Landesliga Hansa

Mellmann-Traumtor als Krönung: Condor demoralisiert desolaten ASV Hamburg!

05. November 2023, 18:42 Uhr

Jordan Fitzpatrick Liddell (Mi.) war der einzige Doppeltorschütze beim 9:2-Kantersieg des SC Condor gegen den ASV Hamburg. Foto: noveski.com

Eine Startelf gespickt mit geballter Oberliga-Erfahrung – und selbst die Bank hat es in sich: Ob ein Sulieman Omar oder ein Demian-Coray Wicke – mit 23 und 22 Jahren haben beide bereits jeweils über 40 Einsätze in der Hamburger Beletage vorzuweisen. Von der ersten Garde mal ganz zu schweigen. Namen über Namen – aber eben keine Mannschaft. Letzteres wurde am Sonntagvormittag am Berner Heerweg einmal mehr überdeutlich. „Wir wollen immer oben mitspielen – da machen wir keinen Hehl draus. Die einzigen, die uns schlagen können, sind wir selbst“, gab sich Manager Mansoor Ahmadi vor der Saison äußerst kämpferisch. Doch im sich selbst schlagen ist der ASV Hamburg kaum zu übertreffen!

Er kann es immer noch - und wie! Kevin Mellmann (re.) glänzte als Spielgestalter bei den "Raubvögeln". Foto: noveski.com

Behäbig, konfus und völlig planlos agierte der seit Jahren so ambitionierte, aber stets auf der Stelle tretende ASV Hamburg. Wobei: Mittlerweile muss der Afghanische Sportverein mehr denn je um die Zukunft und die Landesliga-Zugehörigkeit bangen. Der Auftritt beim SC Condor: Eine reine Bankrott-Erklärung! Absolut erschütternd, was die Gäste in den ersten 20 Minuten gegen einen Gegner, der personell arg dezimiert war und beispielsweise Kevin Mellmann aus den Alten Herren reaktivieren musste, aufs Parkett brachten.

Nicht einmal 48 Sekunden waren gespielt, als Marko Tadic über die linke Seite ungehindert durchmarschieren durfte und sein Solo mit einem satten Schuss ins kurze Eck krönte (1.)! Rückwärtsbewegung und Defensivarbeit – augenscheinliche Fremdwörter beim ASV Hamburg. Sterling Watring verpasste freistehend mit einem viel zu überhasteten Abschluss noch das 2:0 (7.). Doch nur wenige Augenblicke später konnte sich Landsmann Jordan Fitzpatrick Liddell ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sich Bedran Atug und Keeper Michael Albot derart in die Quere kamen und nicht miteinander kommunizierten, so dass Liddell das Runde nur noch ins verwaiste Eckige bugsieren musste (10.). „Das ist `ne Frechheit – ehrlich!“, schimpfte ASV-Coach Mohet Wadhwa an der Seitenlinie.

Mellmann lässt Klasse aufblitzen

ASV-Keeper Michael Albot (li.) haut über den Ball. Ein Geschenk, das Jordan Fitzpatrick Liddell dankend annimmt - 2:0. Foto: noveski.com

Aber das Unheil nahm seinen Lauf – und Wadhwa konnte nur noch konsterniert zuschauen. „Alt-Herr“ Mellmann zeigte seine nach wie vor exorbitante Qualität, spielte aus dem Fußgelenk einen Traumpass auf Tadic, der davon profitierte, dass sich Beytullah Atug auf den Hosenboden setzte und blank vor Albot auftauchte. Diesmal blieb der Schlussmann aber Sieger (14.). In dem Fall hätte der ehemalige Saseler nur querlegen müssen und das sichere 3:0 wäre nicht mehr zu verhindern gewesen. Machte aber nichts. Denn der ASV präsentierte sich weiter offen wie ein Scheunentor. Routinier Philip Pettersson mit einem unglaublichen Fehlpass ins Zentrum. Mellmann schickte Edwin Satzer, dem ein Verteidiger zuvorkam. Der Klärungsversuch geriet zur Vorlage für Hüseyin Karaca, der das Leder wuchtig unter die Latte jagte – 3:0 (18.)!

Wadhwa reagiert mit Wechsel(n)

Abwehr-Boss Seyhmus Atug (Mi.) konnte es kaum glauben, haderte immer wieder mit seinen Vorderleuten und brachte seinen Unmut auch mehrmals lautstark zum Ausdruck. Foto: noveski.com

20 Zeigerumdrehungen waren gerade mal vorüber, als Liddell eine Tadic-Hereingabe ohne Gegenwehr zum 4:0 in die Maschen grätschte. Unfassbar! Wadhwa hatte endgültig genug gesehen, nahm den völlig überforderten Bedran Atug vom Platz und brachte Abdul Farahi, der sich zumindest reinwarf und mit einem Schlenzer die erste Halbchance der Gäste zu verzeichnen hatte (31.). Gleiches galt für Neuzugang Francis Adomah, der nach einem Steckpass von Hischem Metidji querlegen wollte, aber keinen Abnehmer fand (39.). Condor nun im Schongang unterwegs, der ASV mit einem klitzekleinen Aufbäumen. Nach Zuspiel von Lamin Jawla versuchte es Adomah, blieb mit seinem abgefälschten Schuss aber an Norman Volber, der keine Mühe hatte, hängen (44.).

ASV kassiert fast zweistellige Klatsche

Hüseyin Karaca (li.) kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er erzielte das zwischenzeitliche 3:0 für die "Raubvögel". Foto: noveski.com

Ein desillusionierter „Mo“ Wadhwa nahm sich sein Team in der Pause zur Brust – allerdings nur sehr kurz. Schnell kehrte der ASV-Coach auf den Platz zurück und ließ einen Dreifach-Wechsel folgen. Für die desolaten Youcef Madadi, Bazier Sharifi und Metidji war die Begegnung beendet. Es hätte aber auch jeden anderen Akteur treffen können. Das Positive: Es konnte eigentlich nicht schlechter werden. Wurde es aber! Wieder dauerte es nur wenige Sekunden, bis Satzer auf 5:0 stellte (46.)! Auf den Ehrentreffer des eingewechselten Wicke (51.) ließ Mellmann das Highlight des Spiels folgen. Aus 35 Metern machte er mit all seiner Klasse das halbe Dutzend voll (70.)!

Defensivakteur Bendix Priess erhöhte auf 7:1 (79.), ehe der zuletzt urlaubende Torjäger Kevin Ferchen das achte Condor-Tor markierte (82.). Nachdem Hichem Oudjouadj (83.) für den ASV erfolgreich war, sorgte Milos Ljubisavljevic für den 9:2-Endstand (86.)! Was für ein Spiel und was für ein Ergebnis – nachdem die „Raubvögel“ zuletzt zwei 3:6-Niederlagen einstecken und auf einige Leistungsträger verzichten musste. Ein Befreiungsschlag für Neu-Coach Luka Maras. Während beim ASV Hamburg mehr denn je fraglich ist, wie es weitergehen soll und wird…

Autor: Dennis Kormanjos

Fotogalerie