Hatt(n)ick-Brisevac dreht auf - Altona feiert Kantersieg!

Algan-Bengel seit sechs Monaten ohne Niederlage

25. März 2016, 20:36 Uhr

Seht her, ich war's schon wieder: Nick Brisevac (M.) war an jenem Nachmittag nicht zu stoppen! Foto: KBS-Picture.de

Altona 93 verlor seit dem 26. September 2015 kein Spiel mehr und empfing am Karfreitag auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn das Team des FC Türkiye, genau jener Gegner, der als letzter drei Punkte gegen die Elf von Trainer Berkan Algan einsackte. Zwar erspielten sich die Gäste auch dieses mal mehr Ballbesitz und gingen verdientermaßen in Führung, verloren dann aber den Faden und kassierten obendrein in der ersten Hälfte eine Rote Karte, sodass Altona die Partie drehte und die Wilhelmsburger mit einem 5:1-Kantersieg nach Hause schickte. Mittlerweile sind die "93er" seit 13 Spielen ungeschlagen, was sie an jenem Nachmittag nicht zuletzt ihrem dreifachen Torschützen Nick Brisevac zu verdanken haben!

Autsch! Altonas Ali Moslehe (M.) gegen Türkiyes Philip Pettersson beim Kopfballversuch. Foto: KBS-Picture.de

„In der ersten Halbzeit habe ich eigentlich nur eine Mannschaft richtig nach vorne Fußball spielen sehen und das war meine“, resümierte Türkiye-Trainer Matthias Stuhlmacher nach dem Spiel, womit er sicherlich besonders die Anfangsphase meinte, in der seine Mannen tatsächlich mehr Ballbesitz hatten und vor allem über links durch Yiner Arboleda Sanchez immer wieder Nadelstiche im Zug nach vorne setzten. Nach einer knappen Viertelstunde wurde Sascha de la Cuesta bei eben solch einer Offensivaktion im Strafraum gefoult, sodass Kult-Schiri Ralph Vollmers auf den Punkt zeigte und den Wilhelmsburgern somit die Chance gewährte, in Führung zu gehen. Der Gefoulte selbst schnappte sich die Kugel, verlud Torwart Joshua Du Preez und netzte zum 1:0 ein (14.)! Doch der AFC, für den es das erste Gegentor nach 498 (!) Minuten war, steckte nicht auf, zeigte, wie sattelfest man inzwischen ist und glich fast im Gegenzug direkt wieder aus, als der alles überragende Brisevac nach einem Heber von Chris Pfeifer in Richtung des rechten Pfostens lief und den Ball nur noch über die Linie drücken musste (16.)! In den folgenden Minuten hatten die Gäste zwar mehr Ballbesitz und erspielten sich ihre Chancen - Gökhan Iscan scheiterte am stark reagierenden du Preez (31.) und de la Cuesta zirkelte einen Freistoß nur knapp am rechten Winkel vorbei (32.) - doch die Algan-Schützlinge hielten nicht nur gut dagegen, sondern kamen nach und nach besser ins Spiel, sodass das Geschehen immer ausgeglichener wurde.

Ab der 39. Minute agierten die Wilhelmsburger zudem in Unterzahl, weil Martin Sobczyk seinem Team einen Bärendienst erwies. Felix Brügmann und der Türkiye-Innenverteidiger lieferten sich ein Laufduell auf das Tor der Gäste zu, woraufhin der Ball ins Toraus rollte und auf Abstoß entschieden wurde. Doch der Zweikampf endete für beide Spieler auf dem Boden außerhalb des Feldes. Als die Streithähne wieder aufstanden, lieferten sie sich eine kurze verbale Auseinandersetzung, ehe Sobczyk seinen Gegenspieler überhart wieder zu Boden stieß! FCT-Coach Stuhlmacher wirkte etwas erbost über diese Aktion seines Spielers und kommentierte: „Die Rote Karte war der Knackpunkt in dem Spiel und absolut berechtigt. Ich selbst habe aus 60 Metern Entfernung beide Arme von Martin gesehen, als er seinen Gegner umgestoßen hat!“

Altona dreht das Spiel

"Unstoppable", dieser Brisevac. Foto: KBS-Picture.de

Vom schnellen Ausgleich gebeutelt und in der Mannschaftsstärke dezimiert, fanden sich die Türkiye-Akteure um einiges später als der AFC und das Schiedsrichter-Gespann auf dem Platz ein. Beginnend mit dem Wiederanpfiff gehörte das Feld nun den Hausherren, so dass sie in der 50. Minute durch einen weiteren Treffer von Brisevac das Spiel drehten. Links, rechts, links, rechts – war die Zauberformel für die Entstehung zum 2:1: Kemo Kranich flankte von der linken Auslinie weit auf die rechte Seite neben den Sechzehner zu Ali Moslehe, der die Kugel annahm und sie in den Fünf-Meter-Raum an den linken Pfosten brachte, wo Brisevac bereit stand und an Keeper Hasan Capa vorbei ins rechte Eck zu seinem zweiten Treffer vollstreckte! Zehn Zeigerumdrehungen später sorgten die Gäste selbst für die nächste Torgelegenheit ihrer Gegner, als Bilyal Mustafov einen Rückpass auf seinen Torwart Capa spielte, der den Ball anschließend mit seinen Händen aufnahm, bevor Brisevac ihn erreichte. Der Pfiff von Vollmers ertönte und Altona 93 bekam aus 15 Metern Entfernung einen indirekten Freistoß zugesprochen. Abermals war es Brisevac, der nach einem leichten Antippen der Kugel die Pille in die Maschen drosch, somit seinen Dreierpack perfekt machte und die Führung seines Teams auf 3:1 ausbaute (62.)! Der FC Türkiye gab sich im weiteren Spielverlauf nicht auf, konnte aber nicht verhindern, dass sich der AFC phasenweise in einen Rausch spielte und Mitte der zweiten Halbzeit Chancen im Minutentakt produzierte. In der 75. Minute hätte es fast mit einem weiteren Treffer für die Algan-Elf geklappt, aber Keeper Capa packte eine Wahnsinns-Parade aus und verhinderte den Einschlag im rechten Winkel, nachdem Brügmann einen Ball von Benjamin Lipke aus dem linken Halbfeld auf den Kopf serviert bekam und das Runde ins Tor köpfen wollte. Der hätte genau gepasst, wenn eben nicht Capa da gewesen wäre!

„Von den fünf Gegentoren haben wir zwei, drei hervorragend selber produziert"

Ali Moslehe (l.) gratuliert Torschütze Luka Segedi. Foto: KBS-Picture.de

Was eine Viertelstunde vor dem Ende nicht funktionierte, klappte kurze Zeit später dafür in doppelter Ausführung innerhalb von nicht mal zwei Minuten. Doch zunächst sahen die 681 Zuschauer eine ganze Reihe an vergebenen Chancen. Kranich setzte einen Schuss an den rechten Pfosten, wovon der Ball in die Mitte des Strafraums abprallte und Moslehe aus acht Metern ebenfalls abzog und an Capa scheiterte, der die Kugel aber nicht festhalten konnte. Das Spielgerät kullerte Brügmann vor die Füße, der mit seinem Torversuch ebenso wenig erfolgreich war, weil ein Abwehrspieler zur Ecke klärte. Fast schon Slapstick! Aber dann passierte es schließlich doch noch: Die folgende Ecke von links durch Lipke faustete Capa zentral vor den Strafraum, Segedi rannte an und zog ab, so dass er den Ball aus 17 Metern mit einem strammen Schuss zum 4:1 in die Maschen beförderte (81.)! Gleich nach dem Anstoß der Gäste nutzte Brügmann einen Fehlpass aus, lief mit dem Ball am Fuß aus 32 Metern auf das Tor zu und hatte keine Mühe, den Ball links am Wilhelmsburger Keeper vorbei in den Kasten zu schießen und somit auf 5:1 zu erhöhen (82.)!

Stuhlmacher befand nach der Begegnung: „Ich muss ganz klar sagen, dass wir nicht auseinander gespielt wurden und von den fünf Gegentoren zwei, drei durch Unachtsamkeiten und Fehlpässe in den Lauf des Gegners hervorragend selber produziert haben“, und abschließend: „Wir gehen erhobenen Hauptes vom Platz und am Montag ist Dassendorf genau der richtige Gegner, um diese Scharte dann auch wieder auszuwetzen.“ Sein Kollege fand lobende Worte für seine Truppe: „Wir mussten ein paar wichtige Ausfälle hinnehmen und ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen. Speziell auch den Spielern, die auf Positionen eingesprungen sind, die sie eigentlich noch nie gespielt haben, wenn ich da zum Beispiel an Hannes Niemeyer denke, der seine Aufgabe heute wirklich bravourös gelöst hat. Die komplette Einstellung der Mannschaft war heute hervorragend! Dass wir trotzdem kein perfektes Spiel gemacht haben, ist uns klar. Am Montag haben wir ein wichtiges Pokalspiel vor der Brust und hoffen, dass die Wunden und die Prellungen von Brisevac bis Montag abgeklungen sind. Jetzt freuen wir uns sehr über die drei Punkte und arbeiten weiter.“



Autor: Mathias Merk