Karaaslan in „die stärkste Regionalliga Deutschlands“

Torjäger des FC Süderelbe im Interview über seinen Wechsel

16. Juni 2015, 13:38 Uhr

Mustafa Karaaslan verlässt den FC Süderelbe und wechselt in die Regionalliga West zum SC Wiedenbrück. Foto: noveski.com

Bereits im vergangenen Sommer klopften diverse Clubs an, auch Anfragen aus der Türkei gehörten bei Mustafa Karaaslan schon fast zum Alltag. Der Youngster knipste für die A-Regio des SC Condor ganze 30 Mal, wurde daraufhin in den Liga-Kader der Farmsener hochgezogen, wo der „Goalgetter“ in der Hinrunde in zwölf Partien neunmal traf und vier Buden vorbereitete. Dennoch verschlug es Karaaslan nach „internen Unstimmigkeiten“ im Winter zu einem seiner Jugendclubs, dem FC Süderelbe. Aufgrund von einer Schulterverletzung kam der „Shootingstar“ zwar nur zu vier Kurzeinsätzen im Saison-Endspurt, in denen er einmal einschweißte, doch der Kontakt zu höherklassigen Clubs riss nie ab.

Am späten Montagabend vermeldete das „Sport Mikrofon“ den Wechsel Karaaslans zum West-Regionalligisten SC Wiedenbrück. Dort wird der 20-Jährige an der Seite von ehemaligen Profis wie Markus Bollmann (u. a. SC Paderborn, Arminia Bielefeld, MSV Duisburg) oder auch Aleksandar Kotuljac (u. a. 1. FC Magdeburg, Greuther Fürth und VfL Osnabrück) sein Glück versuchen. Mittlerweile unterrichtete uns auch Jean-Pierre Richter über den Abgang seines „Linksfußes“ und erklärte: „Musti hat mir am Montagmittag davon erzählt. Es war immer sein Wunsch und wir legen ihm keine Steine in den Weg.“ Wir haben mit dem Torjäger gesprochen...

FussiFreunde: Musti, zunächst einmal Glückwunsch zur neuen Aufgabe! Wiedenbrück war ja nicht der erste höherklassige Verein, der an dich herangetreten ist. Was hat der SCW, was die anderen Clubs nicht hatten?

Karaaslan: „Alle Anfragen haben mich sehr stolz gemacht und mir gezeigt, dass ich die Chance nicht aufgeben sollte, höherklassig zu spielen. Ich möchte mich in Deutschland beweisen und denke, dass der Schritt in die Türkei zum jetzigen Zeitpunkt nicht der Richtige für meine Entwicklung gewesen wäre. Nach den guten Jahren in der A-Regionalliga war die Oberliga Hamburg ideal, um mich in den Herrenbereich zu integrieren. Nun gehe ich eine Stufe weiter. Wiedenbrück ist eine tolle Chance und der Verein ist sehr gut aufgestellt. Ich denke, dass ich dort aktuell die besten Möglichkeiten habe. Sie setzen auf junge Spieler, haben ein tolles Stadion und vieles mehr. Der Verein hat mich voll überzeugt, gibt mir diese Chance Regionalligafußball zu spielen und ab nächster Woche (Vorbereitungsbeginn, Anm. d. R.) will ich das Vertrauen zurückzahlen.“

FussiFreunde: Beim SC Condor hast Du in der Jugend fast nach Belieben getroffen und daran auf Anhieb im Herrenbereich angeknüpft. Auch wenn es ein paar Differenzen mit den sportlichen Verantwortlichen gab, wie wichtig war der SCC für Deine Entwicklung?

Karaaslan: „Tore schießen ist eine wichtige Qualität, die ich zum Glück habe und als Stürmer auch haben muss. Ich bin sehr zielstrebig und ehrgeizig was den Fußball angeht, nutze meine Freizeit und trainiere hart an mir. Ich gehe nicht auf Partys und trinke keinen Alkohol. Den Grundstein habe ich bis zur B-Jugend beim FC Süderelbe auf dem Kiesbarg erlernt. Als ich in der B-Jugend zu St. Pauli ging, warf mich das völlig aus der Bahn. Die zwei erfolgreichen Jahre beim SC Condor in der A-Jugend haben meiner Entwicklung gut getan. Unter Christian Woike habe ich den Sprung in den Herrenbereich geschafft, und auch wenn nicht alles ideal für meine Entwicklung verlief, habe ich dennoch gezeigt, was ich kann. Mir hat die kurze Zeit sehr geholfen.“

FussiFreunde: Im Winter folgte dann der Wechsel zu Deinem Jugendverein Süderelbe. Auch wenn Du aufgrund Deiner Verletzung nur vier Spiele absolvieren konntest, wie würdest Du die Zeit am Kiesbarg bewerten und wie wichtig war Jean-Pierre Richter für Dich?

Karaaslan: „Der Wechsel zum FC Süderelbe war notwendig, da ich beim SC Condor trotz zwölf Scorerpunkten bis zum Herbst für den schlechten Start mit in die Verantwortung genommen wurde. Ich wollte mich empfehlen sowie höher hinaus und das war nicht mehr gegeben. Vielleicht war ich zu naiv und ehrgeizig. Warum Süderelbe? Ich wohne in Neuenfelde und habe Fußball auf dem Kiesbarg erlernt. Jean-Pierre Richter hat mir als Teenager sehr geholfen und mich gefördert. Wir haben ein unglaubliches Verhältnis zueinander, ich schätze ihn menschlich und sportlich sehr. Vor allem, wie ‚JPR‘ mit jungen Spielen arbeitet – auch mit mir –, wie viel Leidenschaft und Hilfe er anbietet, das ist wirklich überragend! Er ist wie ein großer Bruder, der uns allen hilft und uns besser macht. Ein weiterer Grund für den Wechsel war, dass ich mit einigen Spielern bereits in der Jugend zusammengekickt habe, sodass ich mich beim FCS in der Rückrunde empfehlen wollte. Durch meine Schulterverletzung war ich am Boden, aber der Verein hat mir bei der Reha geholfen und ‚Jonny‘ hat mit mir an meinem Comeback gearbeitet. Das Tor gegen Buxtehude war ein großer Wunsch, der in Erfüllung ging.“

FussiFreunde: Jetzt geht’s für Dich in den Westen Deutschlands. Was hast Du dir mit Wiedenbrück für Ziele gesteckt? Und wird Deine „Family“ Dich begleiten?

Karaaslan: „Wie bereits erwähnt, bin ich ehrgeizig und die Chance, bei Wiedenbrück in der Regionalliga West zu spielen, ist unglaublich. Das war mein erstes Ziel. Nun gilt es, neue Ziele zu verfolgen. Ich möchte mich gut integrieren und mittelfristig zu einem Stammspieler werden. Vor allem aber möchte ich es genießen, diesen Sprung mit 20 Jahren geschafft zu haben. Wir haben Gegner wie Schalke 04 II oder BVB II. Für mich ist es die stärkste Regionalliga Deutschlands. Das wird eine große Herausforderung, aber auch die Chance, mich zu präsentieren und zu gucken, ob ich noch höher hinaus kommen kann. Ich werde allein dorthin ziehen, mit dem Auto sind es etwa zweieinhalb Stunden von Hamburg. Also ist meine Familie nicht allzu weit weg. Familie und Freunde sind mir sehr wichtig, aber um die Chance zu nutzen, muss ich Gas geben und setze alles daran, es zu schaffen!“