HR-Held Hermanowicz: Ein mal Training, ein Kopfballtor – eine Runde weiter!

Oberligist zieht durch Treffer in der 87. Minute gegen Hamm ins Viertelfinale ein

24. Februar 2017, 22:14 Uhr

Jubelnder Matchwinner: Robert Hermanowicz köpfte nach 87 Minuten den 1:0-Siegtreffer für HR. Foto: KBS-Picture

Als alles schon nach Verlängerung aussah, schlug der Oberligist eiskalt zu: Die SV Halstenbek-Rellingen steht im Viertelfinale des ODDSET-Pokals. im Achtelfinale setzte sich HR bei Hansa-Landesligist Hamm United mit 1:0 durch. Den Siegtreffer köpfte Robert Hermanowicz, der anschließend freimütig bekannte, dass er eigentlich nur Luft für 15 Minuten gehabt hätte. Während die Gäste ihren Matchwinner feierten, darf sich United immerhin darüber freuen, dass Neuzugang Mustafa Kucukovic nun zumindest in Freundschafts- und Pokalspielen spielberechtigt ist, Gegen HR fehlte er jedoch aus gesundheitlichen Gründen.

Robert Hermanowicz hatte bereits mit diversen Teamkollegen abgeklatscht und einige Umarmungen hinter sich. Für einen kurzen Moment hielt der 28-Jährige inne und stützte die Hände auf die Knie. Hermanowicz war ausgepowert. Doch lange konnte er in dieser Position nach dem Schlusspfiff des ODDSET-Pokalspiels der SV Halstenbek-Rellingen bei Hamm United nicht verharren, da näherte sich auch schon der nächste Gratulant. Es war Hans Jürgen Stammer. „Super, Junge! Was willst du trinken?“, rief der HR-Präsident euphorisch in Richtung von Hermanowicz, legte ihm beide Hände auf die Schultern und herzte den Abwehrspieler.

Hermanowicz: „Ich hab' gesagt: Ich halte höchstens 15 Minuten durch...“

Hamms Artur Hoppe sah in der Nachspielzeit die Rote Karte. Foto: noveski.com

Der hatte die 45 Minuten seit seiner Einwechselung zur Pause diesmal in ganz anderen Gefilden verbracht als im eigenen Strafraum, Im gegnerischen nämlich. Zur Pause hatte Matthias Reincke – der HR-Co-Trainer vertrat den in Dubai weilenden Coach Thomas Bliemeister – Hermanociwcz für Vincent Ermisch in die Partie gebracht und überraschend in den Sturm beordert. Ein Schachzug, der sich drei Minuten vor Schluss nachhaltig auszahlen sollte: Niklas Siebert schlug mit dem linken Fuß einen Eckstoß vor das United-Tor. Der Ball wurde lang und länger und senkte sich schließlich am zweiten Pfosten herab. Genau auf den Kopf von Robert Hermanowicz. Der legte, obwohl er zu diesem Zeitpunk schon sichtlich mit seinen Kräften kämpfte, alle Energie in den Kopfball – und der Ball landete tatsächlich hinter Samuel Graudenz in den Maschen des Hammer Tores. Hermanowicz drehte jubelnd ab, seine Mitspieler folgten ihm. Und HR feierte an der anderen Eckfahne den späten Treffer zum 1:0 (87.)

Sieben Minuten später, es war gerade die vierte Minute der Nachspielzeit angebrochen und zwei Zeigerumdrehungen zuvor hatte sich Hamms Artur Hoppe nach einem rüden Einsteigen gegen Ümit Karakaya an der Mittellinie die Rote Karte eingehandelt, blies Referee Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB) ein letztes Mal an diesem Abend in seine Pfeife und beendete die Partie. Die HR-Spieler rissen jubelnd die Arme in die Luft – und Robert Hermanowicz schnappte nach selbiger. „Ich hab in den letzten drei Monaten ein Mal trainiert.Wir haben zuhause umgebaut, dann kommt noch der Kleine dazu. Ich wollte viel bei der Familie sein“, verriet der Halstenbeker Held des Abends, der vor kurzem Vater wurde, warum er trotz seines verhältnismäßig kurzen Einsatzes quasi aus dem sprichwörtlich letzten Loch pfiff. „Oliver Berndt (der Sportliche Leiter von HR, Anm. d. Red,) hat mich angerufen und gesagt, dass ich ran muss, weil bei uns so viele Spieler fehlen. Ich hab' gesagt, ich halte höchstens 15 Minuten durch.“ Schließlich habe er eben nur dieses eine Training und nicht ein einziges Vorbereitungsspiel absolviert, so Hermanowicz, der anschließend flachste: „Wozu auch? Es hat ja schließlich gelangt...!“

Reincke: „Hamm konnte mit der Überzahl nichts anfangen“

Mag nicht mehr hinsehen: Christopher Mahrt vergab vom Elfmeterpunkt die HUFC-Führung. Foto: noveski.com

Bis zum entscheidenden Treffer entpuppte sich der Pokal-Achtelfinal-Kick zuvor vor den gerade einmal 100 Zuschauern in der Kälte auf dem Kunstrasen an der Snitgerreihe nicht unbedingt als das herzerwärmendste Programm. Vor der Pause hatte Sascha Richert die Chance zum 1:0 für HR, als er sich im Laufduell gegen Hauke Harrsen behaupten konnte, anschließend jedoch an HUFC-Schlussmann Samuel Graudenz scheiterte (16.). United forderte derweil nach 29 Minuten vehement einen Elfmeter, als Samey Ludin im gegnerischen Sechzehner zu Fall kam. Referee Meyer-Lindenberg pfiff nicht. Danach prüfte Marcel Schöttke Graudenz per Kopf (32.), im direkten Gegenzug blieb Andreas Goldgraebe gegen Halstenbeks Keeper Mirko Oest zweiter Sieger (33.). Nach dem Seitenwechsel passierte lange Zeit nichts, ehe Hamm zwei Mal den Sieg vergab.

Daniel Weber zielte nach einem Freistoß drüber, dann vergab Christopher Mahrt die größte Chance zum 1:0 für die Hausherren: Ferydün Qayumi schlug einen langen Ball aus der eigenen Hälfte geekonnt auf Ludin, der mit dem Ball an den Fuß in den HR-Strafraum startete und dort von Dennis Ghadimi gelegt wurde. Elfmeter! Mahrt schnappte sich die Kugel und zielte gut, brachte aber zu wenig Kraft in den Schuss, Oest machte sich lang und fischte den Ball aus dem Eck (59.). Noch vor Halstenbeks Siegtreffer und Hoppes Platzverweis musste bei den Gästen Sascha Richert mit der „Ampelkarte“ runter. Nachdem er in der ersten Hälfte nach einem Foul „gelb“ gesehen hatte, schlug er nach 75 Minuten den Ball weg. Schiri Meyer-Lindenberg blieb keine andere Wahl, als Richert zum Duschen zu schicken.

HUFC-Neuzugang Kucukovic fehlt, darf aber in Freundschaftsspielen künftig ran

Vorzeitig runter: Halstenbeks Sascha Richert handelte sich eine Gelb-Rote Karte ein. Foto: KBS-Picture

„Das war eine unnötige Gelb-Rote Karte. Das weiß Sascha selbst. Ab diesem Moment hatte ich große Bedenken und habe gehofft, dass wir uns in die Verlängerung retten, uns sammeln und die Kräfte neu bündeln“, erklärte HR-Coach Matthias Reinke, „aber Hamm United konnte mit der Überzahl nichts anfangen. Zudem hatte unser Keeper Mirko Oest einen Sahnetag. Und wir hatten die gute Idee mit Robert Hermanowicz. Es war mir klar, dass eine Standardsituation die Entscheidung bringen würde. Beide Seiten hatten sonst nicht viel Zwingendes.“ HUFC-Präsident Jörn Heinemann erklärte derweil: „Es ist schade, dass wir den Elfmeter nicht rein machen. Dann läuft das hier anders. Am Ende ist es aus meiner Sicht verdient, dass HR weitergekommen ist.“ Immerhin: Eine Erfolgsmeldung konnten die „Geächteten“ an diesem Abend doch für sich verbuchen.

Nach dem Hin und Her der letzten Tage und Wochen ist Winter-Neuzugang Mustafa Kucukovic nun zumindest für Freundschaftsspiele spielberechtigt. Auch im Pokal hätte der Ex-HSV-Profi rangedurft. Er fehlte allerdings aus gesundheitlichen Gründen. „Er hat Probleme mit der Niere“ erklärte HUFC-Ligamanager Jassi Huremovic, der sich nach dem Ausscheiden seiner Farben ärgerte: „So richtig viele Torchancen hatte HR auch nicht. Wir müssen nur den Elfmeter oder die Chance von Daniel Weber nutzen, dann kommen wir weiter.“ So aber bleibt Mustafa Kucukovic in dieser Spielzeit ohne Pokal-Einsatz für seinen neuen Verein. „Wir hoffen, dass er auch für die Meisterschaft schnell eine Spielberechtigung bekommt und nicht bis Juli gesperrt ist“, erklärte United-Boss Jörn Heinemann. Vorerst aber muss Kucukovic wegen seiner Probleme sowieso pausieren. Coach Uli Schulz rechnet mit ein bis zwei Wochen Ausfallzeit bei seinem prominenten Neuen.

Jan Knötzsch