TBS-Abstieg ein Betriebsunfall? „Auf lange Sicht in die Oberliga!“

Neucoach Graonic lotst Ex-Profis an die „Twiete“

21. September 2016, 12:15 Uhr

Der neue Mann auf der Kommando-Brücke von TBS Pinneberg: Dragan Graonic. Foto: noveski.com

„Von den Einzelspielern her ist die Qualität zu gut, um abzusteigen“, oder „Die werden sich schon noch befreien“: Kaum ein Interessierter oder Beobachter der Landesliga Hammonia hielt es im Verlaufe der vergangenen Saison für möglich, dass TBS Pinneberg die Spielzeit unter den letzten vier Teams abschließen würde. Erst Recht nicht, als sich der TSV Uetersen vorzeitig verabschiedete und seine Liga-Mannschaft vom Spielbetrieb zurückzog. Allerdings ging es auch hinter den Kulissen des Pinneberger Clubs, der an der Müßentwiete zu Hause ist, hoch her – so dass es schlussendlich ganz anders kommen sollte…

Manager Enrico Kieselbach, der mit viel Herzblut für den Verein tätig war, legte seinen Posten nieder – und auch auf der Trainerbank gab es eine stetige Personal-Rochade. Nicht erst in der abgelaufenen Spielzeit entwickelte sich der Trainerstuhl zu einem kleinen Schleudersitz bei den Pinnebergern. Was folgte, war das Horror-Szenario für den ganzen Club: TBS Pinneberg musste den bitteren Gang in die Bezirksliga antreten – und das, obwohl man in den Monaten und Jahren zuvor ganz andere Ziele hatte. Die Landesliga sollte zwar nicht nur eine Durchgangsstation sein, aber zumindest war der Traum von einem möglichen Oberliga-Aufstieg an der Müßentwiete stets präsent. Umso schwerer wog der Landesliga-Abstieg!

„Zwei, drei Spieler mit Erstliga-Erfahrung in Bosnien“

Milad Ahadi (l.) kickte schon für Cordi, Teutonia 05, Meiendorf oder auch Poppenbüttel, wo er letzte Saison die Meisterschaft in der Landesliga Hansa feierte. Foto: noveski.com

Mit Dragan Graonic übernahm ein neuer Übungsleiter. Dieser möchte den Verein wieder in ganz andere Gefilde führen und kündigt voller Selbstbewusstsein an: „Dieser Club gehört woanders hin – und auf jeden Fall nicht in die Bezirksliga!“ Einige Akteure konnten trotz des „Niedergangs“ gehalten werden – neue Leute kamen hinzu. Darunter Spieler wie Milad Ahadi oder auch Nils Mahncke (beide (SC Poppenbüttel), die über reichlich Landes- und sogar Oberliga-Erfahrung verfügen. Doch das soll erst ein Anfang sein, wie Graonic verkündet. Denn der Neucoach hat noch ganz andere Kaliber an der Angel, wie er uns verrät: „Es kommen noch Spieler, die teilweise Erstliga-Erfahrung in Bosnien haben.“ Namentlich würde man diese in Hamburg zwar nicht kennen, aber „die wird man schnell kennenlernen“, verspricht Graonic. „Das sind alles zentrale Spieler, die torgefährlich sind und das Spiel aus dem Mittelfeld heraus ankurbeln können. Das wird dann ein ganz anderer Fußball! Sie werden ein paar Spiele brauchen, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Aber hier wird genauso gelaufen, geschossen und Fußball gespielt wie in der ersten Liga. Aber sie müssen sich erstmal an die Mentalität gewöhnen müssen. Da werde auch ich sehr gefragt sein. Denn ich werde sehr viel Zeit mit ihnen verbringen, da sie mich schon seit fünf Jahren kennen. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass sie keine große Anlaufzeit brauchen werden.“

„In drei, vier Jahren mindestens Oberliga!“

Die ersten Wochen hatten nicht viel mit Fußball zu tun gehabt, meint zumindest der neue Hoffnungsträger auf der Bank von TBS. „Wir haben eigentlich einen 23-Mann-Kader und trainieren dreimal die Woche, was für einen Bezirksligisten viel ist. Allerdings hatten wir in den ersten Saisonspielen phasenweise nur elf, zwölf Leute im Kader – und das mit einigen Spielern aus unserer Zweiten und einem Torhüter im Feld. Deshalb konnte ich noch nicht so spielen, wie ich es gerne würde. Ich möchte viel Ballbesitz haben und das Kurzpassspiel forcieren.“ Graonic, der in Bosnien „selbst einen Verein von der Kreisklasse bis in die dritte Liga geführt“ hat, wie er sagt, sieht auch das „Projekt“ TBS Pinneberg auf einen längeren Zeitraum ausgelegt. „Das Ziel ist natürlich auf lange Sicht ausgelegt und strukturiert. Ich will nicht nur in die Landesliga, sondern in drei bis vier Jahren mindestens bis in die Oberliga kommen!“ Das sind mal kernige Ansagen, denen er folgen lässt:„Wenn wir den Sprung in die Landesliga schaffen sollten, werden vier, fünf weitere starke Neuzugänge dazu stoßen.“Allerdings könnte es auch schon im Winter soweit sein. „Es ist möglich, dass wir nochmal nachrüsten. Dann aber nicht mit Spielern aus der ersten Liga (zweite Liga in Bosnien, Anm. d. Red.), sondern dann wollen wir ein, zwei Jungs holen, die dort in der Premijer Liga gespielt haben und als Profis unterwegs waren.“

„Wir brauchen nicht viel Zeit“

Nils Mahncke schloss sich ebenfalls den Mannen von der Müßentwiete an. Foto: noveski.com

Fakt ist nämlich: „Ich will nicht, dass dieser Verein lange in der Bezirksliga spielt!“ Die Strukturen stimmen und Graonic ist überzeugt von der Aufgabe.„Finanziell steht der Club gut dar – auch wenn zuletzt einige Fehler gemacht wurden. Diese habe ich im letzten halben Jahr gesehen, da ich mir einige Spiele angeguckt und in den Verein rein gehorcht habe.“ Sein Engagement war an einige Bedingungen geknüpft:„Ich habe es nur gemacht, weil ich weiß, dass ich etwas verändern kann in Zusammenarbeit mit den Offiziellen – weil diese sehr willig sind und mich unterstützen. Zudem haben sich die Verantwortlichen auch sehr bemüht, den neuen Spielern aus Bosnien Wohnungen und Arbeitsplätze zu stellen.“ Seit dem 20. August habe Graonic „nahezu alle Mann zur Verfügung“, wie er sagt. „Dann wird’s aufwärts gehen!“ Schließlich verfolgt man ambitionierte Ziele. „Ich will während der kompletten Saison unter den ersten Dreien sein – das werden wir mit diesem Kader auch schaffen. Es gibt Mannschaften, die brauchen viel Zeit, bis sie sich finden – das wird bei uns nicht der Fall sein.“ Die Tabellenführung mit 22 von 24 möglichen Punkten in der Bezirksliga West ist bereits ein Anfang in die richtige Richtung...