„Once in a lifetime“-Chance: Dassendorfs Aust ist Nationalspieler!

Defensiv-Allrounder für Lehrgang Gambias nominiert

20. März 2017, 17:05 Uhr

Jubel bei Amando Aust! Der Dassendorfer wurde für die Nationalmannschaft Gambias berufen. Foto: KBS-Picture.de

Für Dassendorfs Abwehr-Ass Amando Aust geht ein Traum in Erfüllung: Der 26-Jährige wurde für die Nationalmannschaft von Gambia nominiert. „Morgen Früh geht der Flieger, insgesamt befinden wir uns für acht Tage im Trainingslager in Marokko“, verrät uns Aust, dessen Vorfreude schon jetzt riesengroß ist. „Ich freue mich natürlich sehr. Das wird sicher ein cooles Erlebnis!“ So sehr man sich in Dassendorf über die Nominierung des eigenen Kapitäns freut, so sehr hatte man darauf gehofft, das Spiel beim SC Victoria am kommenden Freitagabend verlegen zu können. Doch daraus wird offenbar nichts…

Vor „vier, fünf Wochen“, wie Aust erklärt, habe der gambische Fußball-Verband bereits per Mail angefragt, ob denn „eine generelle Verfügbarkeit bestünde“. Doch: „Leider ist die Mail nicht dort gelandet, wo sie hätte landen sollen. Da das alles sehr kurzfristig ist, bin ich sehr froh, dass der Verband so hartnäckig geblieben ist.“ Über den Trainer der Zweitvertretung, dessen Nummer der verantwortliche Scout auf der Dassendorfer Homepage herausfand, wurde letztlich der entscheidende Kontakt hergestellt. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, wenn diese Chance aufgrund eines solchen Missverständnisses geplatzt wäre“, meint Aust und fügt an: „Dann ging alles Schlag auf Schlag!“ Am vergangenen Dienstag stand der TuS-„Captain“ schließlich mit dem zuständigen Scout und dem Co-Trainer der gambischen Auswahl in Kontakt. Für mich ist das natürlich eine ‚once in a lifetime‘-Chance!“

"Ich hoffe, dass ich auffallen, glänzen und für Furore sorgen kann"

Aust ist die Präsenz und Konstante auf der "Sechs" oder in der IV bei der TuS. Foto: KBS-Picture.de

Und diese möchte Aust nun ergreifen – auch wenn „das Land im Fußball keine große Historie hat“, wie er sagt. Mehr noch. Gambia ist das flächenmäßig kleinste Land Afrikas. „Teilweise sogar so klein, dass man eine Qualifikation spielen muss, um überhaupt an der richtigen Qualifikationsrunde für den Afrika-Cup teilzunehmen“, lässt uns Aust wissen. Das ändert aber nichts daran, dass auch im gambischen Fußball der eine oder andere bekannte Name herumläuft. „Natürlich habe ich gleich mal einen Blick auf die Kaderliste geworfen und mich vorrangig mit meinen Positionen beschäftigt“, verrät der ehemalige Kieler – und stellte fest: „Da ist schon Qualität vorhanden.“ Insbesondere im Defensiv-Zentrum, wo auch Aust zu Hause ist. „Unser Kapitän spielt beispielsweise beim KRC Genk und ist mit denen in der Europa League sehr erfolgreich. Der andere Stamm-Innenverteidiger ist derweil in der dänischen ersten Liga aktiv.“

Nichtsdestotrotz hofft Aust darauf, während dieses achttägigen Trainingslagers – in dem zwei Testspiele gegen Marokko und die Zentralafrikanische Republik anstehen – auf sich aufmerksam zu machen. „Ich freue mich natürlich riesig! Es ist schon mein Anspruch und Wunsch, den Sprung in den 18er-Kader zu schaffen. Und ich hoffe, dass ich auffallen, glänzen und ein bisschen für Furore sorgen kann. Aber generell kann ich das Leistungsvermögen schwer einschätzen. Gerade in Marokko kennt man ja auch den einen oder anderen Spieler.“ Allen voran sicherlich Medhi Benatia (aktuell Juventus Turin/ehemals Bayern München) oder auch Aziz Bouhaddouz vom FC St. Pauli.

"Eigentlich dachte ich, dass das Thema durch wäre"

Dass es für den Dassendorfer im Alter von 26 Jahren noch einmal zu diesem Karrieresprung gereicht hat, hätte er selbst auch nicht erwartet. „Der Zeitpunkt ist für mich schon überraschend“, gesteht Aust, der vor knapp dreieinhalb Jahren schon mal „ganz losen Kontakt zu einem Scout“ hatte, „als ich mit Holstein Kiel aus der Regionalliga aufgestiegen bin. Das war aber nichts wirklich Verbindliches.“ Nach all der Zeit kam die Nominierung nun auch für Aust dementsprechend überraschend. „Eigentlich dachte ich, dass das Thema durch wäre. Ich meine, ich spiele jetzt in der Oberliga. Aber der Scout, der für Deutschland zuständig ist, meinte, dass man hier von der ersten bis zur fünften Liga auf dem Radar wäre. Letztlich kann dann auch das Glück entscheiden, ob man auserkoren wird oder nicht.“ Ob es ein einmaliges Abenteuer bleiben wird – oder ob Aust künftig dauerhaft für die „Scorpions“ auflaufen wird, will der gebürtige Berliner „von den Eindrücken und der Perspektive abhängig machen.“ Denn: „Wenn du Profi bist, trainierst du täglich – teilweise sogar zweimal am Tag. Wir dagegen trainieren dreimal in der Woche. Ich denke schon, dass ich gut drauf bin, aber die Diskrepanz zu einer Profi-Mannschaft ist zu groß.“

TuS plant Verlegung - Richter: "Wären wir in der Situation, hätten wir das auch erwartet"

Zudem ist Aust (li.) nur schwer vom Ball zu trennen. Hier gegen Nick Brisevac. Foto: KBS-Picture.de

Für die TuS Dassendorf ist die Berufung ihres Kapitäns hingegen ein zweischneidiges Schwert: Einerseits steht die Freude für den Spieler über allem – andererseits steht am kommenden Freitag ein immens wichtiges Spiel beim SC Victoria auf dem Plan, wo Aust fehlen wird. Auch deshalb baten die „Wendelwegler“ um eine Verlegung des Spiels. Gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ erzählte Sportchef Jan Schönteich: „Wir freuen uns sehr für Amando, verstehen aber den HFV nicht. Offensichtlich dürfen wir unser Spiel nicht verlegen. Geht es aber um Futsalspiele in der Halle, klappt das sofort. Das ist echt unfassbar.“ Selbst die Verantwortlichen des SCV wären zu einer Verlegung bereit gewesen. „Grundsätzlich steht beim SCV der Fairplay-Gedanke und der Sport an erster Stelle. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir so handeln – müssen und wollen aber die Werte des Fußballs aufzeigen. Und ich denke, wenn wir in so einer Situation wären, hätten wir das auch erwartet“, lässt uns Vicky-Manager Jean-Pierre Richter auf Nachfrage wissen. „Wichtig ist aber auch, dass es beiden Mannschaften in den Terminplan passt, da so viele Spielausfälle den Kalender ohnehin schon zerrüttet haben. Deshalb ist es nicht so einfach. Aber ich denke, dass beide Vereine schon eine Lösung gefunden hätten.“

"Ich möchte die Jungs nicht im Stich lassen!"

Eigentlich sollten die Vorfreude und der Enthusiasmus bei Neu-Nationalspieler Aust im Vordergrund stehen. Doch die Entscheidung nimmt auch den Defensivallrounder mit und beschert ihm sogar ein schlechtes Gewissen. „Als ich davon erfahren habe, war ich anfangs schon ein wenig traurig gestimmt. Denn ich möchte die Jungs ja auch nicht im Stich oder irgendwie hängen lassen. Schließlich haben sie einen ganz großen Anteil daran, dass ich überhaupt auf dem Radar erschienen bin. Deshalb tut es mir unendlich leid. Um ehrlich zu sein, bin ich auch etwas überrascht darüber, dass es scheinbar nicht so einfach ist. Der Verband muss das Spiel nach den Regularien wohl nicht verschieben. Aber ich denke, so einen Fall hat man nun auch nicht gerade alle zwei Wochen. Es hat einen faden Beigeschmack, obwohl es für mich eine coole Erfahrung ist. Mir macht es die Entscheidung jedenfalls schwieriger. Ich hoffe, dass man noch eine Lösung findet.“

Autor: Dennis Kormanjos