Bezirksliga Süd

Nach unrühmlichem SCVM-Aus: Thorsten Beyer ist zurück!

05. März 2024, 10:58 Uhr

Thorsten Beyer ist nach seinem Abschied vom SC Vier- und Marschlande schon wieder zurück auf der Fußballbühne und heuert beim Klub Kosova als Sportlicher Leiter an. Foto: Bode

Er hat dem Verein wieder einen gewissen Glanz verliehen und mit der Rückkehr in die Landesliga in ein rechtes sportliches Licht gerückt. Umso überraschender kam das Aus von Thorsten Beyer bei „seinem“ SC Vier- und Marschlande. Ein Thema, über das der 61-Jährige „tatsächlich nicht mehr lange“ sprechen will. Zu sehr hat ihn das, was zu seinem selbstgewählten Abschied geführt hat, getroffen. „Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand war einfach nicht mehr fruchtbar. Mir fehlte da die Kommunikation miteinander“, nahm Beyer noch ein letztes Mal Stellung – und richtete den Blick anschließend nach vorne.

Denn: Thorsten Beyer ist schon wieder zurück auf der Amateurfußballbühne! Am Rande des Oberliga-Spitzenspiels zwischen der TuS Dassendorf und dem ETSV Hamburg (0:1) verriet er uns, dass es zu einem großen Comeback kommen wird. „Eigentlich habe ich gar nicht damit gerechnet, so schnell wieder was zu machen, sondern wollte auch mal ohne Fußball leben zu können. Das waren jetzt wirklich viereinhalb intensive Jahre. Auf der anderen Seite war es jetzt eine relativ lange Laufbahn. Und so wollte ich letzten Endes auch nicht aufhören. Dass das jetzt so schnell geht, das war aber nicht geplant“, berichtet Beyer, der zu einem weiteren Ex-Verein zurückkehrt – und beim Klub Kosova als Sportlicher Leiter anheuert.

"Ich dachte, er will mir sein Mitgefühl ausdrücken"

In der Saison 2015/16 führte Beyer (Mi.) den Klub Kosova zum historischen und geschichtsträchtigen Oberliga-Aufstieg. Foto: Bode

Als Kosova-Manager Arton Mazrekaj, der zusammen mit Beyer die glorreichen Oberliga-Zeiten des Klubs miterlebte und mitprägte, den Hörer in die Hand nahm und seinen ehemaligen Trainer telefonisch kontaktierte, „dachte ich erst, dass er mir sein Mitgefühl ausdrücken will“, gesteht Beyer „Aber: Weit gefehlt. Es ging da schon um eine baldige Zusammenarbeit. Er sagte mir: ‚Mitgefühl brauche ich nicht, ich bin ja schon ein großer Junge. Unterhalten wir uns über die Zukunft und nicht über die Vergangenheit.‘“ Und die Zukunft heißt, dass Beyer zwar zum Bezirksliga Süd-Primus zurückkehrt, aber in neuer Rolle – und nicht als Trainer, sondern als Sportlicher Leiter.

„Ich habe mit einem 11:0-Sieg gegen Condor III und dem Aufstieg in die Landesliga aufgehört. Eigentlich ist das ganz gut so und mir gefällt es auch ganz gut von draußen, dass man sich das selbst einteilen kann“, verschwendet Beyer keinen Gedanken an ein Comeback auf der Trainerbank. „Man weiß nie, was kommt“, sagt er, hebt aber gleichzeitig die gute Arbeit des aktuellen Gespanns Jerzy Kopij und Jaime Ramirez hervor. Zudem betont Beyer auch, dass er zunächst Bedenkzeit brauchte. „Natürlich gab es tolle Zeiten, die man im ersten Treffen auch mal aufleben lässt und viele schöne Erinnerungen teilt. Ich denke da zum Beispiel an so ein Spiel in der Landesliga gegen Poppenbüttel zurück, was überragend war. Trotzdem ist es ja nicht so, dass ich denke, jetzt möchte ich meine Zeit wieder investieren, ohne dass das Hand und Fuß hat.“

"Das zeigt mir, dass man daran anknüpfen will, was wir mal zusammen hatten"

In der vergangenen Woche am Montag hatte man intern „so eine Art ‚Konzepttag‘, der mit sämtlichen Vorstandsmitgliedern, Teammanager Besir Kasami und dem Politik-Beauftragten des Vereins drei Stunden lang ging. Ich hatte den Eindruck, dass man das sehr ernst nimmt und sich auch deutlich weiterentwickeln will. Das hat mich schon sehr überzeugt. Allein schon diese Art und der ganze Umfang, das so zu gestalten – das fand ich wirklich überragend und hat mir auch gezeigt, dass das nicht nur ein ‚Wir nehmen jetzt jemanden dazu‘, sondern ganz klar das Interesse da ist, daran anzuknüpfen, was wir mal zusammen hatten“, schwärmt Beyer.

Dabei macht er aber auch keinen Hehl daraus, dass die alten Zeiten nun mal alte Zeiten sind. „Das lässt sich nicht mehr aufleben. Aber ich glaube schon, dass da noch ein bisschen Struktur drin ist.“ Zudem habe er „eine andere Rolle“, ist aber davon überzeugt, „dass der Verein Potenzial hat. Deshalb wäre es schön, wenn neue positive Erlebnisse dazukommen. Das Alte ist erlebt und war auch schön – aber es ist vorbei“, will er nicht allzu sehr in Erinnerungen und Nostalgie schwelgen, gegen eine Rückkehr zumindest in die Landesliga hätte er aber natürlich auch nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil. „Ich würde es mir sehr wünschen, dass wir in die Landesliga aufsteigen. Aber ich bin für die neue Saison zuständig und kümmere mich darum. Das liegt bei den jetzigen Verantwortlichen – und die haben das mit den schwierigen Bedingungen nach dem Abstieg wirklich sehr gut gemacht, viel investiert an Zeit und Aufwand und ich denke, dass das eine Belohnung wäre.“

Beyer freut sich über "Glücksfall"

In neuer Rolle und Funktion will Beyer mit dem Klub Kosova an alte Erfolge anknüpfen. Der erste Schritt soll die Rückkehr in die Landesliga sein. Foto: Bode

Seine neue Mannschaft nahm Beyer bereits beim 1:1 in Neuland und dem 1:0-Erfolg gegen den HTB am letzten Freitag unter die Lupe. „Da habe ich ein gutes Spiel gesehen und auch, dass das eine spielerisch starke Mannschaft ist. Das war gegen Neuland nicht unbedingt zu erkennen.“ Was sein Aufgabenbereich betrifft, sei dieser enorm breit gefächert: Von der Struktur des Kaders über Gespräche mit den Spielern. „Sicherlich gehört auch dazu, dass wir versuchen, das Umfeld weiterzuentwickeln“, freut man sich, einen Torwart-Trainer dazu gewonnen zu haben – auch dank Beyers Kontakten. „Ein Glücksfall für uns“, freut sich der Rückkehrer, der auch für die „Spielergewinnung, die in der Struktur sicherlich mehr auf den Stadtteil und den Verein mit albanischer Herkunft ausgerichtet sein wird“, zuständig ist.

"Habe mit der Systematik ein großes Problem"

Doch damit nicht genug. „Wir haben auch eine Art Trainer-Coaching, dass wir Spiele vor- und nachbesprechen – und vielleicht auch neue Mittel finden, um eine Weiterentwicklung von Spielern voranzubringen“, was vor allem bei jüngeren Spielern umso wichtiger sei. „Ansonsten gilt es, die Wünsche des Klubs anzuschieben“, womit unter anderem der Aufbau einer Jugendabteilung und eine gute Zusammenarbeit zwischen Erster und Zweiter Mannschaft gemeint sind. „Es könnte ein bisschen länger dauern, aber es gibt ein paar Dinge, die durchaus verbessert werden können“, will man künftig auch wieder Schiedsrichter stellen.

Das, was mal war, ist Vergangenheit. Der Traum, an alte Zeiten anzuknüpfen und wieder die höchste Hamburger Spielklasse unsicher zu machen, ist aktuell noch reine Träumerei. „Ich habe mit der Systematik, immer den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen, ein großes Problem. Damit fällt man nämlich auf die Nase. Ich würde mir wünschen, dass wir in die Landesliga kommen – und kann mir vorstellen, dass der Verein eine Perspektive entwickelt. Aber mehr eben halt noch nicht“, sieht Beyer zunächst einmal eine ganze Menge Arbeit auf sich und den Klub zukommen.

Autor: Dennis Kormanjos