Köncke: „Es ist schwer, aus dem tiefen Loch raus zu kommen“

Poppenbüttels "Traum-Comebacker" nach seinem Zwei-Tore-Einstand

25. Februar 2016, 15:56 Uhr

Henrik Köncke bejubelt sein Traumcomeback. Foto: Sebastian Jaedtke!

Ganze 448 Tage nach dem letzten Pflichtspiel und 406 Tage nach dem schweren Unfall bei einem Hallenturnier feierte Henrik Köncke am vergangenen Sonntag sein viel umjubeltes Comeback für den SC Poppenbüttel. Der Stürmer hat seine Leidensgeschichte endlich hinter sich gelassen, will nach einem Kreuzbandriss, Meniskusschanden und diversen weiteren Frakturen einfach nur eins: „Endlich wieder der Leidenschaft und dem Sport nachgehen, für den man lebt.“

Kollektiver Jubel nach dem frühen 1:0. Foto: Sebastian Jaedtke!

Es war fast wie im Märchen: In der 71. Spielminute betrat Henrik Köncke unter stehenden Ovationen seiner Mitspieler das grüne Kunstgeläuf an der Ellernreihe. Keine 30 Sekunden war er auf dem Platz, als er mit seinem allerersten Ballkontakt nach fast anderthalbjähriger Verletzungspause das 5:0 für seine „Bültenkoppler“ erzielte. Doch damit nicht genug: Nachdem er mit seiner zweiten Ballberührung per Seitfallzieher das halbe Dutzend nur hauchdünn verpasste – nichtsdestotrotz war er nur 240 Sekunden nach seinem ersten Streich abermals zur Stelle und machte diesmal die Sechs voll! „Endlich wieder ein Spiel zu machen, auf dem Platz zu stehen, das macht riesengroßen Spaß und ist für mich natürlich Weltklasse. Ich hatte Gänsehaut, es ist unbeschreiblich“, gab er nach seinem Traum-Comeback zu Protokoll.

Nach der überraschenden 0:4-Packung in der Vorwoche bei Dersimspor „war es wichtig, dass wir eine Reaktion zeigen. Deshalb ist es natürlich besonders schön, so hoch gewonnen zu haben. Wir haben gezeigt, dass wir nicht zu Unrecht da oben stehen!“ Mehr als der 7:0-Kantersieg gegen einen auseinanderbrechenden Bramfelder SV stand die Rückkehr des ehemaligen Wellingsbüttel-Angreifers im Blickpunkt. „Für mich ist das wie ein Traum, ich trinke jetzt bestimmt noch ein, zwei, drei oder auch fünf Bier und genieße diesen Tag. Das Jahr war echt lang. Ich habe jeden Tag mitgezählt und im Kalender abgestrichen.“

„Man fällt in ein tiefes Loch“

Auch Collins Folarin (l.) und Stefan Winkel hatten beim Kantersieg sichtlich Freude. Foto: Sebastian Jaedtke!

Als Köncke im Sommer 2014 vom TSC nach Poppenbüttel wechselte, hatte ihn kaum einer auf der Rechnung. Doch der Torjäger erwies sich als Glücksgriff. Im ersten Halbjahr der vergangenen Meistersaison traf der heute 25-Jährige fast nach Belieben, hatte bereits 18 Buden auf dem Zettel – bis ihn die Verletzung aus der Bahn warf. „Das halbe Jahr war wie ein Traum. Ich hätte nie gedacht, dass es so gut läuft.“ Was folgte, war jedoch ein abruptes Ende. „In der Zeit nach dem Kreuzbandriss fällt man in ein sehr tiefes Loch. Da wieder raus zu kommen, ist sehr schwer. Auf der einen Seite die Gesundheit, auf der anderen der Kopf. Du wirst aus einem wichtigen Part deines Lebens raus gerissen und verlierst auch ein wenig die Bindung zum Team, da du nicht mehr regelmäßig beim Training bist und meist nur nebendran stehst.“ Hinzu kam die Tatsache, dass Poppenbüttel nach und nach aufrüstete. Zunächst wurde im Sturm der regionalligaerfahrene Collins Folarin verpflichtet, der mit 14 Treffern einer von drei Spielern ist, die in der Hansa-Torschützenliste an der Spitze weilen. Im Winter folgte der Wechsel von BU-Pokalheld Adrian Sousa. „Es kommen Spieler, die bereits was vorzuweisen haben und in jedem Spiel bomben. Da denkt man sich dann auch, dass es schwer wird, da wieder rein zu rutschen. Wichtig ist, dass man sich nur auf sich konzentriert, die eigenen Ziele vor Augen hat und Unterstützung erhält. Mein Vater hat mich in dieser schweren Zeit immer begleitet und stand mir mit Rat und Tat zur Seite.“

Doch der „Instinktfußballer“ arbeitete hart an einer Rückkehr. Coach Olaf Ohrt betonte immer wieder, Köncke langsam und in aller Ruhe wieder an die Mannschaft heranführen zu wollen. „Ich bin sprachlos und einfach nur glücklich.“ Mit seinen 18 Hinrunden-Toren des Vorjahres war der „Blondschopf“ bis zum Schluss bester Poppenbütteler Schütze, was ihm nach dem auch rechnerisch geschafften Aufstieg die Ehre einbrachte, dass ihn die Mannschaft in den Jubelkreis holte und in der Mitte feierte. Trotz seiner märchenhaften Rückkehr betont Köncke: „Natürlich war es ein geiler Einstand – aber ich gebe jetzt weiter Gas und werde dranbleiben. Nur weil ich in meinem ersten Spiel zwei Tore mache, heißt das noch lange nicht, dass es jetzt so weiterläuft.“ Sein Ziel: „So viele Minuten wie möglich sammeln. Wenn ich spiele, dann will ich gut spielen, meine Tore machen, mich empfehlen und zeigen, dass ich das Zeug dazu habe, beim Landesliga-Spitzenreiter zu Recht im Kader zu stehen.“ Abschließend lässt er noch die typischen Fußballer-Floskeln für sich sprechen. „Alles andere entscheidet der Trainer. Meine Antwort liefere ich auf dem Platz!“ Herzlich willkommen zurück auf dem Platz, Henrik Köncke!

 Ein großes Dankeschön an Sebastian Jaedtke für das Bildmaterial!

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