Schubert: „Wer nicht mitzieht, den sortieren wir im Winter aus“

Beim SVCN steht die Mannschaft in der Bringschuld

21. Oktober 2016, 10:00 Uhr

Richtet klare Worte an die Mannschaft: SVCN-Ligamanager Oliver Schubert. Foto: noveski.com/Bode

Die Meldung schlug am vergangenen Wochenende hohe Wellen: Torsten Henke stand beim SV Curslack-Neuengamme offenbar ganz kurz vor dem Rücktritt von seinem Posten als Trainer. Wie schwer es war, den Coach zum Weitermachen zu überreden, verrät Ligamanager Oliver Schubert im Gespräch mit den FussiFreunden. Zudem erklärt Christoph Hammel, wie es in der Mannschaft aussieht und warum er überzeugt ist, dass bald wieder bessere Zeiten kommen. 

Wenn Oliver Schubert an den zurückliegenden Samstag zurückdenkt, dann packen den Ligamanager des SV Curslack-Neuengamme noch immer nicht die positivsten Erinnerungen. „Ich war völlig überrascht“, gibt Schubert zu, dass er absolut nicht damit gerechnet hatte, dass Trainer Torsten Henke auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den Wedeler TSV offen darüber sprechen würde, dass er über seinen Rücktritt nachdenke.

Schubert: „Wir stellen Henke überhaupt nicht zur Diskussion“

Trotz der aktuell wenig erfreulichen Situation muss sich Torsten Henke keine Sorgen machen, dass der Verein ihn in Frage stellt. Foto: noveski.com/Bode

„Ich saß neben ihm und hab' nichts davon gewusst, dass das kommt...“, erklärt Schubert, sagt aber auch: „Ich kann den Gedanken verstehen. Es ist menschlich, dass man sich damit beschäftigt.“ Dennoch: Für Schubert und den Verein kein schöner Moment, sondern eher einer nahe dran am „Worst case.“ Und so war eine Reaktion gefragt. „Ich hab gemeinsam mit Torsten Henke und Co-Trainer Mathias Wulff nach der Pressekonferenz noch zwei Stunden zusammengesessen. Ich habe Torsten ganz klar gesagt, dass ich nichts davon halte, dass er zurücktreten will und das wir ihn als Verein überhaupt nicht zur Diskussion stellen.“

Ähnlich überrascht war nach eigenem Bekunden auch Christoph Hammel. „Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass sich der Trainer solche Gedanken macht“, sagt der 33-Jährige, der seit dem vergangenen Sommer das SVCN-Trkot trägt, „ich finde auch, dass die Lage nicht so schlimm ist, dass er sich solche Gedanken machen muss. Klar: Wir hatten hier schon schönere Situationen. Aber auch, wenn wir uns den guten Saisonstart selbst kaputt gemacht haben: Der Abstand zu den Abstiegsrängen ist durchaus noch komfortabel. Es ist ja nicht so, dass wir Letzter sind und nur einen Punkt geholt haben.“

Schubert: „Es ist normal, dass ein Trainer über sich selbst nachdenkt“

Christoph Hammel schätzt den Kader des SVCN so stark ein, dass dieser mit dem Abstieg nichts zu tun haben dürfte. Foto: noveski.com/Bode

Trotzdem war Henkes Überlegung am vergangenen Wochenende nunmal aber in der Welt – und „es hat sehr viel Überredungskunst von Seiten des Vereins und Patrik Papke, Kutay Keklikci und Sebastian Spiewak (Anm. d. Red: Kapitän und Stellvertreter) benötigt, ihn doch noch umzustimmen“, berichtet Ligamanager Schubert, „es ist normal, dass ein Trainer über sich selbst nachdenkt, aber wir hatten auch gute Phasen mit Torsten Henke. Das kann nicht alles auf einmal weg sein.“

Und so wählte Oliver Schubert in den letzten Tagen für sich bewusst auch einen anderen Ansatz, die derzeitige Lage des SV Curslack-Neuengamme (Platz elf) zu analysieren. „Wir haben uns im Verein gefragt, ob wir alles richtig gemacht haben. Wir haben ja vom 4-4-2-System, wie man es in Curslack kennt, auf ein 4-1-4-1 umgestellt und festgestellt: das funktioniert nicht richtig. Im Spiel gegen Altona haben wir es zum Beispiel mit einem 4-2-3-1 probiert – das hat besser geklappt“, erläutert Schubert, „vielleicht ist das 4-1-4-1 etwas, was nicht zu uns passt. Gegen Wedel wollten wir mit einem 4-2-3-1 beginnen, aber dann fehlte uns plötzlich Cem Cetinkaya, der als Zehner spielen sollte, beruflich bedingt. Also haben wir es mit einem 4-4-2 probiert – und das hat bis zum Gegentor in der 44. Minute ja auch funktioniert.“

Vertragsgespräche vertagt - „Erstmal müssen wir aus dieser Scheiße rauskommen!“

Patrik Papke (vo.) zählte zu den Spielern, die Torsten Henke am vergangenen Wochenende zum Verbleib am Gramkowweg überredeten. Foto: noveski.com/Bode

Und Schubert geht in der Suche nach den Gründen für die Krise noch tiefer. „Ich glaube“, sagt der Ligamanager, „dass das ein Kopfproblem ist. Eine Sache der Eigenmotivation. Ich vermisse bei Einigen das unbedingte Gewinnenwollen. Die Bereitschaft, auch mal die letzten Meter zu gehen, wenn ein anderer einen Fehler gemacht hat und zu sagen: Scheiß drauf, ich mach' jetzt die Meter, wir packen das zusammen.“

Genau das sprach Schubert gestern Abend beim Training an. „Normalerweise sage ich da nichts. Aber es war nötig“, so der 39-Jährige, der dem Team Konsequenzen in Aussicht stellte: „Ich erwarte, dass alle mitziehen. Wer nicht mitzieht, den sortieren wir im Winter aus. Egal, welchen Namen der Spieler trägt.“ Torsten Henke jedenfalls, das bekräftigte Schubert im Gespräch mit den FussiFreunden noch einmal, „muss sich keinerlei Gedanken ums eine Position machen. Auch wenn wir die kommenden beiden Spiele gegen Buchholz und Dassendorf verlieren. Es gibt keinen Grund. Irgendwann werden wir auch wieder gewinnen. Torsten hat 14 Jahre gute Arbeitet beim SVCN geleistet, warum soll man das nach fünf verlorenen Spielen in Frage stellen...“

Dass Henke weiterhin damit liebäugeln könnte, von sich aus hinzuwerfen, glaubt Schubert nicht: „Wenn ich sehe, was er alles an Zeit opfert und investiert, kann ich mir das nicht vorstellen“, sagt der Ligamanager, der gemeinsam mit dem Coach bereits die Wintervorbereitung organisiert und für diese eine Neuauflage des Kohbau-Cup am 20. und 21. Januar (Teilnehmer: SVCN, FC St. Pauli II, SV Eichede, Lüneburger SK) auf die Beine gestellt hat.

Hammel: „Unser Kader ist zu gut, um abzusteigen“

Nicht mehr da: Kutay Keklicki (Mitte) zieht es aus beruflichen Gründen nach Stuttgart. Foto: noveski.com/Bode

Gespräche über eine Vertragsverlängerung aber, die Schubert eigentlich für den Oktober und November vorgesehen hatte und die er mit Henke, Wulff und dem zusätzlichen „Co“ Sven Eggers beim Besuch des heutigen HSV-Spiels gegen Eintracht Frankfurt (Schubert: „Ich habe die drei schon vor Wochen und Monaten dazu in eine Loge eingeladen“) beginnen wollte, sind aber erst einmal vertagt: „Erstmal müssen wir aus der Scheiße, in der wir derzeit stecken, herauskommen.“ Heißt also: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Dass dies gelingen wird, daran hegt Christoph Hammel genau wie Schubert keine Zweifel. „Wir haben genügend Qualität im Kader, um nicht abzusteigen“, erklärt er, „wir brauchen einfach ein Erfolgserlebnis und müssen dann schnell wieder in die Spur finden. Unser Kader ist eindeutig zu stark, um abzusteigen. Ich bin sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir wieder Erfolg haben und die nötigen Punkte holen.“ Verzichten muss der SVCN dabei allerdings künftig auf Kutay Keklicki der aus beruflichen Gründen erst einmal nach Stuttgart geht. „Er ist weg und wird uns fehlen“, so Ligamanager Schubert.

Dass sich Henke in seinem mittlerweile 14. Jahr als Trainer am Gramkowweg abgenutzt habe und es auch deshalb derzeit bergab geht, will Christoph Hammel übrigens als Argument nicht durchgehen lassen. „Patrick Papke ist derjenige, der Henke am längsten als Trainer hat. Fünf oder sechs Jahre. Witalij Wilhelm ist auch schon länger dabei. Aber rund drei Viertel des Kaders können gar nicht sagen, dass Torsten Henke sich als Trainer abgenutzt hat“, verdeutlicht der Routinier.

Jan Knötzsch