„Geiler geht’s nicht“: HR feiert „Hallen-Heimsieg“

Gastgeber gewinnen Finale um „Jan Automobile“-Cup gegen Hamm United

14. Januar 2017, 21:45 Uhr

Oberligist SV Halstenbek-Rellingen siegte beim eigenen Hallenturnier. Foto: KBS-Picture

Der Pokal bleibt daheim: Gastgeber SV Halstenbek-Rellingen hat das Turnier um den „Jan Automobile“-Cup gewonnen. Im Finale bezwang der Oberligist den Hansa-Landesligisten Hamm United FC mit 6:5 im Neunmeterschießen. Dritter wurde der VfL Pinneberg, der den FC Union Tornesch im Spiel um den Bronzerang mit 3:1 bezwang, zuvor aber schon eine Verletzung seines diesmal als Spieler mitwirkenden Trainers Thorben Reibe hinnehmen musste. 

Mirco Oest konnte in diesem Moment nichts mehr machen. Der Torhüter der SV Halstenbek-Rellingen war im Neunmeterschießen nach der regulären Spielzeit des Finales bereits in die untere, von ihm aus gesehen linke Ecke abgetaucht. Der Ball, den Hamm Uniteds Christpher Mahrt frech in Richtung Tor gechippt hatte, senkte sich – und klatschte dann schließlich an die Latte. Der quirlige „Ballzauberer“ im Dress des „Geächteten“ wollte es etwas zu cool machen und hatte bei diesem Schuss zu hoch gepokert. HR behielt letztlich mit 6:5 die Oberhand und die Trophäe beim „Jan Automobile“-Cup – so hieß das Turnier der Halstenbeker in diesem Jahr erstmals, nachdem sich der bisherige Sponsor verabschiedet hatte – blieb in der Heimat.

Reincke: „Wir haben auch nach dem 0:3 nicht aufgegeben“

Hamm Uniteds Keeper Samuel Graudenz streckt sich vergeblich: Der Neunmeter von Sascha Richert geht ins Netz. Foto:KBS-PIcture

Hans Jürgen Stammer musste nach dem Finale erst einmal durchatmen. „So ein geiles Endspiel habe ich bei einem Hallenturnier lange nicht mehr gesehen“, formulierte der HR- „Boss“ schließlich und freute sich: „Das wir dann auch noch gewinnen – geiler geht’s nicht!“ Und der Vorsitzende des Oberligisten hatte Recht: Das Finale hatte wirklich alles: Klasse und Rasse auf jeden Fall. Vielleicht auch ein paar Emotionen zu viel. Doch der Reihe nach: Durch Treffer von Danijel Suntic, Leonel Varela Monteiro und Alessandro Schirosi führte Hamm schnell mit 3:0 und sah bereits wie der sichere Turniersieger aus. Doch der HUFC hatte die Rechnung ohne den Gastgeber gemacht: Niklas Siebert mit dem insgesamt 100. Treffer des Turniers und Christian Okafor brachten HR auf 2:3 heran. Dann musste Schirosi nach einem Foul mit einer Zwei-Minuten-Strafe runter und United spielte in Unterzahl. Sekunden vor dem Ende traf abermals Okafor – 3:3. Nach einem Zweikampf an der Bande gab es dann schließlich nich eine Rudelbildung, an der nahezu alle HUFC-Spieler und ihre Widersacher von HR beteiligt waren. Halstenbeks Coach Matthias Reinke, der Thomas Bliemeister an der Bande vertrat, und einige weitere Betreuer beider Seiten mussten sogar dazwischen gehen, um Schlimmeres zu verhindern.

„Das war etwas über Gebühr. Auch wenn Emotionen zum Fußball dazu gehören. Ich hatte allerdings nicht das Gefühl, dass das aus dem Ruder läuft“, konstatierte Reincke, nachdem sich alle Gemüter wieder beruhigt und das Neunmeterschießen sein Ende genommen hatte. Für HR trafen Marcel Schöttke, Siebert und Sascha Richert vom Punkt, während Tim Jeske an Samuel Graudenz scheiterte. Auf der anderen Seite waren Varela Monteiro und Faik Algan (der Ex-HUFC-Akteur wirkte als Gastspieler mit, da den „Geächteten“ Spieler fehlten) erfolgreich. Vor Mahrts Lattentreffer hatte auch Schirosi bereits verschossen. „Ich bin stolz und zufrieden, dass wir gewonnen haben. Wir haben uns im Spielverlauf immer mehr gefestigt und auch nach dem 0:3 nicht aufgegeben“, freute sich Reincke, gab aber auch zu: „Im Neunmeterschießen zu gewinnen, ist am Ende dann aber immer auch Glückssache.“

VfL-Coach Thorben Reibe spielt und muss verletzt ins Krankenhaus

Abtransport ins Krankenhaus: Thorben Reibe wird zum Rettungswagen gebracht. Foto: KBS-Picture

Im Halbfinale hatte sich der spätere Sieger zuvor enorm torhungrig gezeigt: Das „Kreisderby“ gegen den VfL Pinneberg, der allerdings mehrheitlich in einer B-Besetzung angetreten war, entschied HR mit 7:1 für sich. Fabian Rußbüldt (2), Sergio Batista Monteiro, Ümit Karakaya, Schöttke, Okafor und Siebert waren für die Halstenbeker erfolgreich, während für Pinneberg nur Philipp Werning traf. Auch das zweite Halbfinale präsentierte sich torreich: Hansa-Landesligist Hamm United behielt nach Treffern von Suntic (2), Mahrt (2), Schirosi und Ferydün Qayumi bei Gegentoren durch Björn Dohrn, Kai Fröhlich und Ricardo Gomes mit 6:3 gegen den FC Union Tornesch aus der Landesliga Hammonia das bessere Ende für sich. Tornesch musste schließlich noch eine weitere Niederlage einstecken: Im Spiel um Platz drei unterlag man dem VfL Pinneberg mit 1:3. Werning, Enis Ay und Asad Khan trafen für den VfL, für Union war Gomes erfolgreich.

Pinnebergs Coach Thorben Reibe erlebte diesen Sieg seiner Schützlinge bereits nicht mehr vor Ort mit. Der 34-Jährige stand diesmal nicht als Taktgeber an der Seite, sondern war als Spieler mit von der Partie. Zumindest bis zur letzten Vorrundenbegegnung des VfL gegen Hammonia-Landesligist FC Teutonia 05. In diesem Match wurde Reibe bei einem Angriff gefoult, stürzte zu Boden und musste einige Minuten auf dem Parkett behandelt werden, ehe feststand: Es geht nicht weiter für ihn. Auch außerhalb des Spielfelds wurde Reibe von Betreuer Christian Rochlitz noch weiter behandelt. Den kickenden VfL-Coach hatte es schwer erwischt. So schwer, dass er schließlich sogar im Rettungswagen in Richtung Krankenhaus abtransportiert werden musste. „Die Verletzung ist natürlich sehr bedauerlich“, war auch HR-Präsident Hans Jürgen Stammer mitgenommen und vermeldete dann, nachdem er vom VfL informiert worden war, bei der Siegerehrung, die Diagnose aus dem Krankenhaus: Reibe zog sich eine Nierenquetschung zu.

Oest bester Keeper, Varela Monteiro Torschützenkönig – Suntic angeschlagen

Zog sich im Finale eine Verletzung zu: Hamm Uniteds Danijel Suntic (MItte). Foto: KBS-Picture

Die Vorrunde hatte Reibes VfL trotz des Schocks als Primus der Gruppe A beendet Zweiter wurde Union Tornesch vor Teutonia 05 und der Zweitvertretung der SV Halstenbek-Rellingen. In der Gruppe B landete Hamm United auf Platz eins, dahinter folgte die „Erste“ von HR, die TBS Pinneberg und die Reserve des Niendorfer TSV auf die Plätze drei und vier verwies. Für HR gab es am Ende nicht nur den Turniersieg zu bejubeln: Keeper Mirco Oest wurde nach der Vorrunde zum besten Torhüter des Turniers gewählt. Torschützenkönig wurde Hamm Unitdes Leonel Varela Monteiro, der bis zu diesem Zeitpunkt fünf Treffer erzielt hatte.

„Es war gut, dass wir Hamm eingeladen haben. Die haben uns allen richtig viel Spaß bereitet“, freute sich Hans Jürgen Stammer nach dem Turnier, bei dem – rechnet man das Vorturnier am Freitag und das samstägliche Hauptturnier zusammen – rund 390 Zuschauer den Weg in die Halle an der Feldstraße fanden und insgesamt 1050 Euro an Preisgeldern vergeben wurden. „Dass das Turnier des Wedeler TSV, das früher am zweiten Weihnachtsfeiertag stattfand, diesmal zeitgleich lief, hat uns nicht geschadet“, befand Stammer, während Ex-HR-Spieler Danijel Suntic auf Seiten der Hammer nach dem Finale eine Verletzung an der Wade zu beklagen hatte. „Da ist der Muskel komplett blockiert, nachdem ich einen Schlag drauf bekommen hab“, erklärte „Sunti“ am Vorabend der Halfinal-Hinspiele des Futsal Final-Four, bei dem er mit dem FC Fortis dabei ist.

Jan Knötzsch