Germanen-Chaos geht weiter: Runge schmeißt vor dem Spiel hin!

Schnelsen unterliegt SCALA zu siebt mit 1:11

03. Oktober 2016, 00:40 Uhr

Mario Runge hat sein Traineramt zwei Stunden vor dem Spiel niedergelegt. Foto: noveski.com

„Das war ein komplett gebrauchter Tag, den ich am liebsten so schnell wie möglich hinter mir lassen möchte!“ Am Samstagabend ging Dieter Lehmann, seines Zeichens Liga-Manager beim TuS Germania Schnelsen, mit seinem Trainer Mario Runge noch die Mannschaftsaufstellung für das Liga-Spiel am darauffolgenden Tag beim SC Alstertal-Langenhorn durch und pflegte diese bereits ins DFBnet ein. Als Lehmann am Sonntagvormittag seine Sachen für einen Angel-Urlaub in Dänemark packte und kurz vor der Abreise war, erreichte ihn eine Mail seines (Ex-)Trainers, in der dieser seinen sofortigen Rücktritt verkündete! Verrückte Welt in Schnelsen!

Aufgrund von zehn verletzten Spielern, zweier Urlauber sowie einem studienbedingten Ausfall, pfiff Germania personell bereits aus dem letzten Loch. „Als ich mit dem Trainer die Aufstellung durchgegangen bin, hatten wir noch vier Ersatzleute auf der Bank“, erklärt Lehmann. Doch Bryan Paires, Bernard Boateng, Hugo Fernando da Silva Goncalves und Patrick Fernandes Silva, der verletzungsbedingt eh nicht hätte spielen können, erschienen erst gar nicht zur Partie. Also musste Lehmann, der seine Abfahrt nach dem Runge-Chaos verschob und selbst als Übungsleiter fungierte, umplanen. „Ich kann die Mannschaft ja nicht im Stich lassen!“ Dem fügte er an: „Wir hatten neun Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung.“ Aber nicht lange! Erst flog Dennis Schuster nach einem Foulspiel gegen sich wegen Nachtreten mit glatt Rot runter, dann handelten sich Patrick Meins – eigentlich Torhüter, half aber als Verteidiger aus – und Matin Abdul die Ampelkarte ein. „Den ersten Feldverweis kann man so geben, aber bei den andern beiden Gelb-Roten Karten hat der Schiedsrichter in einer einzelnen Situation jeweils zwei Vergehen auf einmal geahndet und wegen Meckerns die Strafen ausgesprochen. Das war deutlich zu hart! Aber der Schiri war schon vor dem Spiel nicht gut auf uns zu sprechen, weil wir wegen des fehlenden Personals einige Änderungen in der Startelf vornehmen mussten und hat mit Geldstrafen gedroht“, so Lehmann.

Ein Beispiel für Einsatz und Charakter – im Vergleich zu einigen anderen – war Harun Ileri, der „die ganze Woche über im Bett lag und mir kurz vor dem Treffpunkt mitteilte, dass er aufsteht und vorbeikommen wird, um uns zu helfen“, hebt Lehmann die Einstellung des Routiniers hervor. Da es gesundheitsbedingt nach 45 Minuten bei Ileri aber nicht weiterging, stand Germania nur noch zu siebt (!) auf dem Platz! Zur Pause lagen die „Riekbornwegler“ bereits mit 0:6 im Hintertreffen. „Ich habe die Mannschaft in der Halbzeit gefragt, ob sie weiterspielen will.“ Und man kann sagen, was immer man will – aber eines muss man den verbliebenen Schnelsenern hoch anrechnen: sie spielten die Partie zu Ende! „Die Mannschaft hat gesagt, sie will weiterspielen, weil sie Sportsmänner sein“, berichtet Lehmann, dessen Elf sogar zu einem Torerfolg in Person von Steven Pein kam. Am Ende hieß es 1:11 aus Germanen-Sicht gegen „Kellerkind“ SCALA, das dadurch einen großen Satz und ordentlich etwas fürs Torverhältnis gemacht hat.

Doch wie geht es nun weiter beim TuS? „Am Montag wird der Vorstand das Training leiten. Ich selbst komme am Mittwoch aus dem Urlaub zurück, den ich extra gekürzt habe, und werde wieder übernehmen. Dann werden wir uns auch Gedanken über einen neuen Trainer machen“, lässt uns Lehmann, der auf dem Weg in Richtung Dänemark zu allem Überfluss auch noch eine Reifenpanne mit seinem Wohnwagen erlitt, wissen. Das Thema Mario Runge scheint hingegen endgültig abgeschlossen zu sein: „Es gab keine Hinweise für dessen Entscheidung. Ich glaube, dass da mehrere Dinge zusammenkommen. Er hat vor einem viertel Jahr mal gesagt, dass er der Meinung ist, dass Vorstand, Management und Trainer nicht auf einer Wellenlänge sind. Aber seither kam nichts mehr.“ Auf die Frage, ob er die Verpflichtung Runges im Nachhinein als Fehler deklarieren würde, antwortete Lehmann kurz und knapp: „Kein Kommentar! Ich will keine schmutzige Wäsche waschen. Aber nicht jeder Griff ist ein Glücksgriff...“ Runge selbst war bis dato noch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.