„Neuer Weg“ beim SCVM – „Poschi is back“!

Rückkehrer im ausführlichen Interview

06. Juli 2016, 13:59 Uhr

Nach nur einem Jahr kehrt Olaf Poschmann als Trainer zum SC Vier- und Marschlande zurück und findet sich in der Bezirksliga wieder. Foto: KBS-Picture.de

Zwei Jahre lang dirigierte Olaf Poschmann (48) die Liga-Mannschaft des SC Vier- und Marschlande in der Oberliga. Nach dem Abstieg aus dem Hamburger Oberhaus verließ der Coach den Verein und assistierte Oliver Zapel beim SV Eichede. Mit Erfolg! Den Stormarnern gelang der Aufstieg in die Regionalliga Nord. Nach nur einer Saison bei den „Bravehearts“ kehrt „Poschi“ wieder zurück nach Fünfhausen, um eigene Ideen für einen neu eingeschlagenen Weg mit einzubringen, damit das Team, das mittlerweile bis in die Bezirksliga durchgereicht wurde, bald wieder in einer höheren Etage um Punkte kämpfen kann. Wie es dazu kam, dass Poschmann zurückkehrte, was der „neue Weg“ genau bedeutet, wofür der Verein einen Dreijahres-Plan ausrief, und einige andere Fragen beantwortete uns der Trainer in einem ausführlichen Interview.

FussiFreunde: Moin Olaf. Sag mal: Wie kam es dazu, dass Du nach dem Aufstieg in die Regionalliga den SV Eichede verlassen hast?

Poschmann: „Es ist immer etwas schwierig, diese Frage in zwei, drei Sätzen zu beantworten. Aber grundsätzlich hat das - nach dem Aufstieg in die Regionalliga - mit dem immens hohen Aufwand zu tun. Denn in diesem Bereich ein Traineramt zu bekleiden, ist mit einem sehr hohen Zeitaufwand verbunden, was in Verbindung mit meinem Job nicht immer so zu realisieren ist. Außerdem habe ich auch noch eine Familie, die ebenfalls etwas Zeit mit mir verbringen möchte. Deshalb entschied ich für mich, auch wenn es schwer fiel, den SVE zu verlassen, da ich diese Dreierkonstellation nicht auf die Kette bekomme.“

FussiFreunde: Mit dem Abstieg aus der Oberliga hast Du im Sommer 2015 den SCVM verlassen und kehrst nun, nach nur einem Jahr, zurück. Was reizt Dich so sehr an diesem Verein, dass man Dich nun wieder dort begrüßen darf?

Poschmann: „Der Kontakt ist nie wirklich abgerissen. Und als die Vereinsführung hörte, dass ich in Eichede nicht weitermachen werde, meldete sie sich bei mir. Was ich dazu noch sagen möchte: Da wir uns bereits im Vorfeld zusammensetzten, war das keine spontane Idee und außerdem habe ich das erneute Engagement auch mit ein paar Voraussetzungen verknüpft. Denn mit den beiden Abstiegen in den letzten Jahren ist alles ein bisschen suboptimal verlaufen. Aus dieser Vergangenheit hat der Verein gelernt und möchte jetzt alles ein bisschen verändern, was sie mir in diesen Vorgesprächen aufzeigten. So möchten sie sich zum Beispiel auch personell neu aufstellen und konnten sich gut vorstellen, dass ich dann ein Teil davon bin.“

FussiFreunde: Du hast von Voraussetzungen gesprochen, die Du mit Deinem erneuten Engagement verknüpfst: Welche meinst Du damit?

Poschmann: „Zum einen ist es so, dass ein Verein und die Mannschaft eine gewisse Struktur besitzen sollte. Deshalb muss es zum Beispiel schon mal personell passen. Deshalb haben wir unter anderem einen neuen Sportlichen Leiter installiert, der sich um organisatorische Dinge kümmert, damit sich das Trainerteam nur auf das Sportliche konzentrieren kann. Damit ist dann die Aufgabenverteilung so, dass jeder in diesem neuen Funktionsteam nun seine Aufgabe hat und die Spieler in allen Bereichen Ansprechpartner finden. Außerdem haben wir bei den Trainingsmöglichkeiten Veränderungen vorgenommen: Sei es in den Zeiten oder in den Belegungen, so dass wir immer ausreichend Platz zum Trainieren haben. Zusätzlich können wir künftig - über unseren Sponsor - einen Kraftraum mitbenutzen, damit Spieler, die aus dem Urlaub oder aus Verletzungen kommen, die Möglichkeit besitzen, sich dort für den Liga-Alltag wieder fit zu machen. Das waren diese ganzen Kleinigkeiten, worüber wir uns unterhielten und sie für die Zukunft so umsetzen werden.“

FussiFreunde: Sportlich gesehen spielen die Herrenteams ab der kommenden Saison auf einem Level. Die Erste tritt in der Bezirksliga Ost und die Zweite in der Süd-Staffel an. Inwiefern werdet ihr euch da zusammenschließen, was die beiden Truppen angeht?

Poschmann: „Natürlich ist es immer schwierig, zwei Mannschaften in einer Liga zu haben. Ich glaube zudem, dass wir im kommenden Jahr mit beiden Teams die Trauben nicht zu hoch hängen dürfen. Denn ich denke, dass beide darauf bedacht sind, so viele Punkte wie möglich zu holen, um die Klasse zu halten. Es wird ein enger Austausch mit einer gut funktionierenden Kommunikation herrschen, weshalb wir regelmäßige Treffen mit den Trainerteams durchführen werden, um gute Absprachen treffen zu können, was zum Beispiel den Spieleraustausch angeht, damit wir, wenn es geht, beide Mannschaften in der Liga halten können. Wir müssen versuchen, die Teams als ein Ganzes anzusehen und müssen dafür unser vorhandenes Potential nutzen. Und genau das wird dabei die Herausforderung sein.“

FussiFreunde: Demnach wird definitiv der Fokus darauf gelegt, mit beiden Teams die Klasse in der Bezirksliga zu halten, anstatt mit einer Truppe direkt oben anzugreifen?

Poschmann: „Ich glaube, dass man das momentan muss. Denn die Zweite ist in die Süd-Staffel gewechselt und so betreten beide Teams mit anderen Gegnern ein komplett neues Terrain. Außerdem gehört zu unserem Plan, dass wir mit Talenten aus der Umgebung arbeiten werden und das ist natürlich eine Mammut-Aufgabe, diese Jugendlichen nicht nur an den Herrenbereich heranzuführen, sondern zudem weiterzuentwickeln und zu verbessern. Wir haben eine komplett neue Truppe, was noch eine größere Herausforderung sein wird, der wir uns aber stellen werden.“

FussiFreunde: Die Frage, die sich dabei noch stellt: Warum möchte „Poschi“, der jede Menge Erfahrung in höherklassigen Ligen besitzt, nun um den Nichtabstieg in der Bezirksliga kämpfen?

Über seine Entscheidungs sagt Poschmann: „Wenn der Verein mir nicht am Herzen liegen würde, hätte ich das nicht gemacht." Foto: KBS-Picture.de

Poschmann: „Es ist für Außenstehende immer ein bisschen schwer zu erklären. Aber wenn der Verein mir nicht am Herzen liegen würde und ich nicht Lust hätte, den eingeschlagenen Weg mitzugehen, dann hätte ich das Ganze nicht gemacht. Rein sportlich ist es natürlich schon ein bisschen so, dass ich gerade von einem - ich sage mal - gehobenen Level komme und mich Richtung Bezirksliga bewege. Aber diese Entscheidung kann ich gar nicht so genau erklären. Ich möchte dem Verein natürlich auch etwas wiedergeben, weil ich damals eine schwierige Zeit überstehen musste, als ich sportlich permanent nicht so gut dagestanden habe, aber niemals das Gefühl hatte, dass meine Position nur ansatzweise in Gefahr war. Natürlich spielt das auch noch eine Rolle, zu wissen, dass ich in einen Verein komme, wo ich als Trainer von der fachlichen Seite und auch als Mensch wertgeschätzt werde. Unter anderem habe ich mich deshalb, trotz anderer Anfragen, für den SCVM entschieden. Entscheidend ist: Ich fühle mich gut dabei und gehe diese Aufgabe mit voller Motivation und Ehrgeiz an!“

FussiFreunde: Kann sich ein Olaf Poschmann überhaupt damit zufrieden geben, lediglich die Klasse in der Bezirksliga halten zu wollen?

Poschmann: „Natürlich ist das nicht mein Anspruch, weil ich immer nach dem strebe, was man im optimalen Fall erreichen kann. Ich muss aber auch sehen, welche Möglichkeiten ich habe und wie die momentane Situation ist. Deshalb haben wir einen Plan erstellt, auf dem ein kurzfristiges, mittelfristiges und ein langfristiges Ziel steht. Aber es wäre zum momentanen Zeitpunkt vermessen, zu sagen, um die Spitze in der Bezirksliga mitspielen zu wollen.“

FussiFreunde: Wie lange gilt eigentlich Dein neuer Kontrakt?

Poschmann: „Es ist im Moment so, dass der Verein – wie bereits erwähnt – einen Masterplan erstellt hat, in dem man sich vorstellt, dass man erstmal wieder zu sich finden will, um danach wieder in die Landesliga aufzusteigen und sich dort zu etablieren. Das ist dann das mittelfristige Ziel, was in einem Drei-Jahres-Plan aufgeteilt ist. Aber ich selbst habe nicht für drei Jahre unterschrieben. Meine Mission gilt jetzt erstmal für ein Jahr, in dem ich Ideen für den eingeschlagenen Weg mit einbringen werde. Ich werde das Ganze erstmal mit anschubsen und dabei sein.“

FussiFreunde: Nun erwähntest Du ein kurzfristiges Ziel, das den Klassenerhalt beinhaltet und ein mittelfristigen Ziel, das mit einem Aufstieg deklariert wurde. Doch was genau ist das langfristige Ziel?

Poschmann: „Ich glaube, wenn es gelingt, sich in der Landesliga zu etablieren, dann sollte man auch schauen, wieder so hoch wie möglich zu spielen. Und wenn dieser neu eingeschlagene Weg ordentlich nach außen hin getragen wird, dass man sieht, beim SCVM leistet man gute Arbeit, dann haben wir auch in der Landesliga wieder Möglichkeiten, eine gute Rolle zu spielen, um dann letztendlich wieder sportlich in die Oberliga aufzusteigen. Aber das ist natürlich ein sehr langfristiges Ziel. Denn nur weil wir bis vor kurzem noch dort spielten, fangen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht an, davon zu sprechen, wieder in die Oberliga zu wollen. Denn dort haben wir einiges nicht so richtig gemacht. Also sollten wir jetzt erstmal schauen, auf das mittelfristige Ziel hinzuarbeiten.“

FussiFeunde: Sind, auch wenn Du nur für ein Jahr unterschrieben hast, vielleicht jetzt schon Vorstellungen in Dir gereift, diesen Weg des SC Vier-und Marschlande über das Jahr hinaus mitgehen zu wollen?

Der Trainer „gibt immer alles" für seinen Verein und „bleibt dabei authentisch": Foto: KBS-Picture.de

Poschmann: „Ich glaube, dass es dafür einfach noch zu früh ist, sich dahingehend zu äußern. Wenn ich mich für etwas entschieden habe, dann stehe ich auch dahinter. Man kann nur etwas bewirken oder verändern, wenn man selbst authentisch bleibt. Und genau das ist meine Art. Das merken auch die Spieler, dass ich immer alles gebe und mich einbringe. Aber was im nächsten Jahr ist, kann ich jetzt wirklich noch nicht sagen. Ich muss erstmal sehen, ob die Mannschaft in Gänze dazu bereit ist, unsere Vorstellungen mitzugehen. Denn mein Anspruch ist es, nicht immer in der Bezirksliga zu spielen. Ich alleine kann mich da vorne nur hinstellen, aber die Mannschaft muss folgen und wir werden in den nächsten Wochen sehen, ob sie bereit dazu ist. Was das allerdings angeht, kann ich schon nach den ersten Trainingseinheiten sagen, dass sie sehr gut mitzieht, zuhört und sich sehr diszipliniert verhält. Doch ob es auch in Zukunft klappt, wird man sehen.“

FussiFreunde: Wirst Du denn selbst auch noch Spieler mitbringen?

Poschmann: „Nein! Das war ja die Angst der zweiten Mannschaft, dass ich neue Spieler von außerhalb mitbringe. Denn ich kenne Spieler, die nicht nur in der Landesliga sondern auch in anderen Ligen kicken. Einige würden gerne wieder mit mir zusammenarbeiten, aber wir befinden uns eben in der Bezirksliga. Deshalb ist es einfach schwer, Akteure aus der Verbandsliga Schleswig-Holstein oder aus der Oberliga Hamburg für unsere Klasse zu begeistern, wenn diese auch um einiges höher spielen können. Hinzu kommt, dass wir ihnen finanziell nicht das bieten können, was sie bei anderen Vereinen bekommen. Deshalb ist das immer ein bisschen schwierig. Da zieht eben nicht immer der Name. Außerdem wollten wir nicht wieder den Weg einschlagen, Spieler von außerhalb zu holen. Es ist einfach gut so, wie es jetzt ist.“

FussiFreunde: Wir bedanken uns für das ausführliche Interview und wünschen Dir viel Freude und Erfolg bei Deiner alten/neuen Aufgabe!

Autor: Mathias Merk