Norderstedts „Drei-Tore-Oper“: Zum fünften Mal in Folge fällt der Vorhang mit einem Sieg

Eintracht bezwingt Rehden mit 3:0 – Heyne: „Die Truppe hat ein tolles Spiel abgeliefert“

19. Februar 2017, 18:44 Uhr

Lass dich umarmen: Jan Lüneburg und Torschütze Philipp Koch (re.) freuen sich. Foto: KBS-Picture

In diesem Fall darf man Fünfe gern einmal gerade lassen: Eintracht Norderstedt hat mit einem ungefährdeten 3:0-Erfolg gegen den BSV SW Rehden den fünften Sieg in Serie eingefahren. Das einzige Manko beim Heimauftritt des Regionalligisten: die Chancenverwertung. Denn: Der Sieg hätte auch höher ausfallen können, zumal Rehden nach guten Anfangsminuten wenig entgegenzusetzen hatte und „defensiv versagte“ sowie „offensiv nicht stattfand“, wie Gästecoach Stefan Stuckenberg kritisierte. „EN“-Coach Dirk Heyne war derweil „vollkommen zufrieden mit dem, was die Mannschaft abgeliefert hat.“

Als alles vorbei war, wollte der auffälligste Akteur um seinen Auftritt kein großes Aufheben machen. Er freue sich darüber, „dass die Mannschaft gewonnen und drei Punkte geholt hat. Und darüber, dass ich ein Tor gemacht habe“, ließ Kangim Choi durch einen Freund nach dem Spiel gegen den BSV Schwarz-Weiß Rehden übersetzen. Er „gebe immer sein Bestes“, erklärte der Südkoreaner in Diensten von Eintracht Norderstedt in seiner Landessprache und lächelte bescheiden, ehe er nach dem 3:0-Heimsieg der Garstedter schließlich das kalte, diesige Stadion gegen die wohlig-warme Kabine eintauschte.

Kangmin Choi der beste Mann auf dem Platz

Unheimlich aktiv: Kangmin Choi (Mitte), der sich hier gegen gleich zwei Gegenspieler behaupten muss, war Norderstedts Bester. Foto: KBS-Picture

Ein Stockwerk höher sprach Minuten später Dirk Heyne lobende Worte über den 24-Jährigen. „Er war der beste Mann auf dem Platz. Choi hat endlich wieder das gezeigt, was er zum Ende der Hinserie geboten hat. Da war er eine absolute Granate – egal, ob vorne drin neben Jan Lüneburg oder auf der Außenbahn. Gegen Eintracht Braunschweig II war ich zuletzt nicht ganz mit ihm zufrieden. Er braucht Selbstvertrauen. Choi und Lüneburg harmonieren wunderbar“, konstatierte der Coach der Norderstedter. Doch nicht nur die beiden: Insgesamt harmoniert das Fußball-Orchester des 59-Jährigen, der im Anfang Oktober 2016 die Nachfolge von Thomas Seeliger antrat, immer mehr. Bester Beweis: Der 3:0-Erfolg gegen Rehden war der insgesamt fünfte Sieg der Eintracht in Folge.

Vor den 285 Zuschauern im Edmund-Plambeck-Stadion ließ die Heyne-Equipe zunächst jedoch den Gast zwei Mal vors Tor kommen. Doch weder Alexandros Natsiopoulos (13.) noch Ndingi Bokila (17.) strahlten bei ihren Versuchen richtig Gefahr aus. Ganz anders die Eintracht: Nach einem Einwurf legte Yayar Kunath den Ball auf Jordan Brown ab, der von der Hintermannschaft der Gäste nicht attackiert wurde, sondern nur Geleitschutz bekam, als er in den Strafraum eindrang. Brown nutzte seine Freiheiten und vollendete mit links zum 1:0 ins lange Eck. Nach 31 Minuten hätte Felix Drinkuth mit einem herrlichen Schuss aus rund 18 Metern das 2:0 folgen lassen können, doch Levente Bösz im Rehdener Tor parierte. Eine weitere Minute später war aber auch er machtlos, als Kangmin Choi auf einmal im Sechzehner an den Ball kam und vollendete. „Da schenken wir den Ball leichtfertig her“, ärgerte sich Gästetrainer Stefan Stuckenberg.

Heyne: „ Wir haben durchgängig ein tolles Spiel abgeliefert und nur eine Chance zugelassen“

Vorbeigezogen: Eintracht-Stürmer Jan Lüneburg (re.) setzt sich gegen Kevin Schöneberg durch. Foto: KBS-Picture

Der erlebte noch vor der Pause die Großchance seiner Elf zum Anschlusstreffer. Nachdem Norderstedt selbst zunächst Treffer Nummer drei versäumte, als Bösz erst einen Schuss von Deran Toksöz abwehrte und sich dann auch gegen Kunath behauptete (42.), flankte Bokila über links die Kugel in den „EN“-Strafraum, wo Hugo Magouhi frei zum Schuss kam, den Lars Huxsohl so gerade noch mit der Hand am Pfosten vorbei lenkte. „Da hat Lars sensationell gehalten. Das war wichtig“, lobte Eintracht-Übungsleiter Heyne nach der Partie, die dann in der 64. Minute ihre Vorentscheidung erlebte: Rehdens Jeff Gyasi bemühte sich, den Ball per Kopf aus dem eigenen Strafraum zu klären, doch das Leder landete nicht etwa bei einem Mitspieler oder irgendwo im Nirgendwo, so dass die Eintracht das Spiel neu hätte aufbauen müssen. Nein, das Spielgerät fand sich Sekunden später auf dem Fuß von Philipp Koch wieder, der abzog und unhaltbar zum 3:0 für seine Farben verwandelte.

Die Hausherren hätten in der Folgezeit noch weitere Treffer nachlegen können – allen voran in der 70. Minute: Wieder vertändelten die Gäste, wie schon beim Tor zum 0:2 aus ihrer Sicht, das Spielgerät in der heißen Zone. Die Kugel gelangte zu Felix Drinkuth, der es allerdings fertig brachte, aus Nahdistanz über die Latte des Rehdener Tores zu zielen. Die vergebenen Chancen – es waren die einzigen Misstöne der Norderstedter „Drei-Tore-Oper“, an deren Ende der Vorhang zum fünften Mal mit einem Sieg fiel. „Klar kann man sagen, dass wir mehr als drei Tore hätten schießen müssen. Ich weiß, dass sich die Jungs über die ausgelassenen Möglichkeiten auch ärgern. Gottseidank hatten wir die drei Kisten schon gemacht, als Felix' Schuss drüber ging“, resümierte Dirk Heyne, der aber betonte: „Man muss auch sehen, dass wir uns Chancen herausgespielt haben. Die waren ja nicht alle herausgewürgt, sondern gut gespielt.“

Gästecoach Stuckenberg: „Defensiv haben wir versagt und offensiv nicht stattgefunden“

Zweikampf im Sitzen: Ermir Zekjiri (li.) behauptet den Ball im Duell mit Rehdens Michel Wessel. Foto: KBS-Picture

Mit dem Attribut „gut gespielt“ konnte Stefan Stuckenberg nicht viel anfangen. „Das ist das erste Mal, seit ich in Rehden bin, dass mir die Worte fehlen. Wenn man die 90 Minuten gesehen hat, muss man sagen, dass meine Mannschaft ein katastrophales Spiel abgeliefert hat“, beschied der Trainer der Gäste. Seine Schützlinge seien, so Stuckenberg, „bis zum ersten Gegentor relativ gut im Spiel gewesen, doch wir haben unsere eine Chance, die wir hatten, kläglich vergeben.“ Später habe seine Equipe dann „die Ordnung und die Konzentration verloren. Wir haben keine zweiten Bälle erobert. So kann man in dieser Liga nicht bestehen. Wir haben defensiv im Prinzip versagt und offensiv nicht stattgefunden. Wenn ich das mit einer Schulnote zusammenfassen sollte, dann ist das weniger als mangelhaft“, war Stuckenberg restlos bedient.

Dirk Heyne mochte die Ausführungen seines Trainerkollegen nicht unkommentiert stehen lassen. „Ich lasse die Leistung meiner Mannschaft nicht schmälern. Wir haben durchgängig ein tolles Spiel abgeliefert und nur eine Chance des Gegners zugelassen. Die Jungs haben viele Sachen, die wir besprochen haben, umgesetzt: das Doppeln des Gegners, das Pressing und das Gegenpressing bei Ballverlusten. Ich bin vollkommen zufrieden mit dem, was die Mannschaft abgeliefert hat“, sagte der Coach, der auf der rechten Außenbahn den verletzten Juri Marxen durch Jordan Brown ersetzte und diesen Schachzug wie folgt begründete: „Rene Jozic, der als Backup von Juri im Kader steht, hat in der Vorbereitung bisher nicht stattgefunden, Hamajak Bojadgian hat unter der Woche im Testspiel gegen Rugenbergen keine gute Leistung gebracht. Also war Jordan die nächste Option. Ich habe mit hm darüber gesprochen und ihn gebracht, weil er sich mit dieser Aufgabe identifiziert hat und die nötige Schnelligkeit, Technik und Durchsetzungsvermögen besitzt.“

Jan Knötzsch