Fünf Mal Feuer frei: St. Pauli II siegt in Curslacker Kälte

Klarer Finalerfolg beim „Kohbau-Cup“ gegen Eichede – LSK wird Dritter

22. Januar 2017, 19:16 Uhr

Braun-Weiße Übermacht: Eichedes Eyke Kleine (re.) muss sich gleich gegen zwei Kiezkicker zur Wehr setzen. Foto: niklasheiden.com

Die Zweitvertretung des FC St. Pauli hat den Kohbau-Cup des SV Curslack-Neuengamme gewonnen. Im Endspiel verwiesen die Kiezkicker den Regionalliga-Konkurrenten SV Eichede mit einem deutlichen 5:1 in die Schranken. Im Spiel um den dritten Platz musste Gastgeber SVCN gegen den Lüneburger SK eine 0:6-Niederlage hinnehmen. 

Als fast alles vorbei war, hatte Joachim Philipkowski Mitleid. Nicht mit dem Gegner, sondern mit den Pressevertretern, die hinter der Ersatzbank des FC St. Pauli II auf den Schlusspfiff warteten. „Habt ihr noch keine kalten Füße?“, grinste „Piepel“ und beteuerte fast im gleichen Atemzug, dass jetzt auch gern „auf die Couch würde.“ Freilich, um zu entspannen. Denn so schlecht, dass der Coach der „kleinen Kiezkicker“ sich auf besagtem Sitzmobiliar den Frust über den Auftritt seiner Schützlinge im Finale des Kohbau-Cups von der Seele reden musste, waren die Darbietungen der Braun-Weißen nicht. Ganz im Gegenteil: Gleich fünf Mal sorgten der Nachwuchs des Zweitligisten im Duell gegen den SV Eichede dafür, dass seinem Coach in der Curslacker Kälte auf dem Kunstrasen am Gramkowweg zumindest warm ums Herz wurde.

Kehl und Zehir treffen jeweils doppelt

Unter Druck gesetzt: Doppeltoschütze Marvin Kehl (re.) attackiert EIchedes Amin Ahmed. Foto: niklasheiden.com

Denn der Vergleich der beiden Regionalligisten sollte sich zu einer ziemlich klaren Sache entwickeln – allerdings erst, nachdem St. Pauli II fast eine komplette Halbzeit lang Anlauf nahm. Drei Minuten vor der Pause besorgte Ersin Zehir das 1:0. Noch ehe Schiedsrichter Ralph Vollmers (FSV Geesthacht) die Teams in die Kabine bat, erhöhten die Kiezkicker: Zehirs Schuss landete an der Latte, den Abpraller köpfte Marvin Kehl über die Linie. Und der hatte seinen Torhunger an diesem Nachmittag mit dem einen Treffer offenbar noch nicht gestillt: Noch keine fünf Minuten waren im zweiten Durchgang absolviert, da ließ St. Paulis „Zehner“ das 3:0 folgen.

Eichede witterte zumindest einen kurzen Moment lang die berühmte Morgenluft, als Mats Facklam nur eine Minute später zum 1:3 aus Sicht des Regionalliga-Schlusslichts traf, doch spannend wurde die Begegnung keineswegs mehr. Vielmehr nutzte Sirlord Conteh einmal mehr seine Schnelligkeit, brachte zudem klug seinen Körper zwischen Gegner und Ball und legte die Kugel dann im Strafraum quer auf Seungwon Lee ab. Der ließ sich nicht zwei Mal bitten – 4:1 für die Philipkowski-Equipe. Den Schlusspunkt setzte schließlich der Mann, der den Torreigen eröffnet hatte: Ersin Zehir traf nach 71 Minuten zum 5:1-Endstand und sicherte seinem Team damit den Turniersieg und 200 Euro Preisgeld.

Philipkowski: „Die Jungs haben sich reingehauen, das spricht für sie“

Halt, hiergeblieben: St. Paulis Ernesto Keisef (vo.) wird von seinem Gegenspieler gehalten. Foto: niklasheiden.com

„Die gehen in die Mannschaftskasse. Da freuen sich die Jungs“, beschied Joachim Philipkowski direkt nach dem Schlusspfiff und fand lobende Worte für seine Mannen. „Bis auf zwei, drei Ausnahmen standen mehrheitlich Spieler auf dem Platz, die in den Pflichtspielen bisher kaum gespielt haben. Sie haben sich präsntiert und angeboten.“ Seine Elf habe „viel Laufbereitschaft und Willen gezeigt. Die Jungs haben sich reingehauen, das spricht für sie“, sagte Philipkowski, der nicht unerwähnt ließ, dass „wir diesmal einen sehr kleinen Kader hatten.“ Unter anderem wegen Abstellungen an die Profis: Mit Nico Empen, Brian Koglin und Jan-Marc Schneider überzeugten gleich drei Spieler aus dem Kader der U23 im Trainingslager der Mannschaft von Trainer Ewald Lienen in Spanien.

„Ich hoffe, dass sie gut auf sich aufmerksam machen konnten und bei den Profis bleiben. Das würde ich ihnen gönnen“, erklärte Philipkowski, der für den Fall der Fälle auch ohne das Trio „keine Probleme für die Punktspiele“ sieht: „Wir haben jetzt 25 Punkte auf dem Konto. Um nicht abzusteigen, brauchen wir 38. Also müssen wir uns noch 13 Zähler zusammensammeln. Wenn wir das nicht schaffen, dann haben wir die Regionalliga auch nicht verdient“, konstatierte der 55-jährige Ex-Profi, der mit seiner Elf am kommenden Samstag zum Regionalliga-Nachholspiel das Team vom VfV Borussia 06 Hildesheim erwartet, aber davon ausgeht, dass diese Begegnung erneut aus Witterungsgründen ausfallen wird.

Isitan-Hattrick bringt LSK auf die Siegerstraße

Laufduell: Lüneburgs Nick Gutmann (li.) und der Curslacker Niklas Hoffmann. Foto: niklasheiden.com

Kein leistungstechnischer (Total-)Ausfall, sondern eher der logische Gang der Dinge war die Niederlage des SV Curslack-Neuengame im Spiel um Platz drei. Der Oberligist musste sich am Ende dem Regionalliga-Vertreter Lüneburger SK mit 0:6 geschlagen geben. Einen Mann bekam der Gastgeber dabei gar nicht in den Griff: Gökay Isitan. Der 24-Jährige schnürte vor der Pause einen Hattrick (9., 33., 38.) und ließ so keinen zweifel daran, wer am Ende den Platz als Sieger verlassen würde. Nach dem Seitenwechsel erhöhte Haydar Cekirdek auf 4:0 (66.). Der 24-Jährige, der seine Karriere beim Harburger SC begann, später in der Jugend für den FC St. Pauli, den HSV und Hansa Rostock spielte und nach einem Engagement beim türkischen Zweitligisten Kasimpasa zuletzt in der 4. Liga der Türkei für Derismspor kickte, wirkte beim LSK als Testspieler mit. Mit einem Doppelpack (68., 76.) machte George Kelbel anschließend das halbe Dutzend voll.

SVCN-Coach Thorsten Henke nahm's gelassen und plauderte später am Rande des Finalspiels über seine Vertragsverlängerung um eine weitere Saison. „Ich wusste lange Zeit wirklich nicht, ob ich weitermache oder nicht. Dann hab ich mein Trainerteam zum Essen eingeladen und für sie gekocht. Ich hab ihnen gesagt, dass ich noch nicht weiß, wie ich mich entscheide“, berichtete Henke. Die Reaktion seiner Mitstreiter Matthias Wulff (Co-Trainer), Sven Eggers (Torwart-Trainer) und Ingo Carstensen (Fitnesscoach)? „Die haben mir gesagt: Wir machen weiter, also musst du auch weitermachen“, so Henke, der nun eine weitere Spielzeit an der Linie steht und dann an Wulff übergibt. Welche Aufgabe er beim SVCN danach übernehmen wird, ließ der derzeitige Trainer offen: „Es gibt da Einiges, was ich mir vorstellen kann, aber Präsident möchte ich nicht werden. Klar ist: Ich kann nicht ohne Fußball. Aber ich brauche nicht unbedingt irgendeinen Titel oder eine Bezeichnung, um dem Verein auch nach der nächsten Saison zu helfen“, sagte Henke. 

Jan Knötzsch

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