„Individuelle Klasse heißt nicht automatisch, dass man Punkte holt!“

UH-Recke Sven Drews über seine Laufbahn und die „Mini-Krise“

16. November 2016, 15:06 Uhr

Mit 33 Jahren einer der Führungsspieler bei UH-Adler: Sven Drews, der bereits einige höherklassige Stationen hinter sich hat. Foto: noveski.com/Herzog

„Der Verein tut wirklich alles für uns Spieler – so langsam ist es mal an der Zeit, dass wir das durch Leistung zurückzahlen“, sagt Sven Drews, Abwehr-Ass des SV Uhlenhorst-Adler. Mit seinen 33 Jahren hat der „Familienmensch“ bereits allerhand erlebt, ist reichlich rumgekommen und weiß vor allem, wovon er spricht. Jahr für Jahr aufs Neue zählt UH zu einem großen Mitanwärter auf die vorderen Plätze in der Bezirksliga – erst in der Nord-, nun in der Ost-Staffel. Doch die Realität sieht anders aus. „Natürlich wollten wir eine gewisse Rolle spielen und nicht um die goldene Ananas kämpfen“, erklärt auch Drews, der sein Team wachrüttelt.

Sven Drews (2. v. li.) nickt zur Blitz-Führung gegen den ASV Hamburg ein. Foto: noveski.com/Herzog

In der Jugend des HSV groß geworden, war der Defensivakteur „nicht weit“ vom Durchbruch entfernt, wie er selbst sagt. Die Profi-Karriere war zum Greifen nahe – zumal Drews bei Vereinen wie Werder Bremen, RW Erfurt, Hertha BSC Berlin oder auch dem VfL Osnabrück jeweils Probetrainings absolvierte. Letztlich blieb ihm der Sprung allerdings verwehrt. „Es ist immer schwer zu sagen, woran es genau gelegen hat. Wenn man es unbedingt will, dann muss man 100 Prozent dafür tun und viel opfern. Die Chance war da, aber es gehört immer auch ein bisschen Glück dazu. Und schlussendlich bin ich einfach ein Familienmensch. Im Nachhinein sagt man sich immer: vielleicht hätte ich es schaffen können, wenn ich alles dafür getan hätte. Aber ich blicke keineswegs zurück und bereue, wie es gelaufen ist.“ Der heutige Ehemann und Vater von zwei Kindern wechselte vom damaligen Nord-Oberligisten Concordia – zu vergleichen mit der jetzigen Regionalliga Nord – im Jahr 2014 zu den Kickers Emden, wo ihn Marc Fascher, der schon bei Cordi sein Trainer war, hinlotste. Es folgten – neben einer zweimaligen Rückkehr zum SCC – weitere Stationen bei Eintracht Norderstedt, dem USC Paloma und ein kurzes Gastspiel beim TSV Sasel.

„Irgendwann fehlte die nötige Motivation“

„Ich verfolge auch heute noch, was meine Ex-Klubs so machen“, verrät Drews. „Zu manchen Leuten habe ich immer noch einen sehr guten Kontakt. Und man muss auch sagen, dass ich immer im Guten gegangen bin!“ Während seiner fünfjährigen Zeit beim USC Paloma, die mit mit dem ODDSET-Pokalsieg 2014 gekrönt wurde, vertiefte sich zum Schluss hin mehr und mehr der Gedanke, die Buffer an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen. „Irgendwann fehlte es einfach auch an der nötigen Motivation und die Gedanken an meine Familie, die das schon so viele Jahre mitgemacht hat, wurden immer größer. Da habe ich mir gesagt, dass ich die Saison noch zu Ende spiele und dann aufhöre.“ Doch zur Saison 2015/16 schloss sich Drews dem TSV Sasel an, was vor allem daran lag, „dass ich zum damaligen Zeitpunkt zwei Minuten vom Platz entfernt gewohnt habe. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass sich an der grundsätzlichen Situation, dass ich immer noch drei-, viermal in der Woche unterwegs bin, nichts geändert hat. Also habe ich einen halben Schlussstrich gezogen und mir gesagt, dass ich ein halbes Jahr lang auf jeden Fall keinen Fußball mehr spielen werde.“

„Individuelle Klasse heißt nicht, dass man punktet!“

Trotz seines Treffers und anschließendem Jubel mit Felix Dellert (Nr. 9) mussten sich die Uhlen am Ende mit 2:5 geschlagen geben. Foto: noveski.com/Herzog

So ganz ohne das runde Leder ging es bei Drews nämlich auch nicht. Nachdem er sich zunächst ausschließlich der Familie widmete und erste Kontaktaufnahmen vom SV Uhlenhorst-Adler verpufften, gab er dem Verein von der Beethovenstraße zur Rückrunde der vergangenen Spielzeit schließlich sein Ja-Wort. „Es hat halt immer noch gejuckt und meine Frau hat auch schnell gemerkt, dass mir was fehlt. Außerdem kenne ich David (Liga-Manager Gaerte; Anm. d. Red.) schon lange.“ Trotz eines sehr namhaften Personals kämpften die Uhlen in der Bezirksliga Nord gegen den Abstieg – schlussendlich mit Erfolg. „Individuelle Klasse heißt nicht automatisch, dass man Punkte holt!“ Womit man auch schon beim Thema wäre: denn auch vor dieser Saison verstärkten sich die Uhlenhorster durchaus prominent. Erneut galt man als Anwärter auf einen der vorderen Plätze – wieder läuft man der Musik hinterher, auch, weil man bis dato nur ein einziges Spiel in der Fremde gewinnen konnte. „Sich darauf zu verlassen, dass man individuell gut besetzt ist, hilft einem gar nichts! Man braucht die richtigen Charaktere und die Einstellung muss zu 100 Prozent da sein. Es sind viele Faktoren, die da eine Rolle spielen. Und man darf eines nicht vergessen: auch wenn es ‚nur‘ die Bezirksliga ist, können andere Mannschaften und Spieler auch laufen.“

„Adri ist immer 120 Prozent dabei“

Sven Drews (re.) im Duell der Generationen gegen Rahlstedts Shootingstar Louis Mandel. Foto: noveski.com/Bode

Mit Adriano Napoli bekam UH vor der Saison einen neuen Trainer, der vor allem mehr Konstanz in die Leistungen reinbringen wollte. Doch genau dieser Aspekt fehlt der Truppe derzeit. Am Übungsleiter liegt dies aber keinesfalls, wie Drews betont: „Adri ist sehr ruhig, sachlich und unglaublich engagiert. Er ist immer mit 120 Prozent dabei, was mir persönlich enorm gefällt. Zudem habe ich selten einen Trainer erlebt, der sich so akribisch auf die Gegner vorbereitet und fast alles über den jeweiligen sagen kann.“ Vielmehr liegen die Probleme in anderer Natur: „Die unglaublich vielen individuellen Fehler haben uns bereits viele Punkte gekostet. Vor der Saison war unser Ziel: besser abzuschneiden als letzte Saison – und das werden wir auch schaffen, da bin ich mir sicher. Aber wir müssen so langsam mal anfangen, eine Serie zu starten. Denn natürlich sind wir aktuell mit der sportlichen Ausbeute richtig unzufrieden!“ Insbesondere bei dem sportlichen Ehrgeiz eines Sven Drews‘ muss am Ende mehr herumkommen, als lediglich der Kampf um „die goldene Ananas“, wie es der Abwehrrecke selbst umschreibt. „Ich bin damals hierhergekommen und mir wurde gesagt, dass der Verein eine kleine Familie ist. Heute kann ich sagen, dass das wirklich der Fall ist. Der Verein tut alles für seine Spieler. Jetzt sind wir an der Reihe, das auch mal zurückzuzahlen!“

An ein endgültiges Ende seiner Laufbahn verschwendet Drews derweil noch keinen Gedanken, sondern sagt: „Solange meine Knochen halten und der Verein mich noch will, mache ich weiter. Ich habe vor der Saison ja sogar für zwei Jahre zugesagt! Denn für mich gibt es aktuell keinen Grund, hier wegzugehen. Stattdessen wollen wir in der Rückrunde noch den einen oder anderen Gegner von oben ärgern.“