„Totalausfall“ in Altona: Dezimiertes Buxtehude egalisiert Rückstand

AFC kommt gegen das Schlusslicht nicht über ein 1:1 hinaus

07. Mai 2017, 20:20 Uhr

Die Spieler des AFC zeigten sich nach dem Spiel erschöpft und geschlagen. Foto: Mathias Merk

Trotz einer spielerischen, personellen und faktischen Überlegenheit gelang es dem haushohen Favoriten Altona 93 gegen den bereits abgestiegenen Buxtehuder SV nicht, drei Punkte einzuheimsen. Stattdessen fuhren die Gäste „glücklich“ heimwärts, wie es BSV-Trainer René Klawon passend umschrieb. Sein Gegenüber Berkan Algan haderte mit der mangelnden Chancenverwertung seiner Akteure, die eine Führung in Überzahl nicht nutzten, um den Sieg über die Runden zu bringen: „Spieler, die sonst fast immer gut sind, waren es heute nicht, was sich gleich bemerkbar gemacht hat.“ Die Konzentration der „93er“ liegt nun darauf, in den letzten beiden Spiel zu punkten und die Regionalliga-Aufstiegsrunde zu bestehen.

Innenverteidiger Jan Novotny brachte seinen AFC in Front. Foto: Mathias Merk

„Dass wir nichts mehr mit der Meisterschaft zu tun haben werden, wusste ich schon vor drei Wochen. Aufgrund unserer Personalsituation fehlt uns dafür einfach der lange Atem“, konstatierte ein sichtlich geknickter AFC-Coach Berkan Algan nach dem 1:1-Unentschieden gegen den Buxtehuder SV, das sich sicherlich für den ein oder anderen wie eine Niederlage angefühlt haben düfte, da die Hausherren fast durchgehend gegen den bereits festehenden Absteiger anrannten, es aber verpassten, nach der Führung den Deckel draufzusetzen.

Dabei erspielte sich der AFC sehr viele Torchancen. Dass nicht mehr als eine erzielte Bude dabei heraussprang, lag auch daran, dass im Kasten der Gäste mit Dushan Pavlov ein Schlussmann stand, der ein sehr starkes Spiel machte. So kam es, dass die 689 Zuschauer an der Adolf-Jäger-Kampfbahn in der ein oder anderen Situation bereits den Ball im Netz zappeln sahen, doch Pavlov sich mit großartigen Glanzparaden auszeichnete. Der einzige Treffer gelang Altona 93 in der 18. Minute, als der aufgerückte Innenverteidiger Jan Novotny nach einem Freistoß im Strafraumgewühl den Ball von Tevin Tavese drei Meter vor dem Gehäuse quer gelegt bekam und das Leder zur 1:0-Führung über die Linie drückte.

Algan: „Wir hatten Totalausfälle in der Mannschaft"

Coach Algan sah „Totalausfälle" im Team von Altona, da sich seine Spieler wie unter anderem Tevin Tavese (unten) und Nick Brisevac (2. v. l.) nicht gänzlich durchsetzten. Foto: Mathias Merk

Da die Gastgeber die deutlich höheren Spielanteile besaßen und Buxtehude lediglich auf Konter lauerte, war die Führung für den AFC zu diesem Zeitpunkt absolut verdient. In der Folge kamen die Kicker aus Altona zwar noch häufiger gefährlich vor das gegenerische Tor, aber selbst hochkarätige Großchancen konnten nicht in etwas Zählbares umgemünzt werden. „Wir haben sehr viele Torchancen gehabt, was das Positive an diesem Spiel war. Das Negative war aber, dass wir eben sehr viele Torchancen nicht rein gemacht haben“, ärgerte sich AFC-Coach Algan. 


Dabei sah das, was seine Akteure im Spielaufbau zeigten, größtenteils sogar sehr ansehnlich aus. Allerdings haperte es an eben dieser mangelnden Chancenverwertung, was Algan zur folgenden Aussage trieb: „Wir hatten heute Totalausfälle in der Mannschaft und das bei Spielern, die eigentlich nie Totalausfälle sind. Das sind Spieler, die von 40 Partien in 38 Begegnungen gut sind. Heute waren sie es eben mal nicht, was sich einfach bemerkbar machte.“ Allerdings betonte der Übungsleiter auch, dass jeder Einzelne dieser Spieler seine vollste Rückendeckung bekomme und es zudem sehr positiv sei, dass die Mannschaft zurzeit eine Entwicklung durchmachen darf, in der sie sich selbst reflektiert und schauen kann, was auch mal nicht so gut läuft.

BSV gleicht in Unterzahl aus

BSV-Keeper Dushan Pavlov (rechts) glänzte mit vielen Paraden. Foto: Mathias Merk

Dazu zählt sicherlich auch die Erkenntnis, dass das Team es selbst in Überzahl nicht hinbekam, seiner Favoritenrolle gerecht zu werden. Denn Tilman Patsalis legte im ersten Drittel der zweiten Halbzeit innerhalb von sechs Minuten zwei verwarnungswürdige Fouls hin, sodass Schiedsrichter Luca Jürgensen nichts anderes übrig blieb, als den Buxtehuder mit der Ampelkarte frühzeitig unter die Dusche zu schicken (59.). Doch statt diese personelle Überlegenheit auszunutzen, kassierten die „93er“ sogar den Ausgleich durch Jeremy Faruke, der nach einer kurz ausgeführten Ecke schließlich von Tobias Schroeder bedient wurde und aus zentraler Position einen Strahl unter die Latte in die Maschen schoss (72.).


Da war sie also, die Bestrafung, die in dieser Sportart bekanntlich oftmals auf dem Fuße folgt, wenn zu viele Gelgenheiten einfach liegengelassen werden. Jedoch sollte gerechter Weise auch betont werden, dass BSV-Fänger Pavlov eine extrem starke Leistung zeigte, indem er mit glänzenden Flugeinlagen unter anderem einen wuchtigen Kopfball von Novotny um den Pfosten lenkte (40.), den Distanz-Hammer von Eliezer Correia Ca aus dem Winkel fischte (68.) oder den Einschlag nach einem Thiessen-Freistoß verhinderte (78.). An diesem Mann gab es einfach kaum ein Vorbeikommen.

Klawon: „Wir nehmen zurecht den Punkt mit nach Hause"

Nach dem Spiel freute sich Jeremy Faruke (links) mit seinen Teamkollegen über seinen Treffer zum Ausgleich und den gewonnen Punkt seines Teams. Foto: Mathias Merk

Spannend wurde es dann nochmal in der Schlussphase der Partie, als beide Mannschaften auf einen weiteren Treffer drückten, Auch in dieser Zeit waren es die Kicker von Altona 93, die sich, wie zuvor auch schon, mehr Strafraumszenen herauspielten, was letztlich jedoch nichts nutzte. BSV-Trainer René Klawon sagte nach dem Spiel: „Das Ergebnis ist für uns sehr glücklich, da Altona uns klar überlegen war. Allerdings muss ich, was das Kämpferische angeht, den Hut vor meiner Mannschaft ziehen. Denn obwohl wir schon als Tabellenschlusslicht abgestiegen sind, haben sie nochmal alles gegeben.“ Dabei reisten die Blau-Gelben sogar mit ihrem letzten Aufgebot an, weshalb Akteure wie Alassane Sama, Philipp Inacio und Tilman Patsalis sogar mit Verletzungen und Schmerzmitteln auflaufen mussten. „Unter diesem Gesichtspunkt werden wir auch zurecht diesen einen Punkt mit nach Hause nehmen“, so Klawon. 

Eine lange Verletztenliste existiert auch auf Seiten des AFC, der sich zumindest darüber freuen durfte, dass Dennis Thiessen ab der 57. Minute wieder auf dem Platz stehen konnte. Dennoch hätte der Gastgeber mehr aus der Begegnung herausholen müssen. „Ich weiß, dass sich die Jungs mindestens genaus darüber ärgern, wie ich. Weil ihnen momentan diverse Dinge nicht gelingen, die sie normalerweise eigentlich um drei Uhr morgens aus dem Schlaf heraus können.“ Mit dieser Aussage umfasste Coach Algan jedoch nicht nur die fehlende Leistung dieser Partie, sondern auch die der letzten Wochen. Denn die erneute Punkteteilung war das vierte 1:1-Unentschieden in Folge und zwischdurch verpasste man kürzlich noch zusätzlich den Einzug ins Finale des ODDSET-Pokals, als Altona am „Tag der Arbeit“ in Halstenbek-Rellingen das Halbfinale mit 1:2 verlor. „Jetzt nehmen wir aber erstmal den Punkt mit und bereiten uns auf die noch folgenden Spiele in Wedel und zuhause gegen Bucholz vor. Ich hoffe, dass wir diese Partien zumindest nicht verlieren und dann wollen wir die Relegation in die Regionalliga schaffen.“

Mathias Merk

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