Spielabbruch und Polizeieinsatz in der Kreisliga 4

Schiedsrichter bricht nach Bedrohung Spiel ab und ruft Polizei

10. März 2015, 10:43 Uhr

In der Kreisliga 4 kam es am Sonntag bei der Partie SC Hamm 02 gegen den DSC Hanseat zum Eklat. Nach drei Platzverweisen gegen die Gäste wurde der Schiedsrichter von DSC-Spieler Hakan Ö. bedroht und brach daraufhin die Partie in der 68. Minute beim Stand von 3:1 ab. Dann verschloss er sich mit seinem Team in der Kabine und rief die Polizei, bei der er Strafanzeige wegen Bedrohung erstattete. DSC-Trainer Ceylan reagierte sofort und warf Hakan Ö. aus dem Verein. Wir sprachen mit den Trainern, die sich von den Vorfällen überrascht zeigten.

Schon in Halbzeit eins zeichnete sich eine einseitige Partie ab. Durch zwei Tore von Tobias Zimmer ging der gastgebende SC Hamm in Führung, während bei Hanseat Kapitän Ghazi Mustapha wegen wiederholten Meckerns die Gelb-Rote Karte sah. Zwar gelang durch Ricardo Polaske kurz vor der Pause noch der Anschluss, kurz nach dem Seitenwechsel erzielte Elliot Schaden Genannt Richter jedoch das 3:1. In Minute 68 eskalierte das Geschehen: Nach einer erneuten Gelb-Roten Karte, diesmal wegen wiederholten Foulspiels, verlor der im zweiten Durchgang eingewechselte Hakan Ö. die Nerven. Erst sah er wegen Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte, dann drohte er dem Unparteiischen Gewalt an. Daraufhin wurde die Partie abgebrochen.

Trainer von Spielabbruch überrascht

„Schon in der ersten Halbzeit hat Hanseat viel gemotzt, es gab auch einige Fouls. Das hat sich im Laufe des Spiels gesteigert“, beschrieb Hamm-Trainer Torsten Bull. Nach dem 3:1 habe sich dann die Frustration gesteigert. Relativierend fügte er hinzu: „Das waren ein oder zwei Querulanten. Ich hatte nie das Gefühl, dass es eskalieren oder in Gewalt enden würde. Ich war sehr erstaunt, als das Spiel plötzlich abgebrochen wurde.“ Von der Bedrohung habe er unmittelbar nichts mitbekommen, erst nach dem Spiel davon erfahren. Dem Unparteiischen bescheinigte er zudem eine souveräne Leitung: „Er hat die Ruhe weg gehabt und gut gepfiffen.“

Diese Meinung teilte DSC-Trainer Turgut Ceylan nicht. Er widersprach zudem der Vermutung, die Platzverweise seien das Resultat eines brutal agierenden DSC gewesen: „Eigentlich bin ich Schiedsrichtern gegenüber wohlgesonnen, aber Sonntag haben wir ab der ersten Minute eine einseitige Partie gesehen, was Schiedsrichter-Entscheidungen angeht. Auch einige Hamm-Spieler haben mir bestätigt, dass er sehr einseitig gepfiffen habe. Unser Kapitän hat den Schiedsrichter dann auf die Fehlentscheidungen angesprochen und dafür Gelb kassiert. Danach hat er wohl gesagt, dass das 'Wahnsinn' sei und Gelb-Rot bekommen. Das fand ich sehr hart, aber das kann der Schiedsrichter schon so entscheiden. In der zweiten Halbzeit hat dann ein Abwehrspieler für ein Foul die Gelb-Rote Karte bekommen, die auch absolut berechtigt war. Das Spiel war bis dahin temporeich und es wurde schon etwas härter eingestiegen, aber es war nicht extrem hart und auch nicht so hitzig, dass man einen Spielabbruch erwartet hätte.“

Abbruch aufgrund der Entgleisung eines Einzelnen

Erst im Anschluss an den zweiten Platzverweis sei es zu der Entgleisung des eingewechselten Spielers gekommen, den Ceylan nicht als Repräsentant der Mannschaft verstanden wissen will: „Unsere Nummer 12 hat den Schiri erst beleidigt und ihm dann wohl gesagt, dass er ihm gleich 'eine knallt'. Daraufhin hat er abgebrochen, was ihm natürlich zusteht. Ich finde aber, er hat ein wenig überreagiert. Damit will ich aber auf gar keinen Fall rechtfertigen, was unser Spieler gemacht hat. Er hat falsch und unschön reagiert. Er war lange nicht bei uns dabei, erst die letzten drei oder vier Spiele wieder, aber das hat sich jetzt auch erledigt. Ich habe ihm mitgeteilt, dass er unter mir ganz sicher nicht mehr spielen wird. Er hat das verstanden und bereut, was er getan hat. Auch der Rest der Mannschaft hat den Rauswurf insgesamt positiv aufgenommen.“

Schiedsrichter erstattet Strafanzeige

Nach dem Abbruch sei dann eigentlich alles friedlich gewesen. Zwar hätten sich einige Spieler extrem benachteiligt gefühlt, dies sei jedoch alles in der Kabine geblieben. Das bestätigte auch Bull: „Ich habe nach dem Abbruch mit Vereinsangehörigen vom DSC gesprochen, da hatte sich schon wieder alles beruhigt. Als dann plötzlich zwei Polizeiwagen vor der Tür standen, war ich total überrascht.“ Ebenso erging es Ceylan: „Ich habe überlegt, zur Schiedsrichterkabine zu gehen und mich zu entschuldigen. Aber ich habe gedacht, es ist besser, erst einmal alles auf sich beruhen zu machen. Mein Eindruck war, dass der Schiedsrichter überfordert war. Als wir dann aus der Kabine gekommen sind, standen zwei Polizeiwagen da. Die Polizisten haben mir mitgeteilt, dass Strafanzeige erstattet wurde.“ Zu diesem Zeitpunkt hatten Hakan Ö. sowie ein Großteil der DSC-Spieler den Sportplatz allerdings bereits verlassen.

Das Spiel wird von der Sportgerichtsbarkeit des HFV wohl für den SC Hamm gewertet werden. Für den DSC steht damit bereits der dritte verschuldete Spielabbruch innerhalb eines Jahres zu Buche. Trotzdem hofft Ceylan aber auf die Milde des Verbands: „Es wurde Strafanzeige gegen den Spieler gestellt. Damit ist es eine Sache des Zivilgerichts, mit dem der Rest der Mannschaft eigentlich nichts zu tun hat. Dass noch weitere Strafen auf uns zukommen, kann ich mir nicht vorstellen. Der Verein wird sich das schon genau angucken. Mir bleibt nur, mich im Namen des Vereins in aller Form beim Schiedsrichter zu entschuldigen. Das werde ich beim Prozess auch noch einmal persönlich machen.“