Oberliga

Mit Doppelschlag zum Derbysieg: HR schlägt Rugenbergen bei Heimpremiere

06. August 2023, 08:58 Uhr

Jan Eggers (li.) und Björn Dohrn ebneten mit ihren Toren den Weg zum ersten Oberliga-Sieg von HR seit dem Abstieg vor einigen Jahren. Foto: Klaas Dierks

Am Samstagnachmittag empfing die SV Halstenbek-Rellingen den SV Rugenbergen zum ersten Oberliga-Heimspiel nach dem Abstieg aus der höchsten Hamburger Spielklasse in der Saison 2016/17 zum Derby. Frisch gemähtes Geläuf, Sonnenschein und circa 250 erwartungsfrohe Zuschauer bieten ideale äußere Voraussetzungen, um mit einem Heimsieg gegen den Nachbarn aus Bönningstedt die ersten Punkte der Saison einzufahren. Denn beide Teams sind sowohl in der Ersten Runde des Pokals ausgeschieden und haben jeweils auch das erste Spiel in der Liga verloren. Das ist sicher zum Teil auch den urlaubs- und verletzungsbedingt ausgedünnten Kadern zuzuschreiben gewesen, unter dem beide Mannschaften auch am heutigen Spieltag zu leiden haben, aber trotz allem: jetzt sollen die Punkte her.

Und es geht gut los, nach 42 Sekunden muss Rugenbergens Torwart Patrick Hartmann zum ersten Mal eingreifen, hat aber mit dem Flankenball von links keine Mühe. Danach versuchen sich Marcel Jobmann und Jan Eggers in aussichtsreicher Position, noch ohne Ertrag. Etwas länger brauchen die Gäste, um das gegnerische Tor in Gefahr zu bringen. Nach elf Minuten gelingt auch ihnen eine erste Annäherung. Pascal Haase zielt allerdings zu ungenau. Drüber. Im Gegenzug: Björn Dohrn hat den Ball auf der linken Seite, bekommt ihn fast von der Torlinie im Fünfmeterraum aber nicht an Hartmann vorbei, der sich ganz breit macht und abwehren kann. Vier Minuten später hat Dohrn die nächste große Chance aus zentraler Position. Am Rande des Torraums zieht er ab, Hartmann ist geschlagen, aber Halstenbeks Kapitän Marvin Schramm hilft unfreiwillig in der Rugenbergener Verteidigung aus, wird auf der Linie von Dohrn angeschossen und rettet so für den Gegner.

Die Führung für HR: Rugenbergen-Keeper Patrick Hartmann fliegt beim Freistoß von Jan Eggers vergeblich. Foto: Klaas Dierks

HR zeigt sich griffiger in den Zweikämpfen, entschlossener im Vorwärtsgang. In der 24. Minute bekommt das Team von Trainer Heiko Barthel im linken Halbfeld einen Freistoß zugesprochen. Torentfernung: Gut 30 Meter. Der Mann für die ruhenden Bälle, Jan Eggers, schnappt sich die Kugel, führt den Freistoß aus. Der Ball wird lang und länger, fliegt an den einlaufenden Spielern im Sechzehner vorbei. Torwart Hartmann, der mit einem Kopfball rechnen muss, macht sich ganz lang, aber die Kugel schlägt auf halber Höhe am langen Pfosten ein. 1:0! Was für ein Premierentor im ersten Heimspiel der Saison.

HR will mehr und hält den Druck hoch. Nur eine Minute später: Omar Nabizada spielt den Ball links im Strafraum zurück auf Dohrn, der von der Torraumecke Schramm zentral bedient. Der zieht aus vier Metern ab, aber Hartmann hält spektakulär mit einem eingeflogenen Spagat, der Ball wird nach rechts abgewehrt. Schramm setzt gedankenschnell nach und wird von einem Verteidiger im Kampf um den Ball regelwidrig zu Fall gebracht. Elfmeter. Den schießt Dohrn, lässt Hartmann keine Chance, der ins falsche Eck fliegt. Doppelschlag. War´s das schon?

Führung verdoppelt: Björn Dohrn (li.) guckt Patrick Hartmann aus und verwandelt vom Punkt sicher zum 2:0 für seine Spielvereinigung. Foto: Klaas Dierks

Erstaunlicherweise: nein. Denn nun packt Rugenbergen die langen Bälle aus, die schon die Alsterbrüder in der Vorwoche vor Probleme gestellt haben. In der 28. Minute fasst sich Mikael Großmann ein Herz, zieht aus der Distanz einfach mal drauf und gibt so Keeper Norman Baese die Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Die nutzt er, indem er den wuchtigen Schuss zur Ecke klärt. Vier Minuten später hat Hendrik Rühmann die Möglichkeit zu verkürzen, aber auch die bekommt die Hintermannschaft der Platzherren wegverteidigt. Als der letztjährige Halstenbeker Haase in der 37. Minute nach schönem Zuspiel in die Spitze einen Verteidiger abschüttelt und frei vor Baese steht, liegt der Anschlusstreffer in der Luft. Halstenbeks Schlussmann verkürzt jedoch geschickt den Winkel und rettet seine weiße Weste.

Weil Eggers nach schönem Steckpass von Nabizada an Hartmann scheitert und der Nachschuss an den linken Pfosten klatscht, bleibt es beim 2:0. Die letzte Gelegenheit zur Resultatsveränderung vor dem Pausenpfiff hat wieder Eggers, doch sein gut getretener Freistoß zischt knapp über das Gebälk. Halbzeit.

HR-Keeper Norman Baese vereitelt eine Schusschance von Rugenbergens Mikael Großmann und hielt am Ende die Null fest Foto: Klaas Dierks

In der Pause werden neue Kraft getankt und taktische Anweisungen gegeben. Der Gastgeber möchte die langen Bälle des Gegners auf die Spitzen vermeiden und steht jetzt mit zwei Ketten tiefer, was Rugenbergen mehr Raum gibt, um andere spielerische Lösungen zu finden. Sie haben jetzt mehr Ballbesitz, hin und wieder ergeben sich daraus Ballstafetten bis in den gegnerischen Strafraum, aber keine zwingenden Abschlüsse. Das, was aufs Tor der Heimmannschaft kommt, hat der Keeper sicher. In der 57. Minute nimmt Heiko Barthel seine beiden Torschützen vom Platz, es kommen Janik Arnold und Mario Riesner. Rugenbergen stellt ab etwa der 70. Minute um, will offensiv noch mehr Druck entfachen. Das gelingt auch anfangs. Der Gast kommt zu zwei sehenswerten Abschlüssen, aber nicht zu mehr.

Dafür kontert HR jetzt gefährlich im eigenen Stadion. Riesner zwingt Hartmann zu einer weiteren starken Parade in der 73. Minute. Fünf Minuten später dann die Entscheidung: Aus der eigenen Hälfte schickt Nabizada Marcel Jobmann steil, der allein auf Hartmann zuläuft, die Nerven behält und flach links unten einschiebt. Das war der dritte Streich, der drei Punkte sichert. Denn in den letzten Minuten bleibt es trotz der einen oder anderen Chance auf beiden Seiten bei diesem Ergebnis. „Jobmann, 90 Minuten Oberliga-Fußball durchgehalten. Wer hätte das gedacht?!“, ruft Barthel seinem schnaufenden Torschützen gut gelaunt und erleichtert zu.

Deckel drauf! Marcel Jobmann (Mi.) gibt Hartmann zum dritten mal das Nachsehen und trifft zum Endstand. Foto: Klaas Dierks

Denn wie er nach dem Spiel zu Protokoll gibt, hatte er bis zum 3:0 nicht ausgeschlossen, dass Rugenbergen durch ein Anschlusstor die Sache nochmal spannend hätte machen können. Den Bönningstedtern kann man zu Gute halten, dass sie nie aufgegeben haben. Trotzdem fiel auf, dass während des Spiels fast nur die Spieler der Platzherren zu hören waren. Vielleicht kommt nächste Woche mit den erstmals einsatzfähigen neuen Spielern auch ein wenig mehr Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft auf den Platz zurück. Beides wird man zuhause gegen Türkiye brauchen, will man erstmals in dieser Saison punkten. HR empfängt den FC Süderelbe, bei denen mangelndes Selbstbewusstsein nach dem 6:1 gegen den HEBC kein Thema sein dürfte.

Klaas Dierks