Nicht nur Erman mindestens „eine Nummer zu groß“ für Eidelstedt!

Wedel lässt im Aufstiegskampf beim Abstiegskandidaten nichts anbrennen

18. Mai 2016, 00:31 Uhr

Machte mit seinem Dreierpack die 30 voll und schob sich um zwei Tore an Antonio Ude (Osdorf) in der Schützenliste der Landesliga Hammonia vorbei: Wedels Aytac Erman. Foto: KBS-Picture.de

„Man hat gesehen, dass wir da vorne einen haben, der was will und der auch weiß, was er kann!“ Mit seinen Saisontoren Nummer 28, 29 und 30 hat Aytac Erman nicht nur den SV Eidelstedt nahezu im Alleingang abgeschossen, sondern auch seinen ärgsten Verfolger Antonio Ude (TuS Osdorf), der vor der Partie der Wedeler noch mit einem Tor in der Schützenliste der Hammonia-Staffel vorne lag, an den Rande der Verzweiflung gebracht. Der „Bomber“ des Meisters weilte unter den Zuschauern am Redingskamp und forderte drei Minuten vor dem Ende des Spiels, als Erman im Duell mit Christoph Heinrichs zu Boden ging und Referee Markus von Glischinski (SC Eilbek) auf den Punkt zeigte, Jan Eggers lautstark auf, doch bitte den Strafstoß auszuführen...

Der Wedeler „Regisseur“ warf Ude nur eine nett gemeinte „Kusshand“ zu – während das Osdorfer „Urgestein“ mit ansehen musste, wie Aytac Erman höchstselbst anlief, ganz souverän ins linke untere Toreck verwandelte und seinen Dreierpack perfekt machte! „Gerade in dieser Liga, die ja kein Kanonenfutter ist – wo jede Mannschaft punkten kann und eine Gefahr darstellt, sich so durchzusetzen, das hat schon Stil. Das macht er richtig, richtig gut“, war auch sein Trainer Heiko Barthel im Nachgang aus dem Häuschen. Besonders der erste Treffer des 27-Jährigen ließ seinen Übungsleiter den Hut ziehen: Nachdem Christopher Eibl nach 37 komplett ereignislosen und von unzähligen Unzulänglichkeiten geprägten Minuten mit einem satten 18-Meter-Schuss – weil Eidelstedts Denis Urdin die Kugel nicht entscheiden klären konnte – ins rechte Eck zur Wedeler Führung traf, war es Aytac Erman vorbehalten, nur fünf Zeigerumdrehungen darauf seine ganze Klasse unter Beweis zu stellen, als er einen langen Ball von Sebastian Krabbes aus der Luft pflückte, Gegenspieler Heinrichs überloppte und das Spielgerät aus 13 Metern halbrechter Position per Direktabnahme unters Gebälk zu jagen (42.)! „Den macht so sicherlich auch nicht jeder. Chapeau!“, strahlte Barthel.

„Ich weiß nicht, warum wir geführt haben“

Archivbild von jubelnden Wedelern rund um Aytac Erman (3. v. l.): KBS-Picture.de

Trotz der 2:0-Führung zur Pause war der Coach der Elbstädter mit dem Auftreten seiner Jungs im ersten Abschnitt nicht zufrieden. „Wir wollten uns den Gegner eigentlich zurechtlegen, dass es dann so schwerfällig und behäbig mit dem Verlagern und im Spielaufbau werden wird, hätte ich nicht gedacht. Wir sind durch zwei Einzelaktionen auf die Siegerstraße geraten Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht genau, warum wir geführt haben – obwohl wir die Spielkontrolle hatten.“ Denn Torchancen waren bis dato auf beiden Seiten nicht nur Mangelware, sondern schlichtweg nicht vorhanden. Daran änderte sich auch zu Beginn des zweiten Durchgangs nichts. Im Gegenteil. Da Eidelstedt am Sonntag ein „Abstiegs-Endspiel“ gegen TBS Pinneberg vor der Brust hat, schonte Trainer Jogi Meyer angesichts des 0:2-Rückstandes seine beiden Leistungsträger Daniel Tannenberg und Mehmet Eren. Ohne das Offensivduo ging bei den Hausherren vor des Gegners Tor rein gar nichts. Stattdessen zeigte Aytac Erman 20 Minuten vor dem Ende, dass er noch nicht genug hatte. Kapitän Dominik Lange lang und diagonal aus der eigenen Hälfte in die Eidelstedter „Box“, wo Erman seinen Gegenpart leicht abschüttelte und mit links ins kurze Eck einschob! Wenig später war es nur SVE-Keeper Till Bartsch zu verdanken, dass der Wedeler „Bomber“ nicht ein weiteres Mal zuschlug, als dieser ein mächtiges Pfund des ehemaligen Elmshorners aus dem Giebel kratzte (80.). Gegen den Elfmeter kurz vor Ultimo war aber auch Bartsch machtlos!

Eine kleine Randnotiz: In der sage und schreibe 91. Spielminute musste WTSV-Torsteher Stefan Steen den ersten Ball auf seinen Kasten entschärfen. Doch der Freistoß des eingewechselten Ferhat Yildirim war ein Kinderspiel für den Schlussmann, der den harmlosen Ball praktisch mit verbunden Augen hätte aufnehmen können. „Ich weiß nicht, ob das zu wenig war. Wedel war einfach eine Nummer zu groß für uns, das muss man ehrlicherweise sagen“, befand Meyer nüchtern. Bei aller Einseitigkeit muss aber auch angemerkt werden, dass die Spielansetzung aus Eidelstedter Sicht nicht unglücklicher hätte sein können: „Natürlich ist es eher weniger geschickt, wenn wir am Sonntag 60 Minuten lang mit zehn Mann spielen und nun schon wieder am Dienstag ran müssen“, so Meyer, der dies „nicht als Entschuldigung“ geltend machen wollte, aber damit den Nagel auf den Kopf traf. Über diese Ansetzung kann tatsächlich nur mit dem Kopf geschüttelt werden – vor allem in der Situation, in der sich die Mannen vom Redingskamp befinden, wo es auf jeden Punkt ankommt. Nichtsdestotrotz bilanzierte Meyer: „Bei den ersten beiden Toren helfen wir natürlich ordentlich mit. Unser Fokus liegt nun auf Sonntag, deshalb haben wir unsere beiden Offensiven auch raus genommen. Ich wollte da kein Risiko eingehen. Jetzt können wir regenerieren, haben ein paar Tage Pause und haben es dann selbst in der Hand. Wenn's nicht sein sollte, dann haben wir es nicht in den letzten beiden Spielen vergeben, sondern in der Hinrunde!“

„Jetzt wollen wir uns für den langen, harten Weg belohnen“

Heiko Barthel möchte mit seinen Wedelern zum Abschied den zweiten Platz festigen und ins Oberhaus aufsteigen. Foto: KBS-Picture.de

Sein Gegenüber gab abschließend zu Protokoll: „Eidelstedt ist eine Mannschaft, die hinten sehr gut organisiert ist. Mir war aber klar, dass deren Hauptaugenmerk nach dem Spiel Sonntag auf das wichtige Spiel bei TBS Pinneberg liegen wird. Die Ansetzung kam uns natürlich auch entgegen. Andererseits mussten wir punkten, weil Sasel auf einmal vor uns war. Da denkt man im Finale schon mal an die letzten beiden Jahre, wo man am Ende jeweils 'eingebrochen' ist und Vierter wurde, zurück. Der Kopf will unbedingt, aber die Beine wollen keinen Fehler machen. Da merkte man beim einen oder anderen Spieler die Verkrampfung. Jetzt wollen wir gegen Schnelsen den zweiten Platz festmachen und das hätte sich die Truppe nach dieser Saison auch redlich verdient! Denn wenn man am Ende vor so einem Team wie Sasel landet, dann muss man schon ganz gut sein. Osdorf war in diesem Jahr eine Übermannschaft. Wenn man nur ein Spiel verliert, dann braucht man nicht lange rumzueiern, sondern muss ganz klar sagen, dass sie es verdient haben. Man darf nicht vergessen, wie wir in die Saison gestartet sind – nämlich mit einer Niederlage gegen Osdorf in der 93. Minute durch einen Handelfmeter und einem knappen 1:2 in Sasel. Wenn man im Nachhinein bedenkt, was das für ein langer und harter Weg war, dann wollen wir uns dafür jetzt auch belohnen!“