Kräftig eingeschenkt: Fünffach-Freude für die Eintracht

Norderstedt schickt Eutin mit 5:1 auf die Heimreise

11. April 2018, 23:48 Uhr

Kollektiver Jubel: Sinisa Veselinovic (Zweiter v. li.) feiert mit seinen Teamkollegen. Foto: KBS-Picture.de

Und dann musste er sich doch noch einen einschenken lassen. Aber diesmal nahm Lars Callsen, der Trainer von Eutin 08 das Ganze gelassen. Denn sein Trainerkollege Dirk Heyne zeigte sich in diesem Moment von seiner besten Seite. Noch bevor Callsen und Heyne nach dem Regionalliga Nord-Nachholspiel ihrer Teams auf der obligatorischen Pressekonferenz nach der Partie ihre Statements abgaben, schnappte sich der Coach von Eintracht Norderstedt die rote Kaffekanne, die vor ihm stand, beugte sich zu Callsen herüber und füllte die Tasse des Gästetrainers. Dass die Hausherren seiner Elf zuvor fünf Treffer eingeschenkt hatten, dürfte Callsen weniger geschmeckt haben als das warme Getränk. Dirk Heyne dagegen umso mehr. 

„Phasenweise bin ich sehr zufrieden“, erklärte der Übungsleiter der Hausherren nach dem Kick vor den 205 Zuschauern und fügte an: „Und mit den Punkten aus den letzten Spielen sind wir natürlich auch zufrieden.“ Können Heyne und seine Schützlinge auch sein, schließlich ist damit die Serie von zehn Spielen ohne Sieg, die erst Anfang April beendet wurde, endgültig kalter Kaffee. Doch da war ja noch dieser kleine Nachsatz, den Heyne hinterher schob. „Phasenweise war ich nicht zufrieden“, konstatierte der „EN“-Coach und präzisierte: „Insbesondere nach dem 1:0 und in der Phase nach der Halbzeit. Wir sind aus der Kabine gekommen und hatten uns vorgenommen, konzentriert nach vorne zu spielen. Wir wollten einfach spielen, die Bälle in die Räume hinter die Abwehr bringen und die Räume auf den Außen bedienen. Wir waren aber wohl etwas zu sicher mit dem Vorsprung. Dass wir das 3:1 machen, hat uns beruhigt.“

Heyne: „Phasenweise war ich zufrieden, phasenweise nicht“

Linus Meyer war an der Entstehung von gleich mehreren Eintracht-Treffern beteiligt. Foto: KBS-Picture.de

Treffender kann man das Geschehen auf dem Rasen nicht zusammenfassen. Nachdem eigentlich schon Sinisa Veselinovic die Eintracht in der zweiten Minute nach einer Flanke von Dane Kummerfeld per Kopf in Führung hätte bringen müssen und anschließend Felix Drinkuth (5.) seine Chance ungenutzt ließ, war es in der zehnten Minute Linus Meyer, der mit seinem Scheitern an Eutins Keeper Lukas Benner die nächste Gelegenheit ausließ. Doch die Situation war noch nicht bereinigt: Der Ball sprang vor die Füße von Kummerfeld, der zum 1:0 traf. In den letzten Minuten vor der Pause startete die Eintracht dann eine zweite Druckphase, nachdem das Spiel bis dahin ohne weitere Möglichkeiten auf beiden Seiten blieb. Dann war es Meyer, der erst drüber zielte (40.) und nur eine Zeigerumdrehung später von links für Drinkuth auflegte, der den Angriff mit dem 2:0 abschloss. Auf der anderen Seite forderte Eutin derweil einen Strafstoß, nachdem Marcus Coffie im Duell mit Rasmus Tobinski vehement zur Sache ging (44.).

„In der Situation vor der Pause kann man einen Strafstoß geben, dann wäre es nochmal ein interessantes Spiel geworden. Aber der Schiedsrichter war uns leider nicht wohlgesonnen“, ärgerte sich Gästecoach Callsen, während sein Widerpart Heyne beschied: „Der Schiri muss vorher das Foul an Marcus Coffie pfeifen, als der gehalten wird. Dann passiert das Ding gar nicht.“ Was aber passierte, war eine Schwächephase der Eintracht in der zweiten Hälfte, als die Hausherren den Faden verloren. Die Strafe folgte auf dem Fuße: Kevin Wölk schickte die Kugel in die Gasse auf Rico Bork und der markierte den Anschlusstreffer (54.). „Wir hatten zwei schwache Phasen, eine in der ersten und eine in der zweiten Hälfte. Nach dem 2:0 lassen wir nach und geben dem Gegner viel Raum. Nach der Pause lassen wir dann völlig nach und kriegen das 1:2, weil wir schlecht stehen. Wir hatten keinen richtigen Zugriff, aber mit dem 3:1 haben wir Moral gezeigt und sind zurückgekommen“, analysierte „EN“-Torschütze Kummerfeld.

Kummerfeld: „Mit dem 3:1 haben wir Moral gezeigt und sind zurückgekommen“

Dane Kummerfeld trat als Torschütze und Vorbereiter in Erscheinung. Foto: KBS-Picture.de

Dieses 3:1 sollte nur neun Minuten nach dem Anschlusstreffer fallen: Meyer legte aus der Mitte nach links auf Kummerfeld ab, der den Ball in die Mitte zurückspielte. Für Meyer geriet der Pass zu lang, er kam nicht mehr an die Kugel. Dafür aber Deran Toksöz – und der knallte das Leder unten rechts in die Maschen (63.). „Das war der Knackpunkt“, so Vorbereiter Kummerfeld. Das 4:1 erzielte dann nach 71 Minuten Sinisa Veselinovic, der nach einem Foulspiel von Fatlind Zymberi an Steven Lindener mit einem nicht unbedingt stark geschossenen Elfmeter Keeper Benner bezwang. Sechs Minuten vor dem Ende sorgte „Sini“ dann auch für den Schlusspunkt, als er den von rechts in den Strafraum geschlagenen Ball von Jordan Brown aus kurzer Distanz zum 5:1 über die Linie brachte.

„Dieses 5:1 hört sich souverän an, so schlecht habe ich uns allerdings nicht gesehen. Wir sind in der ersten Hälfte durch individuelle Fehler zum Handeln gezwungen worden und mussten dadurch unsere Grundordnung durcheinander wirbeln. Das hat Norderstedt clever gemacht. Beim 0:2 sind wir viel zu passiv und schalten ab. Nach der Pause hatten wir dann Anschluss und waren richtig im Spiel“, resümierte „08“-Coach Callsen nach der Partie. Ein Zustand, der aber eben nur bis zum Norderstedter 3:1 hielt. „Danach lief es wieder ganz ordentlich“, bilanzierte „EN“-Übungsleiter Heyne. Oder wie es Dane Kummerfeld formulierte: „Wir hatten über die Flügel extrem viel Platz. Die Tore spielen wir insgesamt gut raus.“

Jan Knötzsch 

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