„Keine Lust mehr auf leere Versprechungen in Lurup!"

Coach Norman Köhlitz künftig beim Farmsener TV in der Kreisliga 6

17. Juni 2016, 11:31 Uhr

Für Norman Köhlitz ist ein funktionierendes Umfeld im Verein, das Wichtigste. Foto: noveski.com

Mit der Liga-Mannschaft des SV Lurup bekam Trainer Norman Köhlitz in der abgelaufenen Oberligasaison ordentlich die Hütte voll. Spiel für Spiel verlor man in Hamburgs Beletage und das sogar meistens sehr hoch. Lediglich einen Punkt ergatterte man in der ganzen Saison und erspielte ein Torverhältnis von 13:252, worüber man sich an der Flurstraße wahrlich nicht freute. Bereits im März entschied Köhlitz, nach Saisonende den SVL zu verlassen. „Die Mannschaft hat nichts vom Verein bekommen und die ganzen Versprechungen wurden nicht eingehalten. Da hatte ich dann auch keine Lust mehr drauf“, sagt der Trainer, der nun in der Kreisliga 6 beim Farmsener TV als Übungsleiter anheuert. Coach Köhlitz sieht dies aber absolut nicht als einen Rückschritt.

Slawomir Mejer (links) und Norman Köhlitz konnten die Luruper Truppe zum Schluss nicht mehr zum Training bewegen. Foto: noveski.com

Den Schritt von der Ober- in die Kreisliga machen wahrlich nicht viele Fußballbegeisterte. Doch für Trainer Norman Köhlitz ist das überhaupt kein Problem: „Ich übe mein Amt ligaunabhängig aus. Für mich ist einfach nur wichtig, dass das Umfeld stimmt und Versprechungen eingehalten werden. Dann habe ich auch Spaß an dem, was ich tue.“ Diese Aussage kann man durchaus als eine kleine Spitze in Richtung seines alten Vereins SV Lurup sehen. Denn es gab einen bestimmten Grund, warum der Sportler das Handtuch warf, wie man seinen Worten entnehmen kann: „Ich will dem Verein nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil sogar! Aber das, was da ablief, konnte ich so nicht mehr hinnehmen. Sämtliche Versprechungen wurden nicht eingehalten, egal ob es um mich oder die Spieler ging. Es kam einfach nichts rüber vom Verein. Als gutes Beispiel nenne ich da mal das Spiel in Altona. Da haben wir 0:3 verloren und anschließend meldete sich der Fanclub des AFC bei uns, ob sie uns zwei Kisten Bier spendieren dürften. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Da bekommen wir von den Fans des Gegners mehr, als vom eigenen Verein!“ Nicht nur diese Tatsache ließ Köhlitz selbst bei seinen eigenen Spielern ins schlechte Licht rücken, sondern auch, dass er bei neuen Akteuren immer wieder Vorgaben und Versprechungen bekam, die er genauso weitergeben sollte, sie aber letztlich nicht einhalten konnte, da überhaupt nichts in der Richtung vom Klub gekommen sein soll. „Natürlich kann ich die Mannschaft da auch verstehen, dass die Motivation irgendwann nicht mehr gegeben ist, wenn man nur enttäuscht wird. Am Ende der Saison standen wir teilweise nur mit drei Mann beim Training“, zeigt der Coach sich verständnisvoll seiner alten Truppe gegenüber.

„Der geamte Verwaltungsapparat funktioniert einfach!"

Coach Köhlitz stellte sein Konzept in Farmsen vor und freut sich auf seine neue Aufgabe. Foto: KBS-Picture.de

Jetzt schlägt Köhlitz jedoch ein neues Kapitel in der Kreisliga 6 beim Farmsener TV auf, wo er künftig das Zepter schwingen wird. Jedoch fragen sich nicht Wenige, warum ein Oberligatrainer plötzlich in die Kreisliga geht. Köhlitz dazu: „Ich bin durch meinen Arbeitskollegen Andreas Schneider an die neue Aufgabe gekommen. Er kennt Ulf Pfützenreuter (Fußball-Abteilungsleiter; Anm. d. Red.) schon seit 20 Jahren, weshalb sie sich regelmäßig darüber austauschten, wie es mir in Lurup erging. Als rauskam, dass ich entschied, so nicht mehr in Lurup weitermachen zu wollen, fragte er einfach mal an, ob man sich ganz unverbindlich zu einem Gespräch treffen könnte“, erinnert sich der Coach. Über den Farmsener TV wusste der Oberliga-Trainer schon einiges im Vorfeld und beschloss einfach mal einem Treffen zuzustimmen und sich die Angelegenheit anzuhören. Kaum beim Verein angekommen, fingen die Augen von Köhlitz an zu blinken, als er sah, wie es in einem Klub auch funktionieren kann: „Dieses ganze Drumherum steht dort absolut gut. Der gesamte Verwaltungsapparat funktioniert einfach. Ich muss mich dort nicht um die Wäsche kümmern und Trikots hinterher rennen. Das ist in Farmsen einfach alles organisiert, mit einem festen Ablauf und einer sehr guten Struktur. Da ist überhaupt nicht so ein Tohuwabohu wie in Lurup. Dadurch war schon mal ein Hauptbestandteil dafür gegeben, dass ich mich bei meiner Arbeit als Trainer auch wohl fühle“, fasst Köhlitz zusammen. Denn das, was für den Übungsleiter gar nicht mehr geht, ist ein Umfeld das nicht passt, wo Versprechungen nicht eingehalten werden. In diesem Punkt überzeugte man ihn in Farmsen jedoch schnell, weshalb andere Angebote sofort ausgeschlagen und gar nicht erst angehört wurden. „Nach dem Gespräch wollte ich erst mal darüber nachdenken, war mir aber schon am Abend sicher, dass ich in Farmsen zusagen möchte. Deshalb entschied ich, dass ich gar nicht mehr zu anderen Gesprächen hingehe. Das was ich vorher schon von meinem Arbeitskollegen wusste, wurde mir in einer sehr guten Unterhaltung eigentlich nur bestätigt. Deshalb habe ich dort einfach angerufen und recht schnell zugesagt.“

Eigene Vorstellungen bringt der Übungsleiter selbstverständlich auch mit. Deshalb legte ein Konzept vor, worüber die Farmsener Verantwortlichen nicht schlecht staunten, aber sofort einwilligten. Seine neue Truppe kennt Köhlitz noch nicht so gut, was sich aber schnell ändern wird. „Wir haben einen Kader von 23 Spielern. Von diesen Kickern sind jetzt auch viele von St. Georg-Horn gekommen und da wollen wir mal sehen, was das für eine Mischung ist und wie wir uns aufbauen und aufstellen werden“, blickt der Zepterschwinger in die Zukunft und verrät auch gleich, was er sich für ein Ziel in der kommenden Saison vorstellt: „Wir würden gerne am Ende unter den ersten Zehn landen und somit besser dastehen als im letzten Jahr.“ Um dieses Vorhaben umsetzen, bedarf es natürlich auch einer guten Vorbereitung. Durch seine Oberligakontakte tütete er ein Testspiel gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst ein, das am Dienstag den 28. Juni ausgetragen wird. Es kann in Farmsen also mit einem funktionierenden Umfeld vorangehen.

Autor: Mathias Merk