Lohkamp-Verhandlung – Urteil vertagt!

Viele Meinungen und Vorwürfe, unterschiedliche Auffassungen

25. Februar 2016, 13:28 Uhr

Foto: noveski.com

Knapp zweieinhalb Stunden wurde vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes getagt – alle Meinungen ausführlich begutachtet und Zeugenaussagen vernommen. Das Ergebnis der Verhandlung nach den „besonderen Vorkommnissen“ während des Spiels Altona 93 II und dem SV Krupunder-Lohkamp (1:0), bei dem Schiedsrichter Ulrich B. nach Aussagen der Gäste eine Tätlichkeit gegen Lohkamp-Kapitän Serkan S. begangen haben soll: Urteil vertagt!

Im Schiedsrichterbericht, den der Vorsitzende Christian Koops zu Beginn der Verhandlung verlas, erhob das Unparteiischen-Gespann harte Vorwürfe in Richtung Lohkamp. Ein Auszug: „Die Meckereine nahmen immer mehr zu… Wir wurden extrem beleidigt, beschimpft und bedroht – der Assistent wurde von Zuschauern bespuckt… Es war ein demütigendes Dilemma, die Spieler lachten und feixten… Wir sind uns sicher, dass wir ohne Polizeischutz nicht unversehrt nach Hause gekommen wären…“ Und: „Die gesamte Mannschaft von Altona 93 II ließ sich von alledem nicht anstecken und hat sich ausschließlich auf das Fußballspielen konzentriert!“ Haupttatbestand der Verhandlung: Die 65. Spielminute. Nach einem Foulspiel auf Höhe der Mittellinie von Lohkamps Serkan S. gegen seinen Altonaer Gegenspieler wurde der Krupunder-Kapitän des Feldes verwiesen. Daraufhin soll es zu einem Schlag von Referee Ulrich B. gegen den Akteur der Gäste gekommen sein – der diesen mit einem Schubser gegen den Unparteiischen erwiderte. Ulrich B. erklärte: „Der Spielführer von Lohkamp foulte in der Nähe des Mittelkreises von hinten sehr hart, entfernte sich daraufhin einige Meter von der Stelle und ging plötzlich in einem schnellen Tempo wieder auf den Spieler zu. Daraufhin habe ich den Arm rausgestreckt – sozusagen als ‚Halt-Zeichen‘ – woraufhin er auf mich zukam und diesen mit den Schultern vehement zurückstieß. Daraufhin beschimpfte und beleidigte er mich, weshalb ich ihm nicht Gelb-Rot, sondern glatt Rot zeigte.“

Serkan S. nahm die Szene komplett anders wahr, schilderte den Vorgang wie folgt: „Bei der ersten Gelben Karte in Halbzeit eins habe ich meinen Gegenspieler leicht geschubst, es war ein Foul und auch die Gelbe Karte konnte man vertreten. Allerdings wurde mir vorgeworfen, ich hätte mit dem Ellbogen zugeschlagen, was definitiv nicht stimmt!“ Zur Situation, die beinahe zum Spielabbruch führte: „Zunächst einmal ist es komplett falsch, dass das Foulspiel von hinten war… Als der Spieler von Altona am Boden lag, bin ich noch einmal aufs Spielfeld zurück und wollte mich bei ihm entschuldigen. Ich beugte mich leicht runter, habe ihn umarmt und fragte, ob alles okay sei. Daraufhin hat mich der Schiedsrichter von der Seite mit der Faust weggeschubst und baute sich vor mir auf… Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Fußball und habe so etwas noch nie erlebt. Ich war total perplex und geschockt, habe aus Selbstschutz sehr doll zurückgeschubst…“ Wie Serkan S. außerdem zu Protokoll gab, nahmen auch Zeugen die Aktion wahr. „Der Trainer von Teutonia 05 II war ebenfalls beim Spiel und meinte zu mir, dass er so etwas auch noch nie erlebt hätte. Einer der anwesenden Zuschauer von Altona 93 II kam auf mich zu und sagte: Da hast du aber sehr cool reagiert, ich weiß nicht, ob ich das gekonnt hätte.“

„Unter normalen Umständen hätte ich abbrechen müssen“

Es entstand eine Rudelbildung auf dem Platz, bei der laut Aussage von Ulrich B. neben Serkan S. auch sein Bruder Gökhan S. sowie der an jenem Tag als Trainer geführte Ilyas A. teilnahmen und auf das Feld stürmten, was die Beschuldigten bestritten. „Meine Strategie war, so lange spielen zu lassen, bis die Polizei kommt. Ich wusste zu dem Zeitpunkt ja nicht, wie lange es dauern würde“, so der Schiri. Nachdem ein Ordner der Hausherren die Polizei rief, diese aber zunächst nicht eintraf, fragte Ulrich B. noch einmal beim Ordnungshüter nach, ob er die Polizei denn verständigt hätte. Daraufhin griff dieser noch einmal zum Hörer und drückte diesen dem Schiedsrichter – wohlgemerkt während des Spiels – in die Hand. Zu jenem Zeitpunkt gab es einen Einwurf, zwar in derselben Spielhälfte, aber auf der gegenüberliegenden Seite. „Ich weiß, dass das nicht üblich ist, aber ich hatte richtig Angst. Unter normalen Umständen hätte ich das Spiel sofort abgebrochen, eigentlich hätte ich es sogar tun müssen, aber es ging leider weiter…“ Wie Ulrich B. zudem anmerkte, traf die Polizei in der 93. Spielminute mit sieben Streifenwagen endlich ein („Sehr spät, aber zum Glück nicht zu spät“, befand Ulrich B.), woraufhin er die Partie beendete und schnell vom Platz wollte. „Beim Verlassen des Feldes wurde ich von mindestens sechs, sieben Spielern weiter beleidigt, aufs Übelste beschimpft und mir wurde gedroht.“ Gökhan S. – selbst seit Jahren an der Pfeife unterwegs und zudem Schiedsrichter-Obmann beim SV Lohkamp – entgegnete: „Ich habe den Schiedsrichter zu keinem Zeitpunkt bedroht oder persönlich beleidigt! Ich habe ihm lediglich gesagt, dass für diese Leistung eine Sechs nicht ausreichen würde, sondern er die Note acht verdient gehabt hätte, seine Leistung einfach schlecht war und er bitte kein Spiel mehr von uns pfeifen soll. Ich habe noch versucht, einige Leute zurückzuhalten.“ Während der Referee den Moment als „physisch sehr bedrohlich“ einstufte, befand Serkan S.: „Nachdem ich mich draußen mit einigen Leuten unterhalten habe und die Emotionen langsam runter kochten, wollte ich mich nach dem Spiel beim Schiedsrichter entschuldigen, wenn er das auch getan hätte. Aber so, wie er reagiert hat, konnte ich das nicht.“

Schiri-Assisent beendet Laufbahn! – Mehr dazu auf Seite 2!

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