen würdest, ist es einfach dieser Zusammenhalt von geilen Typen, was ich von Ellerau auf eine andere Weise auch kannte und nicht erwartete, das dort wieder zu finden.“

Autor: Mathias Merk