Harnik: „SCVM kann sich sicher sein, mich bald wieder da zu haben!“

Bundesliga-Stars glänzen beim großen Wiedersehen

02. Juli 2016, 21:13 Uhr

Ein Blick ins Heiligste: Die Kabinenansprache von Coach Thorsten Beyer (l.) vor dem großen Showmatch. Foto: KBS-Picture.de

Gerade einmal anderthalb Wochen ist es her, da stand er noch für die österreichische Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im Stade de France auf dem Rasen. Am Samstagmittag kickte EM-Fahrer Martin Harnik (VfB Stuttgart) an der Seite von Max Kruse (VfL Wolfsburg) mit den alten Weggefährten vom SC Vier- und Marschlande auf dem Sportplatz Fünfhausen. Mit jenen Jungs, die im Jahr 2006 das Unmögliche möglich machten und die „Red Devils“ in die A-Bundesliga führten – gecoacht vom jetzigen Kosova-Trainer Thorsten Beyer. Es ging gegen die aktuelle Liga-Mannschaft des SCVM…

Die letzten Worte vor dem Anpfiff. Foto: KBS-Picture.de

Die 1100 Zuschauer bekamen nicht nur insgesamt acht Tore, sondern auch jeweils zwei Buden der heutigen „Bundesliga-Stars“ sowie viel Spaß und Freude geboten. Schon nach 60 Sekunden sorgten die „A-Jugend-Idole“ für den ersten Lacher, als Felix Bültemann – aufgrund eines Kreuzbandrisses stark gehandicapt – durch John Gyimah ersetzt wurde. Kurz darauf zauberte der „Traum-Sturm“ ein erstes Mal, als Kruse in der Spitze Harnik bediente. Dieser überloppte Keeper Dennis Stange – doch auf der Linie rettete Christian Mahr bärenstark (3.). Nachdem sich das Bundesliga-Duo durch die Abwehrreihe kombinierte, legte Kruse punktgenau für Gyimah auf, der eiskalt zum 1:0 vollstreckte (10.). Aber die Führung der A-Bundesliga-Aufsteiger von vor zehn Jahren hatte nur wenige Augenblicke bestand, dann schlenzte Sascha Timmann das Leder aus halbrechter Position traumhaft schön in den linken Giebel (13.). Ein wenig Bundesliga-Flair am Deich!

Zur Pause – als strömender Regen Einzug hielt – setzten sich die Helden von einst auf 3:1 ab: Zunächst unterlief Tim Stegmann ein Eigentor (31.), ehe Martin Harnik sein Solo krönte und das Spielgerät ins rechte untere Toreck beförderte (41.)! Im Team von Harnik/Kruse wirkten unter anderem „Amateurgrößen“ wie Sebastian Clausen, Jean-Pierre Richter, Patrik Papke, Chris Flick oder auch Hendrik Helmke mit. Auch wenn der eine oder andere Akteur inzwischen die Stiefel längst an den Nagel gehangen hat, demonstrierten sie, über welche Fähigkeiten sie noch immer verfügen. Doch zuerst einmal war es wieder das Duo Kruse/Harnik, das sich das 4:1 gegenseitig zuschusterte (55.), bis der Wolfsburger wenig später seinen ersten Treffer erzielte (57.). Kurz zuvor durfte der 29-jährige Harnik, dessen Kontrakt beim VfB Stuttgart am 30.6. auslief, vorzeitig vom Feld. Für seinen Bundesliga-Kompagnon war der Arbeitstag in Minute 82 beendet – 20 Zeigerumdrehungen vorher machte er per Rechtsschuss aus 14 Metern allerdings noch das halbe Dutzend voll.

„Einige haben ein paar Kilos mehr, andere weniger Haare“

Martin Harnik (M.) und die Musikband "Die Junx". Foto: KBS-Picture.de

Einen ganz besonderen Auftritt hatte auch Torsteher Ken Kreuzfeld, der in der 59. Minute eingewechselt wurde und auf Anhieb einen Strafstoß von Ersin Tan parierte! Den letzten Torerfolg durfte die aktuelle Liga-Elf des SCVM, die in der kommenden Saison in der Bezirksliga Ost an den Start gehen wird, bejubeln: Eigentor-Schütze Tim Stegmann traf diesmal ins richtige Netz, als er einen Eckball zum 2:6-Endstand einschädelte. „Der Spaß, das Widertreffen und miteinander austauschen – all das stand im Vordergrund. Viele konnten über diese Zeit den Kontakt nicht halten, haben sich seit der A-Jugend nicht mehr gesehen. Umso schöner ist es natürlich, dass über die Jahre gar keine Distanz entstanden ist. Wir haben unglaublich viel gelacht und hatten großen Spaß – genauso wie früher. Das zeigt, was wir damals schon für eine coole Truppe waren“, sagte ein äußerst sympathischer Martin Harnik, der sich die Zeit nahm und zahlreiche Autogramme schrieb, nach den 90 Minuten.

Doch wie kam es überhaupt zu dieser Idee? „Chris Flick war derjenige, der uns gefragt hat, ob wir zum Jubiläum nicht was machen wollen. Daraufhin haben wir einen Plan geschmiedet und das ins Leben gerufen, was uns immer verbunden hat: nämlich das Fußballspielen.“ Auch wenn nicht alle Akteure von damals das Kampfgewicht gehalten haben. „Heute war ich nicht mehr überrascht, da wir in unserer ‚Whatsapp-Gruppe‘ schon reichlich Selfies herumgeschickt haben. Der Eine oder Andere hat einige Kilos mehr, andere haben dafür ein paar Haare weniger. Die zehn Jahre gehen an keinem von uns spurlos vorbei“, scherzt der EM-Teilnehmer, der anfügt: „Viele können immer noch richtig gut kicken. Die Gemeinschaft ist und war unser größter Trumpf.“ Auch Max Kruse sprach hinterher von einem „sehr schönen Gefühl, alle Jungs von damals wiederzusehen“ und führte aus: „Ich glaube, man hat gesehen, dass einige von damals das Fußballspielen nicht verlernt haben. Es waren wirklich viele Jungs dabei, die ich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen habe. Natürlich sind die Gesichter nahezu gleich geblieben, aber die Körperstatur hat sich bei dem einen oder anderen schon arg geändert. Aber dass nicht jeder den Weg als Fußballprofi einschlägt, ist ja auch klar und völlig in Ordnung.“ Während Coach Thorsten Beyer der Meinung ist, dass man mit der Erfolgstruppe von damals den Sprung in die zweite Bundesliga hätte realisieren könnten, entgegnet Harnik: „Das ist schon sehr hoch gegriffen. Ich glaube, wenn wir tatsächlich alle zusammen geblieben wären, dann wäre vielleicht die Regionalliga – mit etwas Glück auch die dritte Liga – möglich gewesen.“

„Stelle mir meine Zukunft beim SCVM vor“

Von links: Papa Kruse und Sohnemann Max sowie Martin Harnik und sein Papa. Foto: KBS-Picture.de

Zwar nahmen die Protagonisten keinen Eintritt für das Event, baten aber um Spenden, die allesamt der Jugend der Vier- und Marschländer zugutekommen solle. „Für den Verein und für die Jugendabteilung war es sicher auch ein positiver Tag. Von daher wird es niemanden geben, der hier mit negativen Gefühlen nach Hause fährt“, so Kruse, der sich „noch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hat, was ich nach dem Fußball machen werde“. Im Gegenteil zu Harnik, der alle SCVM-Anhänger mit folgender Aussage sehr glücklich machen wird: „Ich weiß natürlich nicht, ob ich in drei Jahren wieder hier bin. Aber ich stelle mir meine Zukunft schon beim SC Vier- und Marschlande vor, in welcher Rolle weiß ich auch noch nicht. Ich kann mir auch gut vorstellen, mit dieser Truppe eine Mannschaft aufzumachen. Allerdings steht das ja alles noch in den Sternen. Aber eigentlich kann sich der SC Vier- und Marschlande sicher sein, dass man mich bald wieder in den Reihen haben wird – in welcher Funktion auch immer!“