„Mit das Beste, was ich auf dieser Anlage gesehen habe!“

HSV III siegt im Torreich-Test-Spektakel gegen Bramfeld

22. Februar 2017, 01:13 Uhr

Christopher Skalnik (li.) blickt entsetzt drein - während Stjepan Vego und Veli Sulejmani allen Grund zum Jubeln haben. Foto: noveski.com

Bramfelds Liga-Manager Matthias „Grete“ Albrecht schlug die Hände vors Gesicht und murmelte mit versteinerter Miene vor sich hin: „Warum sollte mich das noch wundern?!“ Was war passiert? Im Testspiel seiner Bramfelder beim Hammonia-Landesligisten Hamburger SV III hatte der unheimlich eifrige und emsige Milos Ljubisavljevic sechs Minuten vor dem Ende die „Hundertprozentige“ zum möglichen 4:4-Ausgleich. Doch der „Flügelstürmer“, der von Philipp Hecht bedient wurde, schaffte es nicht, den Ball im verwaisten Gehäuse – nachdem HSV III-Keeper Christoph Möhring schon geschlagen war – unterzubringen, sondern schoss stattdessen den auf der Linie stehenden Pedram Rostami ab, der seinem Team in dieser Situation die Führung rettete.

Schon im vorigen Test gegen Inter Hamburg vergaben die „Neumänner“ zahlreiche Top-Chancen und mussten sich mit einem 2:2-Unentschieden begnügen. Dies führte sich an jenem Abend nicht nur in der Schlussphase, sondern auch gleich zu Beginn fort. Milos Ljubisavljevic – erst von Robin Polzin (5.), dann von Marcel Schwarck (7.) in Szene gesetzt – verpasste das 1:0 für die Gäste ebenso wie Polzin, dessen Lop nach Henning-Zuspiel am langen Eck vorbeisegelte (15.). Trainer Florian Neumann blickte mit weit aufgerissen Augen bereits ungläubig drein, ehe die Miene noch finsterer wurde. Denn auf einmal legten die „Rothosen“ los – und wie! Veli Sulejmani von links gekonnt über Christian Westphal hinweg auf den durchstartenden Emre Yasar. Dieser nutzte das zu zögerliche Herauskommen vom oftmals wenig gut aussehenden Steven Pagenkop aus, umkurvte diesen und schoss aus spitzem Winkel ein (18.).

„Über weite Strecken das Beste, was ich auf dieser Anlage gesehen habe“

Bramfelds Martin Fedai (li.) - hier gegen Nikola Zeba - stand dicht vor einem Platzverweis. Foto: noveski.com

Nun kam die Karch-Elf so richtig ins Rollen und zelebrierte phasenweise begeisternden Offensiv-Fußball, was der Übungsleiter mit folgendem Statement untermauerte: „Die Freude über das, was wir in der ersten Halbzeit mit voller Kraft gespielt haben, ist sehr, sehr groß. Das war über weite Strecken mit das Beste, was ich hier bisher gesehen habe auf dieser Anlage!“ Der zweite Treffer lag bereits in der Luft, als der nach langer Verletzungsmisere wiedergenesene Jendrik Bauer, der immer wieder Räume für seine pfeilschnellen Außen schaffte, auf Emre Yasar ablegte. Dieser schob jedoch knapp am langen Eck vorbei (22.). Keine 120 Sekunden darauf landete Steckels weiter Diagonalball auf dem rechten Flügel bei Sulejmani, der nicht attackiert wurde und aus 22 Metern einfach mal Maß nahm. Die Kugel schlug im rechten unteren Toreck – Pagenkop gab keine glückliche Figur ab (24.). Es folgte ein Treffer zum mit der Zunge schnalzen: Der im ersten Abschnitt herausragend aufspielende Linksverteidiger Stjepan Vego spielte über halblinks einen Doppelpass mit Yasar, bekam das Leder per Hacke zurückserviert, zog nach innen und feuerte die Pille per Rechtsschuss unter die Latte – 3:0 (29.)!

Fedai dreht durch, Vego dreht auf

Auch hier nimmt der Bramfelder - ohne Ball in der Nähe - Emre Yasar (re.) ins Visier. Foto: noveski.com

Keine 36 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als Neumann erstmals reagieren musste: Der bereits gelbverwarnte Martin Fedai langte im Mittelkreis ein zweites Mal hin, woraufhin der Schiedsrichter-Assistent den Dialog zum BSV-Coach suchte, um diesem mitzuteilen, dass es bald „ein Problem geben könnte“. Daraufhin nahm Neumann seinen „Sechser“ vom Feld und brachte Marian Zwiewka, was Fedai so nicht auf sich sitzen lassen wollte und komplett die Fassung verlor. Ein Verhalten, mit dem er seiner Mannschaft sicher keinen Gefallen tat! Anschließend wurde wieder Fußball gespielt – und der Hansa-Landesligist hatte erneut kein Abschlussglück, als Ljubisavljevic nach Skalniks Pass zunächst ein tolles Solo hinlegte, beim Einschuss aber noch leicht geblockt wurde. Auch Polzin konnte die Kugel nicht im Gehäuse unterbringen (39.). Dafür klingelte es auf der anderen Seite zum vierten Mal: Der ehemalige Victorianer Vego erlief einen kaum mehr zu erreichenden Ball und brachte diesen von der linken Grundlinie im Fallen scharf nach innen, wo Nikola Zeba am zweiten Pfosten als dankbarer Abnehmer parat stand – 4:0 (41.)! „Stipe hatte nach vorne sehr viel Licht, nach hinten aber auch noch das eine oder andere taktische Defizit. Was man ihm aber überhaupt nicht absprechen kann, ist der Wille und das Tempo“, lobte Karch seine Winter-Neuerwerbung.

„Bramfeld ist keine Kirmestruppe, was die erste Halbzeit umso mehr in ein besseres Licht rückt“

Pedram Rostami (li.) rettete seinem Team kurz vor Ultimo auf der Linie die Führung. Foto: noveski.com

Es bahnte sich ein Kantersieg des Teutonia-Verfolgers über den Parallel-Staffel-Vierten an. „Ich denke, Flo wird schon die richtigen Worte in der Halbzeit gefunden haben, um seine Mannschaft richtig anzukurbeln. Bramfeld ist schließlich auch nicht irgendeine Kirmestruppe, die man mal eben im Vorbeigehen weghaut, was die erste Halbzeit umso mehr in ein noch besseres Licht rückt“, erklärte Karch das, was nach dem Wechsel geschah. Denn auf einmal spielte fast nur noch Bramfeld. Schwarck mit herrlichem Absatzkick in den Lauf von Ljubisavljevic, der sich für seine äußerst engagierte Leistung endlich einmal belohnte (50.). Dann unterlief dem in der ersten Halbzeit bärenstarken Vego ein Fehlpass in der eigenen Hälfte, den Zwiewka aufnahm, ehe er – fast ohne Training und noch ohne Testspiel-Einsatz – die Linie runtermarschierte, rechtzeitig in Richtung Zentrum zog und Christoph Möhring im HSV III-Tor mit einem sehenswerten Links-Schlenzer aus 20 Metern ins lange Eck keine Chance ließ (55.). Plötzlich hieß es nur noch 2:4 aus Gäste-Sicht – und es war noch nicht das Ende der Fahnenstange, weil Möhring acht Minuten vor Schluss ein Abspiel-Fauxpas unterlief, den Schwarck zum 3:4 ausnutzte. Allerdings stand der Mittelfeldspieler des BSV im Abseits, da zuvor noch ein Teamkollege am Ball war und Schwarck bediente. „Rothosen-Coach Karch machte seinem Torhüter, der nur spielte, weil Yannick Heuer berufsbedingt und Jan Haerting krankheitsbedingt fehlten, jedoch keinerlei Vorwürfe. Ganz im Gegenteil: „In erster Linie möchte ich mich bei Mö bedanken, dass er sich für uns nochmal aufopfert – trotz Schmerzen.“

Torreich-Test endet mit Slapstick-Nummer

Es folgte jene Szene von Ljubisavljevic, die Albrecht mit einem ungläubigen Staunen quittierte, ehe Möhring mit einem Abstoß das 5:3 einleitete. Niklas Remark und Pagenkop uneins. Erstgenannter mit einer missratenen Kopfballrückgabe, Hischem Oudjouadj – kam von Vicky II – spritzte dazwischen und vollendete zum Endstand. Ein überaus ansehnlicher und torreicher Test-Vergleich beider Teams, die jeweils eine Halbzeit lang zeigten, was in ihnen steckt – aber auch je 45 Minuten hatten, in der noch einige Schwächen offenbart wurden, die möglichst bald abgestellt werden müssen. Denn der BSV soll schon am Samstag wieder in den Punktspielbetrieb starten, wenn denn in Schwarzenbek auch mal Fußball gespielt werden kann. Für den HSV III soll am kommenden Dienstag wieder der Ernst des Landesliga-Fußballs beginnen. Doch auch in Schenefeld fallen die Spiele ja gerne mal dem Wetter – oder besser gesagt dem Platz – zum Opfer…

Autor: Dennis Kormanjos