„Lasse mir nicht nachsagen, ich hätte die Jungs nicht mehr erreicht!“

Ingo Desombre über den Rissen-Abschied und die neue Aufgabe bei Hansa 11

05. Februar 2016, 00:43 Uhr

Ingo Desombre spricht ganz offen über die Hintergründe seines Abschieds in Rissen und freut sich auf die neue Aufgabe beim SC Hansa 11. Foto: noveski.com

Nach vier Jahren beim Rissener SV gingen der Verein und Coach Ingo Desombre kurz vor Weihnachten getrennte Wege. Lange blieb der ehemalige Wedel-Übungsleiter jedoch nicht von der Bildfläche verschwunden, denn mittlerweile vermeldete der ambitionierte Bezirksligist SC Hansa 11 die Verpflichtung Desombres als Co-Trainer an der Seite von Holger Bichel. Wir haben mit dem ehemaligen RSV-Trainer ausführlich über dessen „unrühmlichen“ Abschied an der alten Wirkungsstätte sowie die neue Aufgabe an der Feldstraße gesprochen...

FussiFreunde: Wie kam der Kontakt zum SC Hansa 11 zustande?

Desombre: „Ganz einfach gesagt: Ich hatte schon länger Kontakt zu dem Verein. A: Ich kenne dort einige Spieler. B: Ich kenne Holger Bichel schon seit einiger Zeit. Ich habe mir häufiger mal Spiele angeguckt und wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zueinander gepflegt. Sowohl der Verein als auch das Umfeld waren mir also nicht so ganz fremd und ich hatte häufiger schon den Gedanken, dass das ein Klub wäre, in dem ich mich ganz wohlfühlen könnte. Als dann klar war, dass ich in Rissen nicht mehr tätig bin und beim einen oder anderen Spiel als Zuschauer weilte, wurde ich ganz lose angesprochen und gefragt, ob denn überhaupt Interesse bestehen würde. Eigentlich war das alles ganz anders geplant. Der erste Gedanke war nämlich der, über die Zweite mal ein bisschen rein zu schnuppern und zu gucken, ob das überhaupt was für mich ist – um langfristig dann zur Liga-Mannschaft hinzu zu stoßen. Nun hat sich aber sehr kurzfristig die Situation ergeben, dass der Co-Trainer der Ersten aus privaten Gründen aufgehört hat. Also wurde ich gefragt, ob ich mir dieses Amt denn auch vorstellen könne. Zunächst war angedacht, zum 1.7. einzusteigen. Aber Holger Bichel hatte mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, schon früher einzusteigen. Also war ich einmal beim Training, habe nochmal mit dem Fußball-Obmann gesprochen und dann haben wir uns geeinigt, dass ich am kommenden Sonntag bereits mit auf der Bank sitzen werde und am Dienstag in den Trainingsbetrieb einsteige.“

FussiFreunde: Bildet ihr fortan ein gleichberechtigtes Trainergespann oder fungierst Du als Co-Trainer? Wie lautet da die aktuelle Konstellation?

Desombre: „Die Abmachung ist so, dass ich quasi als Co-Trainer fungiere – dass wir natürlich gewisse Dinge durchsprechen, aber Holger das letzte Wort hat. Wie es auf lange Sicht aussieht, wird sich zeigen. Ob ich dann derjenige bin, der Holger eines Tages beerbt, das müssen die Hansa-Verantwortlichen entscheiden. Zunächst einmal werde ich ihn tatkräftig unterstützen, nicht als 'Hütchen-Aufsteller', sondern wie er das Training gestalten und eng an der Mannschaft dran sein. Wir werden uns immer abstimmen, aber er wird den letzten Haken setzen.“

FussiFreunde: Nun ist es ja so, dass Holger seinen Vertrag gerade erst über die Saison hinaus verlängert hat. Dennoch gibt es Gerüchte, dass er nach dieser Spielzeit aufhören könnte. Wurde darüber schon gesprochen und könnte es dazu kommen, dass Du ihn doch schon früher ablöst?

Der langjährige Hansa-Coach Holger Bichel wird künftig von Desombre unterstützt. Foto: noveski.com

Desombre: „Das sind alles Dinge, die in den ersten Gesprächen zu Wort kamen. Holger hat auch klar gesagt, dass er nicht weiß, wie lange er das noch macht. Wenn der Fall denn eintreten sollte, dass Holger irgendwann aufhört – und ich spreche bewusst im Konjunktiv –, dann ist das sicher auch eine Option, wenn denn alles passt und stimmig ist. Aber ich bin immer schon jemand gewesen, der sehr rational denkt. Und wenn jemand einen Vertrag unterschreibt oder seine Zusage gibt, dann ist das für mich der Stand der Dinge. Natürlich kann sich so etwas aus verschiedensten Gründen von heute auf morgen ändern, aber das ist in der jetzigen Situation nicht der Fall. Ich werde ihm zur Seite stehen und dann wird man sehen, wie das läuft.“

FussiFreunde: Ist die Entscheidung auch von der Liga-Zugehörigkeit abhängig?

Desombre: „Nein, das ist definitiv nicht der Fall – weder bei ihm noch bei mir. Ich freue mich jetzt einfach auf die Zusammenarbeit mit ihm. Es ist doch eine tolle Situation für den Verein, wenn das von allen Seiten in der Konstellation passt. So könnte Holger, wenn das denn sein Wunsch sein sollte, ganz beruhigt eine Treppe höher steigen. Denn ich habe aus den Gesprächen auch herausgehört, dass er sich vorstellen könnte, dem Verein in einer anderen Funktion erhalten zu bleiben. Aber das war ein ganz loser Austausch am Biertisch.“

FussiFreunde: Nun überwintert man auf dem zweiten Tabellenplatz und hat nach wie vor alle Chancen auf den Aufstieg. Ist das jetzt auch das erklärte Ziel oder mit welchen Vorstellungen geht ihr in die Rückrunde?

Desombre: „Dazu kann ich wenig sagen, denn ich würde es doch sehr anmaßend finden, wenn ich an meinem ersten Tag gleich über Aufstiegsziele etc. sprechen würde. Ich denke nicht, dass das der Part ist, der mir schon zusteht. Wenn ich ein paar Tage oder Wochen dabei bin, bilde ich mir dazu meine eigene Meinung und fange auch die der Spieler ein. Aber es wäre ein schlechter Einstieg, wenn ich da nun reingrätschen würde. Über solche Dinge werden wir uns intern immer abstimmen und eine Meinung vertreten. Da werden Holger und ich eine Sprache sprechen. Es sind schließlich so viele Faktoren, die in das große Ganze reinpassen müssen.“

FussiFreunde: Inwieweit hast Du die West-Staffel verfolgt und wen schätzt Du denn am stärksten ein?

Desombre: „Ich würde behaupten, dass ich die Kreisligen 7 und 8, die West-Staffel sowie die Landesligen und die Oberliga aus dem Effeff kenne. Spielerisch ist für mich auf jeden Fall Niendorf II am stärksten. Die haben eine super Ausbildung in der Jugend genossen – selbst die dritte Mannschaft spielt ja in der Bezirksliga und ist auch nicht so schlecht. Bislang war es ja eigentlich Jahr für Jahr so, dass Niendorfs Zweite oben mit dabei war, immer super Serien gestartet hat, dann wieder in ein kleines Loch fiel – und so hat sich das immer ein Stück weit abgewechselt. Da hatte man immer das Gefühl, die wollen gar nicht aufsteigen. Aber in diesem Jahr finde ich die wirklich bärenstark. Rantzau hat hingegen eine homogene Truppe und lebt vom Kampf, nicht so sehr von der spielerischen Komponente. Ich glaube, die werden es schwer haben. Auch Tornesch sehe ich noch nicht so weit. Niendorf II ist für mich der Favorit und ich denke, dass wir auch keine so schlechte Truppe beisammen haben, sehr homogen und in der Breite gut aufgestellt.“

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