Nach 0:3: „Nie totzusagende" Osdorfer bestrafen Vicky in letzter Sekunde

„Wie die Jungs nach dem 0:3 zurückkgekommen sind, spricht für ihre Moral"

09. April 2017, 19:20 Uhr

Das Spiel fing zwar verspätet an, wurde dann aber zu einem Oberliga-Kracher. Foto: Mathias Merk

Nur 284 zahlende Zuschauer fanden sich am Sonntagnachmittag bei bestem Wetter im Stadion Hoheluft ein. Diese konnten sich aber über ein Spiel freuen, in dem es viele Highlights zu bestaunen gab. Vicky hatte nach einer 3:0-Führung schon den ersten Oberliga-Sieg im Jahr 2017 vor Augen, machte aber die Rechnung ohne die bis zur letzten Sekunde kämpfenden Osdorfer. TuS-Trainer Piet Wiehle: „Man kann eben bei einer klaren Führung gegen uns nicht aufhören Fußball zu spielen.“ Bei Vicky durfte sich zumindest ein Doppelpacker freuen, der sich damit zu seinem heutigen Geburtstag selbst beschenkte. Aber auch auf Seiten der Gäste gab es einen zweifachen Torschützen, der sogar den Lucky-Punch setzte....

Alle Akteure, die Einlaufkinder, und die Zuschauer standen pünktlich für das Spiel auf der Hoheluft bereit. Allerdings gab es ein Problem, denn: Das Match konnte nicht wie geplant um 13 Uhr angepfiffen werden, da zu diesem Zeitpunkt mit Daniel Siemers, Haye Jurkat und Maximilian Ulverich das Schiedsrichtergespann fehlte. Offensichtlich gingen die Herren davon aus, dass die Begegnung erst um 14 Uhr beginnt und befanden sich deshalb ein paar Minuten vor der regulären Anstoßzeit noch auf dem Weg zum Stadion, weshalb das Match erst mit einer 26-minütigen Verspätung vonstattengehen konnte.

Wiehle: „Wir haben losgelegt wie die Feuerwehr"

Osdorfs Zepterschwinger Piet Wiehle (li.) war stolz auf seine Truppe. Foto: KBS-Picture.de

Neben dem Fauxpas des Gespanns gab es mit einem Geburtstagskind auf Seiten von Victoria noch eine zusätzliche Randgeschichte: Stümer Nick Scharkowski feierte seinen 25. Ehrentag und beschenkte sich selbst, indem er sein Team auf die glasklare Siegerstraße schoss! Jedoch sah alles erstmal danach aus, als würden die Gäste aus Osdorf das Spiel machen. Nur ein paar Sekunden nach dem Anstoß ergab sich für die Blomkampler eine riesen Doppelchance, doch weder Tim Jobmann noch Marcel Peters gelang ein frühes Tor. Auch nach einer Viertelstunde bot sich Osdorf eine zweifache Gelegenheit, wobei es dieses Mal abermals Jobmann und Patrick Wolst waren, die den Kasten nicht trafen. Bestraft durch die mangelnde Chancenverwertung, gelang den Hausherren dann fünf Minuten später, eben in Person von Geburtstagskind Scharkowski, die zu diesem Zeitpunkt etwas überraschende Führung. Der Stürmer verwertete aus drei Metern einen punktgenauen Pass von Danial Jadidi und drückte den Ball zum 1:0 über die Linie (20.)! Dieser Treffer sorgte dann dafür, dass Vicky immer besser ins Spiel fand und die Oberhand gewann.

Der TuS hingegen wurde bis zur Halbzeit lediglich bei Standardsituationen noch ein bisschen gefährlich. Während die Bajramovic-Schützlinge nun befreiter aufspielten und demzufolge auch noch einen weiteren Treffer erzielten, als sich Marius Ebbers am Mittelkreis den Ball erkämpfte, ein paar Meter lief und auf Luca Ernst durchsteckte. Der Victorianer blieb zunächst an der Abwehr hängen, erkämpfte sich aber sofort wieder den Ball und traf aus acht Metern zum 2:0 ins Netz (31.)! TuS-Trainer Wiehle: „Wir haben losgelegt wie die Feuerwehr, aber sind dann zweimal im Rückwärtsgang nicht so richtig nachgekommen, was zu den beiden Gegentoren geführt und uns ein bisschen verunsichert hat. Victoria hat das dann natürlich gut gespielt und in der Phase waren wir auch froh, dass bis zur Halbzeit nicht noch mehr passiert ist.“

Scharkowski: „Es macht mich glücklich, endlich für Vicky getroffen zu haben"

"Geburtstagskind" Nick Scharkowski (hi.) beschenkte sich doppelt. Foto: KBS-Picture.de

Wieder auf dem Platz, knüpfte Vicky da an, wo man in der ersten Halbzeit aufhörte. Die Überlegenheit der Bajramovic-Elf bestand erstmal weiterhin, was sich auch in den Torchancen der Gastgeber widerspiegelte. Doch weder Ebbers noch Len Aike Strömer trafen in das Gehäuse. Auch der bisher erfolgreiche Scharkowski nicht, als sich sein gefühlvoller Heber über den zu weit draußen stehenden TuS-Keeper Patrick Hartmann, aber auch knapp über das Tor senkte. Jedoch sollte es schon direkt im nächsten Anlauf wieder besser funktionieren: Scharkowski beschenkte sich zu seinem Geburtstag gleich zum zweiten Mal und traf aus sieben Metern zum 3:0 (52.)! Der Doppelpacker selbst sagte dazu: „Es macht mich glücklich, endlich mal für Vicky getroffen zu haben. Angekommen bin ich im Verein bereits vorher schon, aber jetzt ist das noch mehr der Fall.“ Auch sein Coach brachte lobende Worte für seinen Stürmer über die Lippen: „Es hat mich gefreut, dass er getroffen hat, denn er arbeitet viel und ist fleißig, sodass er sich heute dafür selbst belohnt hat. Außerdem freut es mich natürlich zusätzlich, dass er an seinem Geburtstag durch zwei Treffer und gute Läufe im Spiel aufgefallen ist“, so Bajramovic

Mit dieser Drei-Tore-Führung war es an der Zeit, annehmen zu dürfen, dass der SC Victoria endlich den ersten Oberliga-Sieg im Jahr 2017 einfähren und dass da nichts mehr anbrennen würde. Vor allem auch, weil das Heimteam bis dahin einen guten und überlegenen Ball spielte. Allerdings schien dieser klare Vorsprung offensichtlich auch ein Grund für die Hoheluft-Kicker gewesen zu sein, dass sie das Spiel fortan etwas schleifen ließen, was auch Bajramovic so sah: „Die Jungs sind nach dem 3:0 so ein bisschen in den Verwaltungs-Modus verfallen, was man auch daran gemerkt hat, dass das Tempo rausgenommen und nicht mehr richtig agiert, sondern nur noch reagiert wurde.“

Bajramovic: „Das war kein Elfmeter"

Sascha Blume kam, sah und traf. Foto: KBS-Picture.de

Und dann kam die Situation, die das Spiel noch einmal spannender machte: Während Torben Krause eine Ecke ausführen wollte, wurde im Strafraumgewühl Bennet Krause von Luis Hacker umgeschubst, was zur Folge hatte, dass der Unparteiische die Szene unterbrach und auf den Punkt zeigte. Bajramovic haderte mit dieser Entscheidung: „Für mich war das kein Elfmeter“, vertrat er seine Meinung, musste aber trotzdem mit ansehen, wie sich T. Krause den Ball zurechtlegte und ins linke untere Toreck verwandelte (69.). Fänger Tim Wiegand war zwar in die richtige Ecke unterwegs, kam aber nicht mehr an den Ball heran. Es stand also nur noch 3:1 aus Sicht der Hausherren, doch dass diese Partie nochmal spannend werden sollte, war auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich klar. Allerdings war dieser Anschlusstreffer für Osdorfs Coach Piet Wiehle Grund genug, direkt zu reagieren, indem er eine Minute später Sascha Blume für Patrick Wolst brachte, was sich schon bald auszahlen sollte, denn: Gerade einmal vier Zeigerumdrehungen nach seiner Einwechslung brachte Blume sein Team wieder gänzlich zurück ins Spiel, als er nach einem Pass von Kevin Trapp allein vor dem Tor auftauchte und Wiegand keine Chance ließ. Von rechts angelaufen, vollstreckte Blume ins lange Eck zum 2:3 und sorgte dafür, dass die Schlussphase jede Menge Feuer zu bieten hatte (74.)! Lediglich fünf Minuten brauchte Osdorf für den Doppelschlag. Wiehle: „Victoria hat den selben Fehler gemacht, wie andere Teams zuvor auch schon: Nach einer 3:0-Führung gegen Osdorf denken die Gegner dann, mit dem Fußballspielen aufhören zu können, was man gegen uns eben nicht machen darf.“

Wiehle: „Ich bin stolz auf die Truppe!"

Er setzte in letzter Sekunde den Ball zum 3:3 in den Winkel: Torben Krause. Foto: KBS-Picture.de

Plötzlich war für das beste Rückrundenteam nämlich wieder alles drin. Osdorf mobilisierte die letzten Kräfte und kam zu weiteren guten Gelegenheiten. Doch Peters und Bonewald vergaben beste Chancen. Allerdings waren es nicht nur die Gäste, die nun auf den Ausgleich drängten, sondern auch Vicky merkte, dass man wieder mehr machen müsste und legte wieder ein paar Gänge zu, was dazu führte, dass es in den letzten Minuten hüben wie drüben Torgelegenheiten hagelte. Die größte Möglichkeit gab es dann für Ebbers, der eine tolle Flanke von Scharkowski an den linken Pfosten köpfte (90.+1)! Doch da in dieser Situation der Sieg nicht fix gemacht werden konnte, war die Messe noch lange nicht gelesen, auch wenn die Partie mittlerweile in der Nachspielzeit angekommen war. In der dritten Minute der Nachspielzeit bekam Osdorf noch einmal einen vielversprechenden Freistoß rechts am Strafraumeck zugesprochen, zu dem abermals T. Krause antrat. Was dann passierte, brachte die meisten Zuschauer dazu, von ihren Bänken zu springen: Tatsächlich versenkte „TK9“ den ruhenden Ball unhaltbar im rechten Winkel und egalisierte den zwischenzeitlichen 0:3-Rückstand (90.+4)!

Das war dann auch die letzte Aktion des überaus unterhaltsamen Spiels, worüber sich auf Osdorfer Seite natürlich deutlich ausgelassener gefreut wurde. „Weil wir am Freitag bei Cordi ein ganz schweres Pokalspiel und nicht so die Breite im Kader haben, waren wir heute nur darauf bedacht, dass sich niemand verletzt, weshalb wir häufig in den Zweikämpfen zurückzogen und eine Zeit lang nicht wirklich präsent waren. Aber dass wir dann nach dem 0:3 so zurückkommen sind, spricht für die Mannschaft und ihre Moral. Man hat auch heute wieder gesehen, dass wir nie totzusagen sind. Ich bin richtig stolz auf die Truppe“, strahlte Trainer Wiehle.

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Autor: Mathias Merk