Türkiye marschiert – doch Yapici sorgt für Krankenwagen- und Polizei-Einsatz!

Platzverweis in der Pause: FCT-Akteur verliert die Fassung

16. Oktober 2016, 19:59 Uhr

Türkiyes Serhat Yapici verlor die Nerven, flog in der Pause mit Gelb-Rot vom Platz und zertrümmerte daraufhin die Kabinentür, woraufhin ein Krankenwagen und die Polizei anrücken musste. Foto: KBS-Picture.de

Es war die Szene, die das Fußballerische in den Hintergrund rücken ließ: nachdem Schiedsrichter Alexander Teuscher (SC Eilbek) die ersten 45 Minuten zwischen dem VfL Pinneberg und dem FC Türkiye beendete, geriet Gästeakteur Serhat Yapici in einen Disput mit seinen Mitspielern, der nicht nur verbal ablief. Daraufhin zückte Teuscher die Gelbe Karte – da sich Yapici nicht im Zaun halten konnte, bekam er gleich die Ampelkarte hinterher. Der fußballerisch so begabte Mittelfeldakteur verlor nun (mal wieder) komplett die Fassung, konnte es nicht glauben und zertrümmerte die Kabinentür mit einem Faustschlag. Da der 28-Jährige in der Folge stark blutete, musste sogar ein Krankenwagen anrücken – und die Hausherren alarmierten sogar die Polizei. Als diese eintraf, befand sich Yapici allerdings schon im Krankenhaus und ließ sich mit 14 Stichen nähen!

„Damit schadet er sich selbst, der Mannschaft und dem Verein“, ärgerte sich auch sein Trainer Erhan Albayrak über den Ausraster seines Spielers, allerdings fügte er auch gleichzeitig an: „Wir haben in den letzten Wochen einige Platzverweise bekommen – und das nicht wegen irgendwelcher Ellbogenschläge, Tätlichkeiten oder sonstiger Ausraster, sondern wegen Notbremsen, taktischen Fouls und so weiter. Nun wird bei uns schon ein Spieler vom Platz gestellt, wenn das Spiel gar nicht mehr läuft. Es tut mir leid, aber für mich ist das ein total selbstdarstellerische Gehabe des Schiedsrichters, sich da einzumischen. Da kann man durchaus mal ein bisschen Fingerspitzengefühl an den Tag legen, mit dem Spieler oder auch mit mir als Trainer sprechen – und muss da nicht innerhalb weniger Sekunden zwei Gelbe Karten zücken!“ Nichtsdestotrotz stellte Albayrak auch fest: „Wir sind als Verein dafür verantwortlich, was dann passiert ist und werden für den Schaden auch aufkommen! Genauso wird Serhat seine Strafe dafür erhalten.“

Auch Manager Klaus Klock, der aufgrund eines Bandscheibenvorfalls nicht anwesend war, fühlt den Verein falsch dargestellt: „Wenn wir künftig solche Dinge ahnden, dann mal alle Achtung. Fakt ist, dass wir so nicht untereinander und miteinander umgehen können. Das werden wir intern auch besprechen, aber mittlerweile bin ich schon kurz davor, den Spielern einen Mundschutz umzubinden und ihnen vorher zu sagen, dass sie bitte keine Zweikämpfe mehr führen sollen!“

Nach Yapici-Ausraster: Krankenwagen und Polizei müssen anrücken

Die Auswirkungen von Yapicis Ausraster.

Zum Spiel: Pinneberg musste auf einige Leistungsträger wie Stammkeeper Norman Baese (Rückenprobleme), Jan-Henrik Kaetow (krankheitsbedingt) und Christian Kulicke (leichte Grippe) verzichten. Dementsprechend schwer tat man sich. In der 18. Spielminute verwandelte Sascha de la Cuesta einen von Onur Tüysüz herausgeholten Handelfmeter zur Türkiye-Führung. In der Pause folgte das Yapici-Dilemma, was VfL-Manager Florian Holstein wie folgt wahrnahm: „Der besagte Spieler ist in der letzten Minute der ersten Halbzeit verletzt an der Außenlinie liegen geblieben. Daraufhin entwickelte sich eine gute Konterchance für unser Team, woraufhin der Gegner nicht etwa sauer darüber war, dass wir den Ball nicht ins Aus gespielt haben, sondern weil deren Spieler liegen geblieben ist und nicht weitergespielt hat. Dann kam es zu einigen Diskussionen untereinander.“ Als sich Holstein bereits auf dem Weg zur Sprecherkabine befand, um die anderen Zwischenstände durchzugeben, kam es zum Eklat. „Unser Sicherheitsbeauftragter kam zu mir und meinte, dass die Scheibe der Kabinentür eingeschlagen wurde. Da der Spieler stark geblutet hat, wurde ein Krankenwagen gerufen und wir haben auch die Polizei verständigt. Ganz einfach deshalb, weil es sich um einen städtischen Platz handelt und die Stadt entscheiden muss, wie man da nun vorgeht.“ Pikant: bereits in der Vorsaison, als Yapici noch im Dress des Niendorfer TSV spielte, flog er in Pinneberg vom Platz.

„Man sollte unsere sportlichen Leistungen mehr wertschätzen“

Nach der Pause erhöhte Tolga Tüter nach einer feinen Einzelleistung, als er gleich drei Gegenspieler einfach stehen ließ und zum 2:0 finalisierte (56.) – wohlgemerkt nun in Unterzahl! Zwar konnte Flemming Lüneburg noch einmal verkürzen und seinem Team neues Leben einhauchen (62.). Doch Türkiyes Medeni Kaya entschied die Partie, als er nach einem Freistoß von Emre Özkan – zum Tor hingezogen – vor VfL-Schlussmann Timo Herrmann an den Ball kam und diesen über die Linie spitzelte (84.). Dank dieses Erfolges kletterten die Albayrak-Schützlinge auf den zweiten Tabellenplatz – und siegten schon wieder mit einem Mann weniger. Das erkannte auch der Gegner neidlos an: „Ich glaube, es kommt denen sogar entgegen, wenn sie in Unterzahl sind, weil sie sich dann wirklich auf die Defensivarbeit konzentrieren und mit ihren schnellen Leuten kontern. Da sind sie nur noch schwer einzufangen. Dass sie die individuelle Klasse haben, ist unbestritten“, so Holstein. FCT-Coach Erhan Albayrak findet – nicht ganz zu Unrecht –, dass die sportlichen Leistungen zu wenig gewürdigt werden, sagt: „Wenn man auswärts in Pinneberg mit einem Mann weniger 90 Minuten dominiert, dann kann ich nur sagen: Chapeau und Respekt vor der Truppe! Das sollte man auch mal wertschätzen. Wir haben fünf der letzten sechs Spiele gewonnen, sind seitdem ungeschlagen und haben die wenigsten Gegentore der Liga kassiert. Deshalb genießen wir diesen Moment und nehmen ihn gerne mit.“

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