Taktisches Filetstück – Flores lässt „das Pendel umschlagen“!

Condor verdirbt Smith-Premiere

02. August 2015, 15:23 Uhr

Carlos Flores (v.) bereitete zwei Tore vor und erzielte das dritte selbst. Foto: KBS-Picture.de

Ausgerechnet am Tag seines 37. Geburtstages musste Olufemi Smith im ersten Spiel als Cheftrainer seine allererste Niederlage einstecken. „Es gibt durchaus blödere Zeitpunkte, um an seinem Geburtstag zu verlieren“, tröstete Christian Woike seinen Gegenüber auf der anschließenden Pressekonferenz. Schließlich berichtet der Condor-Coach aus eigener Erfahrung: vor knapp anderthalb Jahren feierte Woike das Erreichen des 36. Lebensjahres am Tag des Pokalfinals gegen den USC Paloma (2:3 n. E.).

Während der 90 Minuten an der Brucknerstraße glänzte der SC Condor mit einer taktischen Meisterleistung. Der geballten Offensivpower des USC Paloma traten die „Raubvögel“ mit einer kompakten Ausrichtung gegenüber und machten die Räume sehr eng. Vor der Viererkette agierten mit Cassian Klammer, Till Daudert und Raffael Kamalow gleich drei Mann im Zentrum, die der Stärke der Hausherren gegenüber traten. Nach drei Minuten wären aber auch sie machtlos gewesen, wenn Milos Ljubisavljevic, der einen gebrauchten Tag erwischte, Evers' Hereingabe von rechts im Tor von Sascha Kleinschmidt untergebracht hätte. Stattdessen zog er am rechten Pfosten vorbei. Ansonsten war vom Smith-Ensemble in der Offensive lange Zeit nichts zu sehen. Condor stand gut, ließ nichts anbrennen und setzte immer wieder Nadelstiche.

Hoeling bärenstark – Flores allgegenwertig

Mit seinem Treffer zum 2:1 ließ Kris Laban "das Pendel umschlagen". Foto: KBS-Picture.de

In der 19. Spielminute sorgte Carlos Flores für den ersten von vielen Akzenten, als er sich nach Klammers Zuspiel gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und den tödlichen Pass in die Tiefe spielte. Ibrahim Özalp war auf halbrechts auf und davon, schloss ganz trocken mit einem Flachschuss ins lange Eck zur Gäste-Führung ab! Kurz darauf zeigte Sascha Kleinschmidt seine ganze Klasse, nachdem Anders durch die Bogenlampe von Matteo Evers hindurch tauchte und Ljubisavljevic plötzlich völlig blank stand. Seinen zwar platzierten, aber ohne Power abgegebenen Torschuss kratzte der SCC-Schlussmann mit den Fingerspitzen aus dem linken Toreck (21.). Eine äußerst bemerkenswerte Vorstellung zeigte Condors Youngster Isaak Hoeling, der in der Innenverteidigung neben Max Anders einen famosen Job verrichtete und als Beispiel nach einer halben Stunde dem durchstartenden Ljubisavljevic mit einem herausragenden Tackling das Leder vom Fuß spitzelte.

Condor zeigt „tolle Reaktion“ nach Ausgleich

Nachdem Laban die Kugel ans Außennetz beförderte (41.) hatten die Farmsener im Gegenzug Glück, dass Ljubisavljevic an diesem Vormittag offenbar nicht genügend Zielwasser getrunken hatte: freistehend lief er auf Kleinschmidt zu, wurde von hinten noch leicht von Anders bedrängt – und verzog komplett (43.). Condor hatte immer noch ein Bein dazwischen, war stets auf der Hut und ließ die Offensive der Palomaten kaum bis gar nicht zur Entfaltung kommen. Die taktischen Vorgaben von Woike fruchteten, wurden allerdings unmittelbar nach Wiederanpfiff über den Haufen geworfen: nach einem langen Ball eilte Kleinschmidt aus seinem Kasten, kam jedoch einen Schritt zu spät. Ljubisavljevic bewies dieses Mal Übersicht und schaufelte das Spielgerät aus spitzem Winkel – von links am Sechzehner – in die Maschen (48.)! Als die Partie so langsam zu kippen drohte, schlugen die „Raubvögel“ in einer unglaublichen Eiseskälte zurück und zeigten „eine tolle Reaktion“, wie Woike befand. Smith konstatierte hingegen: „Als wir gerade gut im Spiel waren und das Pendel in unsere Richtung umschlug, leisten wir uns individuelle Fehler und kassieren den Doppelschlag.“

Flores mit Pass- und Abschlussqualitäten

Der Mann für die entscheidenden Momente: Carlos Flores! Zunächst bediente der Routinier Kris Laban, der mit dem ersten Kontakt die Kugel stoppte, um sie dann staubtrocken mit links ins lange Eck zu befördern (59.)! Keine 120 Sekunden waren seither vergangen, da setzte Flores auf der linken Seite zum Sololauf an, marschierte an Freund und Feind vorbei, um dann aus nahezu unmöglichem Winkel Sebastian Voß zu überwinden (61.)! Die Partie war entschieden – eine Reaktion der „Blauen“ blieb aus. Stattdessen hätte Condor bei konsequenterer Chancenauswertung noch ein oder zwei Treffer nachlegen können. Insbesondere Thiemo Kieckbusch tat sich hierbei hervor (81., 85.). Trotz des erfolgreichen Auftakts standen Woike nach der Partie kleinere Sorgenfalten auf der Stirn. Der Grund: zehn Minuten vor Ultimo musste Carlos Flores das Feld verletzungsbedingt verlassen. Da man zu jenem Zeitpunkt bereits dreimal gewechselt hatte, beendete der SCC die Begegnung mit zehn Akteuren. Zuvor konnte bereits Alexander Krohn mit einer Verletzung am Oberschenkel nicht weitermachen. Trotz dessen war der siegreiche Übungsleiter „fürs erste Spiel absolut einverstanden“ mit der Leistung seiner Jungs.